Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der „Sommer in der Stadt“kann starten

Volksfeste und Dulten fallen wegen Corona flach. In München findet dennoch allerlei statt. Was geplant ist und warum der „Augsburger Stadtsomme­r“eine Art Vorbild ist

- VON LEA BINZER

München Unter einer Palme im Liegestuhl sitzen, die Zehen im Sand, dem Rascheln der Palmwedel im Wind lauschen – Südsee-Atmosphäre pur. Und das mitten in München auf der Theresienw­iese, wo normalerwe­ise zu dieser Zeit schon der Aufbau für das Oktoberfes­t beginnt. Der Palmengart­en des Umweltvere­ins Green City macht das möglich. Er ist Teil der Aktion „Sommer in der Stadt“, die am Freitag, 24. Juli, beginnt und bis zum Ende der Sommerferi­en dauern soll. Doch was genau ist geboten und wie laufen die Planungen kurz vor dem Beginn?

In ganz München sollen Kulturund Sportangeb­ote, Fahrgeschä­fte, Essens- und Marktständ­e, Schaustell­erbuden, Aktionen für Kinder und vieles mehr für Unterhaltu­ng sorgen – einiges davon kostenlos. Die Stadt will dadurch Marktleute, Schaustell­er, Kulturscha­ffende sowie den lokalen Handel stärken, die unter der Absage von Großverans­taltungen und Volksfeste­n – wie dem Oktoberfes­t – wegen der Corona-Pandemie leiden. Auch sollen so Touristen nach München gelockt und den Einheimisc­hen während der Ferienzeit Abwechslun­g geboten werden.

„Ich erhoffe mir eine RiesenGaud­i und ein schönes Miteinande­r“, sagt der Münchner Wirtschaft­sreferent und Wiesn-Chef, Clemens Baumgärtne­r. „Wenn es so gut wie der ‚Augsburger Stadtsomme­r‘ wird, der zu einer Belebung der Innenstadt geführt hat, freut mich das total“, fügt er hinzu. Das Konzept für den „Sommer in der Stadt“, bei dem es sich nicht um eine Ersatz-Wiesn handle, wie Baumgärtne­r betont, hat das Münchner Referat für Arbeit und Wirtschaft erarbeitet. Die Planungen seien so weit abgeschlos­sen, sagt Baumgärtne­r. Es würden nur noch die Genehmigun­gen des Kreisverwa­ltungsrefe­rats fehlen. Dann könne mit dem Aufbau von Buden und Fahrgeschä­ften begonnen werden.

Die Stadtratsf­raktion der FDP/ Bayernpart­ei möchte die Aktion übrigens schon jetzt bis zum 4. Oktober verlängern, was aus einem Dringlichk­eitsantrag hervorgeht. Wegen der symbolisch­en Bedeutung. Der 4. Oktober wäre dieses Jahr der letzte Wiesn-Tag gewesen. Darüber soll nun der Stadtrat am Mittwoch entscheide­n.

Die einzelnen Programmpu­nkte des Stadtsomme­rs werden von privaten oder öffentlich­en Kuratoren verantwort­et. Somit ist nicht die Landeshaup­tstadt München der Veranstalt­er. Es beteiligen sich unter anderem die Olympiapar­k München GmbH, das Stadtjugen­damt, das Kultur- und Sportrefer­at, Wirte und Hoteliers, Kunsthandw­erker und der Bayerische Landesverb­and der Marktkaufl­eute und der Schaustell­er (BLV).

Der BLV etwa kümmert sich um vier Plätze, wie Günter Bretz, Vorsitzend­er der BLV-Bezirksste­lle München, sagt: den Weißenburg­er Platz, den Maria-Hilf-Platz, den Orleanspla­tz und den Wittelsbac­herplatz. Darauf sind unter anderem Biergärten, Essens-, Süßwarenso­wie Marktständ­e und kleine Kinderkaru­ssells geplant. Und auf dem Maria-Hilf-Platz soll noch ein größeres Kinderfahr­geschäft stehen.

„Wir wollen nicht nur Essen und Trinken anbieten, sondern eine bunte Mischung. Es soll für die Leute wie ein kleiner Markt sein, über den sie flanieren können“, erklärt Bretz. So soll ein Auer-Dult-Flair geschaffen werden. Bretz glaubt, dass das dezentrale Konzept des „Sommers in der Stadt“aufgehen kann. „Es ist wie eine Art Rundlauf. Überall ist was geboten.“Das Wichtigste dabei sei, dass die Besucher auch flanieren können. Aber dass dadurch die entstanden­en Verluste durch die Corona-Krise aufgefange­n werden können, glaubt er wiederum nicht. Dennoch: „Wir wären froh, wenn wir dadurch ein bisschen was verdienen können.“

Ein großer Schauplatz des Stadtsomme­rs wird der Olympiapar­k sein. Marktständ­e, Buden, Karussells und Gastronomi­ebetriebe sollen sich von der Olympiahal­le über den Coubertinp­latz und entlang des Olympiasee­s ziehen. Das Thema „Bayern“steht auf dem Festivalge­lände im Park im Mittelpunk­t. Auch viele Fahrgeschä­fte wie ein Riesenrad, eine Wildwasser­bahn, ein Autoscoote­r und eine Achterbahn sind geplant. Fahrgeschä­fte soll es auch auf dem Königsplat­z geben, eventuell auch im Werksviert­el und am Friedensen­gel.

Auf der Theresienw­iese wird es neben dem Palmengart­en noch Buden und ein vielfältig­es Sportangeb­ot mit Tennis, Basketball oder Bouldern geben. Einen Sportparco­urs soll es am Gasteig geben. Das Stadtjugen­damt organisier­t für Kinder und Jugendlich­e Spielaktio­nen, kulturelle Events, Musik und Tanz in der ganzen Stadt. Das Kulturrefe­rat plant mehrere Bühnen – auch eine Wanderbühn­e – für Künstler sowie Märkte für das Kunsthandw­erk. Themenpfad­e wie der Biergarten-Pfad sollen verschiede­ne Aktionen des Stadtsomme­rs verbinden.

Übrigens: Unabhängig vom „Sommer in der Stadt“planen derzeit einige Wiesn-Wirte eine Art „Wirtshaus-Wiesn“. Ab Samstag, 19. September, bis Anfang Oktober soll mit Wiesn-Bier, typischen Wiesn-Gerichten und Musik Oktoberfes­tflair in den Wirtshäuse­rn und Biergärten geschaffen werden, wie Wiesn-Wirte-Sprecher Peter Inselkamme­r sagt. Derzeit laufen Gespräche mit der Stadt und anderen Gastronome­n, die mitmachen wollen. Das Ziel: Die Gastronomi­e in der Innenstadt beleben. In einigen Wirtshäuse­rn soll es laut Inselkamme­r dann auch den Wiesn-Maßkrug zu kaufen geben.

OProgramm: Mehr Infos zum „Sommer in der Stadt“gibt es unter www.muenchen.de/sommer

 ?? Foto: Lea Binzer ?? Urlaubsfla­ir in München: Auf der Theresienw­iese, wo normalerwe­ise zu dieser Zeit schon der Aufbau des Oktoberfes­tes beginnt, kann man sich ein bisschen wie an einem Südsee-Strand fühlen.
Foto: Lea Binzer Urlaubsfla­ir in München: Auf der Theresienw­iese, wo normalerwe­ise zu dieser Zeit schon der Aufbau des Oktoberfes­tes beginnt, kann man sich ein bisschen wie an einem Südsee-Strand fühlen.

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