Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Kampf um die Existenz
Jugendherbergen müssen massive Verluste hinnehmen
München Die Absage mehrtägiger Klassenfahrten in Bayern bis einschließlich Januar 2021 bringt die Jugendherbergen in finanzielle Bedrängnis. Nach Berechnungen des Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) in Bayern verlieren die Häuser dadurch rund sechs Millionen Euro Umsatz. „Dieser Rückgang ist durch Einsparungen nicht zu kompensieren, ohne einen externen Geldzufluss sind wir ab Ende des Jahres wieder von einer Insolvenz bedroht“, sagte DJH-Sprecher Marko Junghänel in München.
Die Jugendherbergen waren ab Mitte März wochenlang geschlossen und mussten Umsatzeinbußen von insgesamt rund acht Millionen Euro verkraften. Jetzt sind die Gäste zurück, wenn auch nicht überall in gleichem Maße. Gut belegt seien etwa die Einrichtungen an Seen und in den Bergen, etwa in Berchtesgaden, Lindau, Garmisch oder Oberstdorf. Bayernweit kämen aber im Juli und August nicht mal halb so viele Gäste wie im Vorjahr. 2019 zählte das DJH im Freistaat in den beiden Ferienmonaten 250000 Übernachtungen, dieses Jahr sind es nur 100000, darunter vor allem Familien. Das Sozialministerium hatte den Jugendherbergen Mitte Juni etwa 5,8 Millionen Euro CoronaUnterstützung zugesagt. Außerdem gab es eine Entschädigung von bis zu 60 Prozent der entfallenden Einnahmen bis Ende Juli 2020. Ab Mitte September werde es nun wieder eng, sagte Junghänel. „Nur mit dem Zuschuss aus dem Rettungsschirm ist unsere Liquidität nicht bis Ende 2020 gesichert.“
Auch die Schulen bedauern es, dass sie etwa Skikurse oder Abschlussfahrten absagen müssen. „Mehrtägige Schülerfahrten sind wichtig, weil Schule ja auch ein sozialer Ort ist und Herz und Charakter bilden soll“, sagte der Pressesprecher des Bayerischen Philologenverbandes, Benedikt Karl.