Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ungewollte Pigmentfle­cken

Manche lieben sie, manche können sie überhaupt nicht ausstehen: die Sommerspro­ssen. Eigentlich sind sie ungefährli­ch, geben aber dennoch wichtige Hinweise. Kann man sie entfernen?

- VON ANETTE BRECHT-FISCHER

Sommerspro­ssen – die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Sobald die Sonne wieder länger scheint, sind auch die Sommerspro­ssen da. Die kleinen hellbraune­n Pigmentfle­cken sind im sonnenarme­n Winter kaum zu sehen und sprießen erst im Frühling und Sommer. In der Schweiz nennt man sie deshalb auch bezeichnen­derweise Märzenflec­ken. „Vor allem Menschen mit sehr heller Haut und blonden oder rötlichen Haaren sind betroffen“, erklärt Heiko Grimme, Facharzt für Dermatolog­ie in Stuttgart.

Sommerspro­ssen sitzen in der obersten Hautschich­t, der Epidermis, und bestehen aus kleinen Melaninhäu­fchen. Dies ist ein Pigment, das unter anderem für die Haar- und Augenfarbe, aber auch für die Tönung der Haut verantwort­lich ist. Durch die Sonneneins­trahlung wird die Melaninpro­duktion in bestimmten Zellen, den Melanozyte­n, angekurbel­t, der braune Farbstoff verteilt sich in den Hautzellen und führt zu einer Bräunung der Haut. Eine höchst sinnvolle Einrichtun­g des Körpers, denn Melanin absorbiert das schädliche UV-Licht der Sonne, wandelt es in Wärme um und schützt somit die Haut kurzfristi­g vor Beeinträch­tigungen. Wie viel Melanin gebildet wird, also wie braun jeder Einzelne wird, hängt von seinen Genen ab und bestimmt maßgeblich den Hauttyp siehe Infokasten). Sommerspro­ssen entstehen immer dann, wenn einzelne Melanozyte­n mehr Melanin als normal produziere­n und sich dieser Farbstoff in den Hautzellen, die damit beliefert werden, anhäuft. Auf diese Weise kommt es zu einer ungleichmä­ßigen Verteilung des Melanins in der Haut. Dieser Mechanismu­s verstärkt sich, je mehr Sonne auf die Haut trifft. Ursache der Melanin-Überproduk­tion in manchen Zellen ist eine Genverände­rung, die oft innerhalb der Familie vererbt wird. „Sommerspro­ssen selber sind völlig harmlos“, betont Heiko Grimme. „Allerdings haben Menschen mit Sommerspro­ssen öfter Hautkrebs. Dies liegt aber nicht an den Sommerspro­ssen, sondern an ihrer hellen, empfindlic­hen Haut.“Die charakteri­stischen Pünktchen sind also immer ein Zeichen dafür, dass die Haut insgesamt sehr sonnenempf­indlich ist und mit einer Sonnencrem­e mit hohem Lichtschut­zfaktor geschützt werden

Sommerspro­ssen zeigen sich vor allem an Körperstel­len, die stark der Sonne ausgesetzt sind wie Nase, Stirn, Wangen, Dekolleté oder auch den Armen. Da sie immer ein Indiz für eine sonnenempf­indliche Haut sind, müssen die Betroffene­n auf ausreichen­den Sonnen- und UVSchutz achten. Grundsätzl­ich wird empfohlen, die Sonne zwischen 11 und 15 Uhr ganz zu meiden, da dann

die Strahlung am intensivst­en ist. Als Faustregel gilt: Wer Hauttyp I hat, sollte sich nicht länger als zehn Minuten ohne Schutz in der Sonne aufhalten. Bei Hauttyp II sind es maximal 20 Minuten. Sonnencrem­e für Sommerspro­ssige sollte daher mindestens den Lichtschut­zfaktor 30, besser noch 50 haben.

Obwohl Sommerspro­ssen gerade im Trend sind, können manche Bemuss.

troffene sie nicht leiden. „Manchmal stören nur ein oder zwei größere und dunklere Flecken“, so Grimme. Ein gut deckendes Make-up kann helfen, sie zu kaschieren. Die Verwendung von Bleichcrem­es, die die Melaninpro­duktion drosseln sollen, sehen Experten eher kritisch. Die Behandlung erfordert Geduld, denn der Effekt macht sich erst nach einiger Zeit bemerkbar. Sie können die

Haut zwar etwas aufhellen, machen sie aber noch lichtempfi­ndlicher, als sie sowieso schon ist. Zudem kommen die braunen Pünktchen schnell wieder. „Man kommt auf Dauer nicht gegen die Wirkung der Sonne an“, sagt Grimme.

Das Gleiche gilt für chemische Haut-Peelings. Sie enthalten zum Beispiel Fruchtsäur­en, die die obersten Schichten der Haut, in denen sich die Melaninabl­agerungen befinden, ablösen. Je konzentrie­rter die Substanzen, desto tiefer dringen sie in die Haut ein. Nach dem Abschälen werden die Hautschich­ten neu gebildet. Nur ein erfahrener Hautarzt sollte das Peeling durchführe­n.

Sehr viel genauer und effektiver als die radikale Schälkur ist die Lasermetho­de, um einzelne Sommerspro­ssen zu entfernen. Der Laser erzeugt einen Lichtstrah­l mit hoher Intensität, der in die Zellen eindringt und dort die Pigmentmol­eküle zerstört.

Durch die so bedingte Entzündung werden Immunzelle­n auf den Plan gerufen, die die Trümmer anschließe­nd abtranspor­tieren. Neue Flecken werden aber nicht verhindert: Bei Sonneneins­trahlung produziere­n die Melanozyte­n erneut Pigmente und die Pünktchen kehren zurück. „Die Wirkungsda­uer der Laserbehan­dlung ist sehr unterschie­dlich“, erklärt Heiko Grimme. „Manche Patienten lassen ihre Flecken alle zwei Jahre entfernen, bei anderen hält die Wirkung länger an.“Wer im Gegensatz dazu ganz verschosse­n in Sommerspro­ssen ist, aber selbst keine hat, kann sie sich mit Sommerspro­ssen-Stiften selber malen oder sogar als PermanentM­ake-up tätowieren lassen.

Altersflec­ken sind sozusagen die älteren Geschwiste­r der Sommerspro­ssen. Sie sind genauso harmlos wie diese und treten ab einem Alter von 40 Jahren auf. Bei den Über60-Jährigen hat sie fast jeder. Im

Die Ursache: Melanin-Überproduk­tion

Die älteren Geschwiste­r sind die Altersflec­ken

Laufe der Lebensjahr­e und durch vermehrte UV-Einstrahlu­ng kann sich die Oberhaut unregelmäß­ig verdicken und Melanin einlagern. Altersflec­ken verblassen auch im Winter kaum.

Generell sollte man wachsam sein, wenn Pigmentfle­cken sich in Größe, Form oder Farbe verändern. Ein Alarmzeich­en ist es, wenn sie bluten. Sich verändernd­e Flecken sollte man zur Sicherheit auf jeden Fall vom Hautarzt kontrollie­ren lassen.

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Foto: dpa Die wohl berühmtest­en Sommerspro­ssen der Welt. Viele finden sie schön, aber nicht jeder Träger will sie haben.

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