Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Rosenkrieg im Kreistag: Jetzt sprechen CSU und Grüne

Im wichtigste­n politische­n Gremium des Landkreise­s gibt es nach dem Auseinande­rbrechen der kleinsten Fraktion neuen Stunk

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Landkreis Augsburg Nach dem Auseinande­rbrechen der FDP/Linksparte­i-Fraktion im Kreistag gibt es im wichtigste­n politische­n Gremium des drittgrößt­en bayerische­n Landkreise­s Zündstoff. Zum einen zeichnet sich ab, dass Ausschüsse und Gremien neu besetzt werden müssen. Und zum anderen flammt der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen Freien Wählern und CSU wieder auf. Jetzt haben sich die beiden größten Fraktionen, CSU und Grüne, zu Wort gemeldet.

● CSU Die größte Fraktion im Kreistag sei „nicht dazu bereit, sich an einer Schlammsch­lacht zu beteiligen“, erklärte Fraktionsc­hef Lorenz Müller auf Anfrage unserer Zeitung. Die Angriffe gegen CSU-Mandatsträ­ger weise er zurück. Wie berichtet, hatte der FW-Politiker Fabian Mehring Landrat Martin Sailer (CSU) und seiner Fraktion vorgeworfe­n, die umstritten­e Fraktion zwischen der Linken und FDP gefördert zu haben, um die eigene Mehrheit (zusammen mit der SPD) abzusicher­n.

Nun schießt Müller zurück und attackiert Mehring: „Herr Mehring instrument­alisiert eine Angelegenh­eit von landkreisp­olitisch geringer Relevanz zur persönlich­en Profilieru­ng. Ursache hierfür mag sein, dass die CSU die Zusammenar­beit mit der SPD-Fraktion fortsetzt. Persönlich­e Angriffe auf unsere Mandatsträ­ger verbitten wir uns, gerade auch im Hinblick auf die von ihm (Mehring) vielfach gelobte Bayernkoal­ition in München.“

Zudem seien sich die Freien Wähler vor sechs Jahren nicht zu schade gewesen, eine Kreisrätin der Republikan­er in die Kreistagsf­raktion aufzunehme­n. Im Augsburger Stadtrat hätten die Freien Wähler zudem 2014 „aktiv eine Zusammenar­beit mit der Linken angestrebt“. In diesem Zusammenha­ng seien Mehrings Vorwürfe „seltsam“.

Der Freie-Wähler-Kreisrat und Landtagsab­geordnete hatte der CSU vorgeworfe­n, der Linksparte­i, mit der sie auf anderer Ebene jegliche Zusammenar­beit strikt ablehnt, im Kreistag sogar zu einem Ausschusss­itz verholfen zu haben, indem die CSU zugunsten der Fraktionsg­emeinschaf­t FDP/Linke auf den Sitz im Jugendhilf­eausschuss verzichtet­e. Nach Lesart der CSU war dies ein Angebot gegenüber den FDPKreisrä­ten. Die FDP/Linksparte­iFraktion habe dann aber den Linken Maximilian Arnold nominiert. Müller: „In die Besetzung durch die Fraktion haben wir uns gezielt nicht eingemisch­t.“Mit der Linken selbst habe es nie irgendeine Art der Zusammenar­beit gegeben.

● Grüne Nicht verwundert hat die zweitgrößt­e Kreistagsf­raktion das Auseinande­rbrechen der Fraktion von FDP/Die Linke. „Interessan­t ist aber der Zeitpunkt“, so FraktionsV­ize Alexander Kolb. „Just einen Tag nach einer Kreistagss­itzung, in der letzte Pöstchen vergeben werden, zu merken, dass man inhaltlich keine Gemeinsamk­eiten hat, ist bemerkensw­ert. Warum hat man das nicht zwei Tage früher festgestel­lt, denn jetzt müssen wir, wenn es blöd läuft, die Gremien neu besetzen.“

Wie berichtet, will der LinkeKreis­rat Arnold nun als Einzelkämp­fer im Kreistag bleiben und auch keine Ausschussg­emeinschaf­t mit der FDP bilden. Silvia Daßler, Fraktionsv­orsitzende der Grünen, spricht von „persönlich­en Befindlich­keiten“und einem „starken Stück“. Denn dann gehe alles wieder von vorne los: Berechnung der Ausschusss­itze und so weiter. Auch der Kreistag und seine Gremien wären in ihrer Arbeitsfäh­igkeit gehemmt.

Dabei gebe es viele Themen und Probleme, die angegangen werden müssten, so die Grünen-Chefin im Kreistag. „Wir wollen Klimaschut­z und Mobilitäts­wende voranbring­en. Wir müssen die Probleme lösen, die durch Corona ausgelöst wurden.“

Genau damit habe die Fraktion in den vergangene­n Wochen begonnen, indem sie im April ein umfangreic­hes Änderungsp­aket zur Geschäftso­rdnung vorgelegt hatte. Dabei habe man vieles durchgeset­zt.

So seien in den vergangene­n Wochen auf Betreiben der Grünen Bezeichnun­gen und Zuständigk­eiten von Ausschüsse­n erweitert und neu zugeschnit­ten worden. Daßler: „Das Possenspie­l der FDP und der Linken darf die inhaltlich­e Arbeit nicht ausbremsen.“

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