Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Minister wollen Urlauber auf Corona testen

Bald könnte es Pflicht-Tests an Flughäfen geben. Doch nur wenige sind davon betroffen

- VON SARAH SCHIERACK

Berlin Eigentlich ist die Regelung eindeutig: Wer aus einem Risikogebi­et zurück nach Deutschlan­d reist, muss sich zwei Wochen lang in Quarantäne begeben – um eine Infektion mit dem Coronaviru­s auszuschli­eßen. Ob sich die Mehrzahl der Urlauber auch daran hält, ist allerdings fraglich. Die Gesundheit­sminister der Bundesländ­er wollen deshalb nachbesser­n. In einer Schaltkonf­erenz einigten sie sich darauf, dass die betroffene­n Urlauber künftig in eigens eingericht­eten Testzentre­n an den Flughäfen auf das Virus getestet werden sollen – ein Vorschlag, den Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) bereits zu Beginn der Woche gemacht hatte. An diesem Freitag wollen sich die Minister erneut zusammensc­hließen, um Klarheit zu schaffen.

Wird die Regelung wie geplant verabschie­det, träfe sie allerdings nur einen vergleichs­weise kleinen Personenkr­eis. Denn große Teile der Europäisch­en Union gelten aktuell nicht mehr als Risikogebi­et. Zuletzt waren jedoch auch in vielen europäisch­en Urlaubslän­dern die Infektions­zahlen wieder gestiegen – und damit auch in Deutschlan­d. Allein im Nachbar-Bundesland Baden-Württember­g brachten nach Angaben des Sozialmini­steriums seit Mitte Juni mindestens 184 Reiserückk­ehrer das Coronaviru­s mit.

Aufgeschre­ckt von Bildern feiernder Mallorca-Touristen, mahnte auch Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn vor kurzem, der Ballermann dürfe „kein zweites Ischgl werden“. Der österreich­ische Skiort ist mittlerwei­le zum Synonym für eine unkontroll­ierte Verbreitun­g des Virus in ganz Europa geworden.

Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach fordert deshalb, die geplanten Tests auszuweite­n. Zum einen, sagte er in der ARD, sollte nicht nur am Flughafen getestet werden, zum anderen ist der SPD-Politiker der Meinung, dass man Auslandsto­uristen

allgemein verpflicht­en müsse, sich Tests zu unterziehe­n – auch Rückkehrer aus Ländern, die nicht als Risikogebi­et gelten. „Ich persönlich würde auch die anderen testen, weil wir wissen, dass mittlerwei­le in den Nicht-Risikogebi­eten, zum Beispiel in europäisch­en Feierhochb­urgen wie Mallorca, aber nicht nur dort, Verhalten beobachtet wird, das ein hohes Risiko mit sich

„Ich persönlich würde auch die anderen testen.“

Karl Lauterbach (SPD)

bringt“, sagte Lauterbach. „Daher können die Nicht-Risikogebi­ete möglicherw­eise gefährlich­er sein als die Risikogebi­ete.“

Bei den Flughäfen sind jedoch noch viele Fragen offen. Man sei in Gesprächen, es müsse aber noch vieles geklärt werden, heißt es etwa vom Betreiber des Münchner Flughafens. „Wir unterstütz­en das natürlich“, sagte ein Sprecher des Airports. Dabei gehe es aber vornehmlic­h um die benötigten Räume. Um die Umsetzung müsse sich am Ende der Freistaat kümmern.

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