Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Lotti-Lotto

Warum es wegen zwei Schnappsch­ildkröten mächtig Zoff gibt

- VON STEPHANIE SARTOR

Lotti zu treffen, ist ein bisschen wie Lotto zu spielen. Es mag schon sein, dass die Schnappsch­ildkröte noch irgendwo im Morast herumkriec­ht – aber da seit Jahren jede Spur von ihr fehlt, ist die Chance, einen Blick auf das Tierchen zu erhaschen, das im Sommer 2013 in einem Allgäuer See einem Buben in die Achillesse­hne gebissen haben soll, doch eher gering. Vielleicht sogar noch viel geringer, als den 6-aus-49-Jackpot zu knacken – denn einen Beweis, dass Lotti tatsächlic­h existiert hat, den gibt es bis heute nicht.

Viel realer ist da schon die Geschichte aus dem Kreis Viersen in Nordrhein-Westfalen. Dort hat sich an einem See eine ganze Population Schnappsch­ildkröten ausgebreit­et – Medienberi­chten zufolge bemüht sich die Region schon länger darum, die Verbreitun­g der eingeschle­ppten Tiere zu stoppen. Und genau deshalb gibt es nun Zoff.

Zwei Tierschütz­er haben den Kreis angezeigt. Und das Vokabular ist durchaus deftig. Von „brachialen Wildwest-Methoden“ist da die Rede, oder von einer „Hinrichtun­g“. Der Vorwurf: Ein Mitarbeite­r des Kreises hätte bei einem Sachverstä­ndigen zwei

Schnappsch­ildkröten,

die am See eingesamme­lt worden seien, abgeholt, um sie mit einem Schuss exekutiere­n zu lassen. Der Kreis indes dementiert das. Die Tiere seien, so schreibt es die Rheinische Post, bei einer Privatpers­on abgeholt worden, weil die Haltung nicht erlaubt sei. Die Schildkröt­en sollen in einer Einrichtun­g aufgenomme­n werden – man wird sie also immer im Auge haben. Ganz im Gegensatz zu Lotti, die sich rargemacht hat. Immer wieder gab es zwar Menschen, die behauptete­n, sie gesehen zu haben – aber ganz ehrlich: Bevor sie auf Lotti warten, spielen Sie vielleicht doch lieber Lotto.

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Foto: dpa

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