Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Betrifft: Bismarck
Zum Leitartikel „Manchmal trifft es der Vorschlaghammer am besten“von Margit Hufnagel vom 18. Juli:
In Ihrem Leitartikel bezeichnet Frau Hufnagel Bismarck als „Kolonialist und Monarchist“. Letzteres stimmt, Ersteres kann ich als Fachbetreuer für Geschichte an einem Gymnasium so aber nicht stehen lassen. Mehrfach hat er sich ablehnend gegenüber dem Kolonialismus geäußert, wie z. B. folgendes Zitat zeigt: „Ich will auch gar keine Kolonien.“Auch die Bundeszentrale für Politische Bildung gesteht Bismarck zu, kein Kolonialenthusiast gewesen zu sein. Sollte sich die Einschätzung Ihrer Kommentatorin auf die Leitung der Berliner Kongokonferenz von 1884 durch Bismarck beziehen, so sollte man wissen, dass er sich hier als „ehrlicher Makler“, sprich Vermittler zwischen den rivalisierenden Großmächten verstand, der gerade dadurch, dass er keine deutschen Interessen durchsetzte, versuchte, das Misstrauen gegenüber dem neu gegründeten Deutschen Reich abzubauen. Die Kongokonferenz regelte die Handelsfreiheit für die europäischen Mächte am Kongo und Niger. Die Aufteilung Afrikas war davon unberührt bereits seit langem im Gange. Einziges Ergebnis der Konferenz war denn auch, dass der Kongo zu einer Privatkolonie des belgischen Königs Leopold II. wurde. Die Mitwirkung des Deutschen Reichs an der Aufteilung Afrikas hat damit nichts zu tun. Bismarck konnte sich gegen eine auf Beteiligung am Kolonialismus drängende deutsche Öffentlichkeit letztlich nicht durchsetzen. Manfred Waibel, Haldenwang