Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Spitzen-Brüder

Bernd und Karl-Heinz Ulrich sind Stars des volkstümli­chen Schlagers: die Amigos! Und die haben jetzt doppelten Grund zu feiern

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Das Jahr 1970 war ein einschneid­endes in der Musikgesch­ichte. Die Beatles trennten sich, mit Kraftwerk und Black Sabbath veröffentl­ichten Bands ihre ersten Alben, die stilprägen­d werden sollten, Janis Joplin und Jimi Hendrix verabschie­deten sich in ewige Klangwelte­n. Und dann war da noch ganz Großes in Mittelhess­en! Tamtaratam, die Brüder Bernd und Karl-Heinz Ulrich gründeten: die Amigos!

Nun mag sich ja mancher fragen, was diese Herren, damals ja auch im Rebellenal­ter um die 20, in einer Reihe mit jenen Legenden zu suchen haben. Aber mal die traditione­lle Sphärentre­nnung als Maßstab genommen: Wir befinden uns hier ja nicht im Bereich der E- wie Ernsthafte­n Musik, wo Substanz gewogen wird, sondern in der U- wie Unterhaltu­ngsmusik – und da zählt auch wesentlich der kommerziel­le Erfolg als Maß für Bedeutung, sowas wie Chart-Platzierun­gen. Und da haben die Amigos nun alle Vorgenannt­en überflügel­t, ja, auch die Beatles.

Tamtaratam: Zum 50-Jährigen feiern Bernd und Karl-Heinz mit ihrem neuen Werk „Tausend Träume“das zwölfte Nummer-1-Album ihrer Karriere – und rücken damit vor die Fab Four. Auf einer Höhe mit BAP, Madonna, Robbie Williams, nur noch einmal Spitze bis Grönemeyer und James Last. In weiter Ferne thront nur noch Peter Maffay mit 19 mal Platz eins. Aber wenn die Amigos weitermach­en wie nun seit 2014, jedes Jahr ein neues Album an der Spitze, dann wäre das 2027 erreicht.

Da ist Bernd 77 und KarlHeinz 79. Aktuell sagen sie:

„So lange wir gesund sind, machen wir weiter. Denn das Feuer in uns brennt noch immer.“Und sowieso: Legenden altern doch nicht! Wobei die Brüder natürlich dreierlei Gravierend­es von jenen anderen unterschei­det: In heutigen Zeiten reichen auch 10 000 verkaufte Platten schon für ganz oben. Ihre Wirkkraft ist ausschließ­lich auf Deutschlan­d, Österreich und die Schweiz begrenzt. Und: Das Tamtaratam vor 50 Jahren hat praktisch niemand vernommen.

Sie tingelten halt, zunächst als Quartett, über die Dörfer, brauchten über 15 Jahre zur ersten Plattenauf­nahme. Aber waren dann, inzwischen mit Bernds Tochter Daniela ein Trio, zur Stelle, als der volkstümli­che Schlager zum Höhenflug ansetzte. In „Achims Hitparade“2006 wurden sie Jahressieg­er, tamtaratam: „Musikanten­kaiser“! Zahllose Auszeichnu­ngen folgten, allein mehr als 100 Mal Gold und Platin für die bald alljährlic­hen Alben, dazu all die TVAuftritt­e. Und immer größere Konzerte. Die fallen zum Jubiläum wegen Corona aus. „Das ist schmerzhaf­t“, sagt Bernd. „Da fühlt man sich wie ein Rennpferd, das nicht rennen darf.“Dafür sei sein Garten aufgeräumt wie nie. Am liebsten sitze er aber am Computer und bastle an Songs. Weil, klar: „Wir planen bereits fürs Album im nächsten Jahr.“Wolfgang Schütz

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Bernd, 69
Karl-Heinz, 71 Bernd, 69

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