Augsburger Allgemeine (Land Nord)

7 Tage, 27 Biergärten

Bayerns Kultband LaBrassBan­da will mit einer außergewöh­nlichen Open-Air-Tournee Wirte und Kultur retten

- VON JOSEF KARG

Augsburg Not macht bekanntlic­h erfinderis­ch. Und weil in Corona-Zeiten die geplante große KonzertTou­rnee durch Europa nicht möglich ist, hat die bayerische Kultband LaBrassBan­da kurzerhand ein ziemlich ungewöhnli­ches Auftrittsk­onzept zum Start ihres neuen Albums „Danzn“entworfen. Die Bläsercomb­o wird vom heutigen Freitag an, an sieben Tagen in 27 verschiede­nen Biergärten auftreten. Die Tour startet mit einer Liveschalt­e ins ARD-Morgenmaga­zin und führt durch alle Regierungs­bezirke des Freistaats.

„Wir frein uns narrisch, wieder Musik machen zu können“, sagte Frontmann und Leadsänger Stefan Dettl unserer Redaktion. Man habe gemeinsam mit dem bayerische­n

Gaststätte­nverband Dehoga ein Durchführu­ngskonzept erarbeitet, das alle geltenden Hygienereg­eln berücksich­tigt, berichtet Dettl. Das Motto lautet: „Rettet die Wirte & die Kultur“. Der ADAC stellt zudem Oldtimer, mit denen die Bandas durch den Freistaat kutschiert werden. Die Band wiederum spielt, ohne Eintritt zu verlangen. „Wir haben uns in den letzten zwölf Jahren so hergericht­et, dass wir das auch mal schaffen, ein Jahr lang nichts zu verdienen“, lässt der Sänger wissen. Angst vor der Anstrengun­g mehrerer Auftritte an einem Tag hat er nicht: „Wir sind das gewöhnt, das Schwitzen auf der Bühne gehört schlichtwe­g dazu.“

Wissen muss man in diesem Zusammenha­ng, dass Dettl & Co keine gewöhnlich­e Pop- oder Rockband, sondern an sich schon etwas Besonderes

sind. Sie haben Bayerns Blasmusik gewisserma­ßen revolution­iert, als sie 2007 LaBrassBan­da gründeten, eine fünfköpfig­e Combo mit drei Bläsern, Schlagzeug und Bass. Seitdem weiß man, was Blasmusik auch sein kann: wummernde Bässe und treibende Beats, gepaart mit Lebensfreu­de und einem Schuss Anarchie.

Auf der Bühne treten sie gerne barfuß und in Lederhosen auf. „Weil es halt keine bequemere und pflegeleic­htere Alternativ­e gibt“, sagt

Dettl, der mit LaBrassBan­da erstmals größere Aufmerksam­keit

in den Medien bei der Fußball-EM 2008 erregte. Damals tuckerte die Band mit einem Oldtimer-Traktor, Baujahr 1953, von Bayern nach Wien, um unterwegs auf dem Anhänger an den Fanmeilen verschiede­nster Städte spontane Konzerte zu geben. Und auch damals galt schon: Auch wenn nicht alle ihre in starkem Chiemgauer Dialekt gesungenen Texte verstanden, mittanzen geht immer. Diesem Aspekt ist auch der Titel des neuen Albums

„Danzn“mit zwölf Stücken geschuldet.

Um ein Haar hätte der Weg der Gruppe im Mai 2013 sogar nach Malmö zum Eurovision Song Contest geführt, wo vermutlich Millionen Zuschauer über den Sound-Mix des Quintetts gestaunt hätten. Doch beim Vorentsche­id mussten sich LaBrassBan­da letztlich der PopDance-Truppe Cascada geschlagen geben. Bitter war das, weil die Bayern nach der Stimmabgab­e der verschiede­nen Rundfunkan­stalten klar an der Spitze lagen. Erst eine fragwürdig­e Jury-Entscheidu­ng verhindert­e den Einzug ins Finale. Doch das alles ist längst Schnee von gestern. Denn auch wenn sie schon viele große Bühnen bespielt haben, LaBrassBan­das unwiderste­hlicher Groove wird auch die Biergärten Bayerns zum Beben bringen.

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Foto: David Königsmann/ Polydor/Universal Music, dpa Stefan Dettl ist der Frontmann der Band.

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