Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Toter Killer lag 60 Jahre in Glaskasten
Erst jetzt wurde der Leichnam eingeäschert
Bangkok Den Namen des Serienkillers Si Quey kennt in Thailand jedes Kind. 60 Jahre lang war sein einbalsamierter Leichnam in einem Glaskasten in Bangkoks ältestem und größtem Krankenhaus zu sehen – jetzt findet Si Quey nach einer Petition tausender Thai seine letzte Ruhe. Die Überreste des 1959 im Alter von 32 Jahren von einem Erschießungskommando hingerichteten Chinesen wurden am Donnerstag nach einem jahrelangen Streit in einem Tempel der thailändischen Hauptstadt nach buddhistischer Tradition eingeäschert.
Seit Mai 2019 hatten mehr als 10 000 Menschen die Petition unterschrieben. Viele Thais fanden, dass eine derart zur Schau gestellte Mumie nicht mehr zeitgemäß war. Kurz darauf verbuchten sie einen ersten Erfolg: Stand Jahrzehnte lang an dem Glaskasten mit der mit Paraffin einbalsamierten Leiche der Zusatz „Ein Kannibale“, wurde dieser vor 14 Monaten in „Ein zum Tode Verurteilter“geändert.
Mit der Entscheidung zur Einäscherung ist der Aktivist Pharoah Jakrapattanont, der die Petition gestartet hat, zufrieden: „Die Tatsache, dass eine Beerdigung für Si Quey arrangiert wurde, zeigt, dass Forderungen nach der Einhaltung von Menschenrechten funktionieren.“Ob die Asche im Tempel aufbewahrt werden soll oder im Meer verstreut wird, muss den Behörden zufolge noch entschieden werden.
Si Quey war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als Einwanderer nach Thailand gekommen. In der Stadt Noen Phra, 200 Kilometer südlich von Bangkok, wurde er 1958 ertappt, wie er die Leiche eines Achtjährigen verbrennen wollte. Der 31-Jährige gab zu, den Jungen getötet und Herz, Leber und Nieren herausgenommen zu haben, um die Organe später zu essen. Später gestand der Chinese fünf weitere Kindermorde. Über den spektakulären Fall gibt es sogar Bücher und Filme. Das geht so weit, dass Eltern in Thailand seit Generationen sagen: „Geh nicht raus, wenn es dunkel ist. Sonst holt dich Si Quey.“