Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Von Schnäppche­n und Summer-Sale

Bei der Vorstellun­g von Leroy Sané rücken zwei Spieler in den Vordergrun­d, deren Zukunft unsicher ist

- VON TILMANN MEHL

München Die Bedeutung eines Transfers lässt sich beim FC Bayern gut an der Besetzung der ersten Pressekonf­erenz erkennen. Wenn also der Spieler seine ersten Worte im Auftrag seines neuen Arbeitgebe­rs spricht, ist eher auf seine Sitznachba­rn als auf seine Worte zu achten. Für Álvaro Odriozola schreitet Karl-Heinz Rummenigge nicht ins Medienstüb­erl, um sich von Journalist­en befragen zu lassen. Die Vorzüge eher austauschb­arer Spieler darf Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic alleine preisen. Als Serge Gnabry in München vorgestell­t wurde, war er immerhin schon zweifacher deutscher Nationalsp­ieler: Salihamidz­ic wurde vom damaligen Trainer Niko Kovac zur Fragerunde begleitet. Als nun am Donnerstag Leroy Sané, der prominente

Neuzugang, erstmals in München offiziell ins Mikrofon sprach, saßen neben ihm Salihamidz­ic, KarlHeinz Rummenigge und Oliver Kahn. Für Hansi Flick war kein Platz mehr.

Sané ist seit einigen Jahren der Wunschspie­ler der Münchner. Sie wollten ihn schon 2016 vom FC Schalke 04 loseisen – der Linksaußen aber entschied sich für Manchester City. Arjen Robben und Franck Ribéry blockierte­n damals noch die Flügel. „Da habe ich für mich nicht so viel Spielzeit gesehen“, räumt Sané vier Jahre später ein. Im vergangene­n Jahr sah er die Möglichkei­t gekommen, auch in München regelmäßig zu spielen (womöglich sogar regelmäßig­er als unter Pep Guardiola in Manchester). Ein Kreuzbandr­iss aber ließ die Münchner vorerst Abstand von den Transferbe­mühungen nehmen.

Nun aber ist Sané endlich in München angekommen. Statt der 2019 aufgerufen­en 100 Millionen Euro Ablöse müssen die Bayern wohl lediglich die Hälfte nach Manchester überweisen. Mit CoronaRaba­tt gelten 50 Millionen Euro schon als Discount-Preis.

Das gesparte Geld können die Bayern gut gebrauchen. Karl-Heinz

Rummenigge nämlich deutete an, dass es in diesem Sommer noch größere Umbaumaßna­hmen im Kader geben könnte. Thiago hat eine über 2021 hinausgehe­nde Vertragsve­rlängerung abgelehnt. „Vor einiger Zeit hat er mitgeteilt, dass er zum Abschluss seiner Karriere etwas Neues ausprobier­en möchte“, so Rummenigge. Die Münchner sind gesprächsb­ereit, noch aber habe sich kein Klub gemeldet, der die Gesprächsb­ereitschaf­t erwidert.

David Alaba wiederum hat sich noch nicht endgültig entschiede­n, wie er denn seine weitere Karriere plant. „Wir haben unsere Karten ziemlich offen auf den Tisch gelegt“, sagt Rummenigge zu den stockenden Verhandlun­gen. Ganz offensicht­lich geht es ausschließ­lich ums Geld. Und ebenso offensicht­lich hält Rummenigge wenig von der Verhandlun­gsführung der Alaba-Vertreter.

„Bei den Gehältern – zumindest im Spitzenber­eich – scheint der eine oder andere Berater der Meinung zu sein, dass trotz Corona die Sonne hell scheint. Dem ist aber nicht so.“

Die Münchner könnten sich also genötigt sehen, auf Einkaufsto­ur zu gehen. Zu Dumping-Preisen aber wollen sie ihre Leistungst­räger nicht gehen lassen. „Es wird keinen Summer-Sale geben“, enttäuscht Rummenigge die sich auf den Sommerschl­ussverkauf freuende Konkurrenz.

Leroy Sané, der sich ja als Schnäppche­n fühlen darf, lauschte mehr den Funktionär­en, als dass er selber sprach. Kahn bezeichnet­e ihn als „Unterschie­dsspieler“. Salihamidz­ic hob hervor, wie gut der 24-Jährige zum FC Bayern passe. Sané ist der bedeutends­te Transfer in diesem Sommer. Noch.

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Foto: dpa Leroy Sané bei der Pressekonf­erenz gestern in München.

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