Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Warum die Freilichtbühnen-Besucher aufs Dixieklo müssen
Das Theater ist auf der Freilichtbühne an die Pandemie-Regeln gebunden. Dazu gebe es keine Alternativen, sagt Sprecherin Julia Jahnke
Ist es notwendig, dass jeder Eingang der Freilichtbühne mit unschönem Flatterband abgetrennt wird? Platz wäre ja genügend da, um sich pandemiegerecht aus dem Weg zu gehen? Jahnke: Bei der Stadt Augsburg wurde für die Freilichtbühne eine Sondergenehmigung, die 550 Zuschauer zulässt, beantragt. Diese ist an diverse Konditionen geknüpft. Daher muss zum Beispiel beim Einlass die Festlichkeit des abendlichen Theaterbesuchs hinter einem flexiblen Handling und der Schnelligkeit beim Auf- und Abbau zurücktreten.
Wie lange haben Sie denn Zeit, um alles regelgerecht abzusperren?
Jahnke: Die Straßensperrung ist uns erst ab 19.45 Uhr genehmigt worden, Einlass ist ab 20 Uhr. Das heißt, in einer Viertelstunde muss alles aufgebaut sein: Schilder, Sperren und die leider erforderlichen Bänder, denn die verschiedenen jeweils abgesperrten Korridore sind auch eine der vereinbarten Maßnahmen.
Ein Toilettengang ist in diesem Sommer eine Mutprobe in der Freilichtbühne. Gab es keine bessere Möglichkeit als die dunklen Dixieklos? Jahnke: Eine wiederholte Forderung der Stadt waren die Mobiltoiletten, um die Abstände auch sicher einzuhalten. Die Mobiltoiletten verfügen über fließendes Wasser und Seifenspender. Davor sind Desinfektionsspender aufgestellt. Diese Mobiltoiletten sind teurer als die Toilettenwagen, die es früher gab, sind aber wegen Einzelbesuch und Belüftungsvorgaben erforderlich. Die Mobiltoiletten werden vor jeder Vorstellung gründlich gereinigt.
Gibt es keine Beschwerden deswegen? Jahnke: Nein, bisher nicht. Dass dies nicht dem lauschigeren Ambiente der Freilichtbühne entspricht, ist uns bewusst. Weiterhin so wie in den vergangenen Jahren am Roten Tor spielen zu können, wäre für uns der Idealfall und mit weniger Aufwand und Kosten verbunden. Aber in Anbetracht der Lage, in der sich die Kulturveranstalter befinden, überwiegt hier doch deutlich die Freude, überhaupt Vorstellungen mit Darstellern und vor einem so großen Publikum auf die Bühne bringen zu können. Wir haben mit einem sehr hohen Aufwand dieses HygieneKonzept mit den Behörden entwickelt, ausgehandelt und umgesetzt. Wir hoffen sehr, allen Theaterfreunden in dieser schwierigen Zeit die Kultur und Unterhaltung zu bieten, die sie monatelang vermisst haben.
Sind Sie mit der Anzahl der Besucher zufrieden?
Jahnke: Obwohl wir die Musical-Gala nur sehr kurzfristig einstudieren und bekannt machen konnten, war die Zuschauertribühne immer gut besetzt. Mit einem begeisterten und dankbaren Publikum.
Das Wetter ist in diesem Jahr wechselhaft. Wie viele Aufführungen mussten abgesagt werden?
Jahnke: Wir hatten bisher großes Glück. Nicht nur für die Freilichtbühne, sondern auch für das Programm auf dem Kunstrasen im Martini-Park. Nur an einem Tag mussten die Vorstellungen bisher abgesagt werden. Interview: Lilo Murr
OInfo Bis 31. Juli steht „The Show Must Go On!“auf dem Spielplan, am 1. August spielt das Philharmonische Orchester unterm Motto „Auf goldenen Flügeln“.