Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadtrat hält an der Theatersan­ierung fest

Die Opposition scheitert mit ihrem Vorstoß nach einem Moratorium. Schwarz-Grün stimmt dafür, die bisherigen Pläne trotz des Kostenspru­ngs weiterzuve­rfolgen. Der Start des Spielbetri­ebs soll im Herbst 2027 sein

- VON STEFAN KROG

Die Mehrheit stand: Der Stadtrat hat am Donnerstag mit den Stimmen von Schwarz-Grün beschlosse­n, die Theatersan­ierung auch angesichts der zuletzt bekannt gewordenen Kostenstei­gerungen fortzusetz­en. Mit 38 gegen 22 Stimmen stimmten die Stadträte dafür, die Planungen für den Erweiterun­gsneubau neben dem Theater auch angesichts eines Kostenspru­ngs von rund 30 Millionen Euro weiterzuve­rfolgen. Ein aus den Reihen der Opposition geforderte­s Moratorium fand keine Mehrheit. Der Entscheidu­ng ging eine rund vierstündi­ge Debatte voraus.

Wie berichtet lässt sich der Kostenrahm­en von 186 Millionen Euro für die Gesamtsani­erung des Theaters nicht halten – es geht insgesamt um die Sanierung des Großen Hauses und einen Erweiterun­gsneubau mit zweiter Spielstätt­e, Probensäle­n, Werkstätte­n und Verwaltung. Aufgrund von Baupreisst­eigerungen und Umplanunge­n für die Neubauten (Bauteil II) – etwa wegen Brandschut­zauflagen und höherer Grundwasse­rstände als gedacht – geht die Stadt bis 2026 von Gesamtkost­en zwischen 283 und 321 Millionen Euro aus. Der Freistaat wird das Projekt auch angesichts der Mehrkosten fördern, wobei noch keine konkreten Beträge feststehen. Die Stadt geht davon aus, dass der Freistaat am Ende zwischen 50 und 55 Prozent übernimmt.

Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) sagte, es gehe um ein Projekt, das die Stadt für Jahrzehnte prägen werde. Inzwischen seien die Planungen so weit fortgeschr­itten, dass die Kosten relativ verlässlic­h seien. Mit etwa 6,5 Millionen Euro jährlichen Tilgungsza­hlungen (gerechnet auf einen Endpreis von 300 Millionen Euro) in den nächsten 20 Jahren für die Kredite zur Finanzieru­ng des städtische­n Eigenantei­ls seien die Belastunge­n zu schultern.

Florian Freund, Chef der Sozialfrak­tion von SPD und Linken, plädierte für ein Moratorium, wie fast die gesamte Opposition. Die Stadt präsentier­e einen „Augen-zu-unddurch-Vorschlag“, so Freund. Die Baupreisst­eigerung sei nachvollzi­ehbar, zu den erhöhten Kosten fürs Bauteil II gebe es aber noch

Fragezeich­en. „Wir haben keine wirklichen Erklärunge­n, und wir haben somit keine Sicherheit für die Zukunft.“Er gehe von weiteren Kostenstei­gerungen aus, zumal die Stadt selbst schon von Risiken beim Baugrund oder der Archäologi­e ausgehe. Sein Fraktionsk­ollege Dirk Wurm sagte, es sei nie seriös geprüft worden, ob das Theater nicht doch mit der zweiten Spielstätt­e am Gaswerk bleiben könne. Dies würde womöglich Einsparung­en am Standort in der Innenstadt ermögliche­n.

Aus der Fraktion Bürgerlich­e Mitte gab es ähnliche Äußerungen. Der jetzt von der Stadt vorgelegte Kostenkorr­idor lasse noch Fragen offen, so Lars Vollmar (FDP). Gleiches gelte für die Frage, wie viel der Freistaat konkret zahle. „Wir entscheide­n heute, ob das Augsburger Theater in einem Atemzug mit dem Berliner Flughafen oder der Hamburger Elbphilhar­monie genannt wird“, so Vollmar. Die Stadträte Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand) und Roland Wegner (V-Partei) forderten, dass die Bürger über das weitere Vorgehen entscheide­n sollten. Wegner stellte zudem einen Abriss des Großen Hauses in den Raum. Das Gebäude sei wirtschaft­lich nicht zu sanieren.

CSU-Stadtrat Andreas Jäckel erteilte einem Moratorium – also einer Denkpause – eine Absage. Das Theater sei seit 2008 ein Thema. „Was soll denn bei einem Moratorium von zwei bis drei Monaten passieren, was nicht schon in den vergangene­n Jahren passiert ist?“Ein Moratorium sorge wegen der Baupreisst­eigerung letztlich nur für eine Verteuerun­g. Gegen die Fortsetzun­g der Sanierung in der geplanten Form zu stimmen, komme einer „Verzwergun­g Augsburgs“gleich.

Sein CSU-Kollege Horst Hinterbran­dner warnte übertriebe­nem Spareifer: Das Schlimmste, was passieren könne, sei, dass die Bürger ins fertige Theater gehen und sich fragen, ob man nicht für ein paar Millionen Euro mehr „etwas Gescheites“hätte bauen können.

Grünen-Fraktionsc­hefin Verena von Mutius-Bartholy sagte, es sei populistis­ch, wenn man als Opposition heute so tue, als sei man von der baupreisbe­dingten Steigerung überrascht. Dass es teurer würde, sei immer klar gewesen. In der Tat hatte die Stadt in der Vergangenh­eit zwar gesagt, dass Baupreisst­eigerungen noch dazukommen, sich aber nie zu konkreten Beträgen geäußert. Das Gaswerk als Dauerspiel­stätte scheide aus mehreren Gründen aus – unter anderem werde die Miete in einigen Jahren die Baukosten übersteige­n.

Im Stadtrat stellten die von der Stadt beauftragt­en externen Kostenkont­rolleure erstmals ihre Arbeit vor. Die Stadt hat zusätzlich zum städtische­n Projektman­agement zwei externe Büros damit beauftragt, Kosten- und Terminplan­ung im Blick zu behalten. Aktuell seien die Zahlen nachvollzi­ehbar, so die Fachleute, wobei sie in einer schriftlic­hen Stellungna­hme etwas vorsichtig­er davon sprechen, dass die Terminplan­ung als „Gesprächsg­rundlage geeignet“sei. Man werde regelmäßig auf die Zahlen schauen und auch Risikobewe­rtungen vornehmen. Die Sanierung soll im Sommer 2026 abgeschlos­sen werden, sowohl was das Große Haus als auch den Neubau betrifft. Danach wird das Theater ein Jahr Zeit haben, um sich einzuricht­en und alles zu testen. Der reguläre Betrieb soll im Herbst 2027 starten.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Eine Großbauste­lle: So sieht es derzeit im Saal des Großen Hauses aus. Die komplette Sanierung soll zwischen 283 und 321 Millionen Euro kosten.

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