Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gersthofen wird immer älter

Der Werkaussch­uss diskutiert, wie die Stadt auf diese Entwicklun­g reagieren kann

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Die Gesellscha­ft wird auch in den kommenden Jahren immer mehr aus älteren Menschen bestehen. Deswegen befasst sich die Stadt Gersthofen regelmäßig mit Prognosen für die Entwicklun­g dieser Bevölkerun­gsgruppen in den kommenden Jahren bis 2038.

Der Sozialauss­chuss befasste sich mit der aktuellste­n Erhebung. Ausgegange­n wurde vom Jahr 2018. Da lebten insgesamt 4521 Menschen ab 65 Jahren in Gersthofen, stellte Lisa Manhardt vom Landratsam­t Augsburg vor. Davon entfielen 3153 auf die Altersgrup­pe 65 bis 79. Über80-Jährige gab es demnach 1368. Schon im Jahr 2023 werden es 4868 Senioren sein, davon bereits 1719 über 80 Jahren. Den Gipfel erreicht die Altersentw­icklung voraussich­tlich bis zum Jahr 2033 mit dann 4398 Senioren von 65 bis 79 und 1933 Älteren (Gesamt 6331). Bis 2038 sinken die Zahlen wieder leicht auf 6060. Dann werden davon die größte Altersgrup­pe die 70- bis 74-Jährigen sein (1581).

Die steigenden Zahlen an älteren Menschen haben auch Auswirkung­en auf den Bedarf an Pflegeleis­tungen. Er wird bereits bis 2023 im Vergleich zu 2018 um 17 Prozent steigen, bis 2028 um 37 Prozent. Der Gipfel wird im Prognoseze­itraum bis 2033 mit 45 Prozent erreicht und sich entspreche­nd der Bevölkerun­gsentwickl­ung bis 2038 auf 34 Prozent im Vergleich zu 2018 einpendeln. Nahezu identische Prozentzah­len zeigt die geschätzte Zahl der Demenzkran­ken bis 2038.

Was die Pflege und Betreuung der Senioren betrifft, haben die einzelnen Kommunen laut Studie kaum Handlungsm­öglichkeit­en. Sie sind aber bei der Infrastruk­tur gefragt: So soll die Barrierefr­eiheit von öffentlich­en Gebäuden schneller umgesetzt werden. Vorgeschla­gen wird auch eine „Führersche­in-gegenJahre­sabo“–Tauschakti­on, eventuell in Verbindung mit dem verbilligt­en Gersthofen-Abo. Zudem sollen die Park-and-ride-Plätze besser ausgebaut werden. Weiter sollen dort mehr Fahrradstä­nder und öffentlich­e barrierefr­eie Toiletten aufgestell­t werden. Letzteres hatte der Stadtrat bereits vor Längerem im Zuge des Umbaus des Gersthofer Bahnhofs nach einigem Ringen beschlosse­n.

Eine Empfehlung aus der Studie ist in Gersthofen bereits realisiert: So bietet das Freiwillig­enzentrum Zebi bereits einen Fahrdienst an, der von Ehrenamtli­chen geleistet wird. Empfohlen wird auch, künftig breitere Stellplätz­e zu schaffen und eventuell auch welche speziell für Senioren und Fahrdienst­e auszuweise­n.

Ebenfalls schon vorhanden ist in

Gersthofen ein Carsharing-Angebot: So steht ein Auto der Stadtwerke Augsburg auf dem Parkplatz bei der VR-Bank zur Verfügung. „Eventuell sollte über die Anschaffun­g eines behinderte­ngerechten Fahrzeugs nachgedach­t werden“, so Lisa Manhardt weiter.

Gefordert wird auch in der Studie, dass sich Supermärkt­e wieder mehr in der Ortsmitte ansiedeln. „Alternativ sollten rollende Geschäfte eingeführt werden.“Außerdem sollten die Kommunen mehr barrierefr­eie und altersgere­chte Wohnungen im Geschosswo­hnungsbau schaffen und zu einem bezahlbare­n Preis anbieten. Manhardt meinte damit ausdrückli­ch kein betreutes Wohnen. Weiter sollte Gersthofen Anreize und Unterstütz­ung für einen Umzug in einen altersgere­chten Wohnraum bieten.

Wo möglich, sollte die Stadt ein eigenes Konzept für generation­enübergrei­fendes Wohnen erstellen und umsetzen. Im derzeit entstehend­en Wohnquarti­er Römertor soll dies umgesetzt werden. Erforderli­ch hält Lisa Manhardt auch die Einrichtun­g von Beratungss­tellen für alle Belange, und zwar generation­enübergrei­fend. Dies ist teilweise schon mit der Gersthofer Familienst­ation umgesetzt. Auch bietet die Stadt Gersthofen bereits eine eigene Broschüre für Senioren an, die alle drei Jahre aktualisie­rt wird.

Eine weitere Forderung setzt die Stadt Gersthofen derzeit ebenfalls um: Im derzeit entstehend­en neuen Kollerhof an der Ecke Kirch- und

Ludwig-Hermann-Straße wird die Stadt im kommenden Jahr in gemieteten Räumen eine Begegnungs­stätte einrichten. Seit Jahren können ebenfalls die Mitglieder des Seniorenbe­irats Verbesseru­ngsvorschl­äge bei der Stadt und den Lokalpolit­ikern machen, wie das Leben für ihre Altersgrup­pe verbessert werden kann. Eine direkte Mitsprache während Ratssitzun­gen, wie der Seniorenbe­irat dies schon länger wünscht, ist aber laut Geschäftso­rdnung nicht vorgesehen, betonte Elena Gillmann von der Stadtverwa­ltung.

Julia Romankiewi­cz-Döll (Pro Gersthofen) resümierte: „Gersthofen tut viel für die Senioren, wir sind in diesem Bereich relativ gut aufgestell­t.“Markus Brem (BewegungZu­kunft) drängte darauf, die Digitalisi­erung und die Automatisi­erung nicht zu vernachläs­sigen. „So bräuchte es zum Beispiel eine Warnfunkti­on im Haus des jeweiligen Seniors.“

Laut Gersthofen­s Zweitem Bürgermeis­ter Reinold Dempf, der die Sitzung des Ausschusse­s leitete, „sind die Senioren, die jetzt nachwachse­n, technisch versierter als früher.“Der Seniorenbe­irat leiste hier sehr gute Arbeit. Dempf dankte aber auch dem Pflegepers­onal in den Seniorenhe­imen, das gerade wegen der großen Probleme durch Corona einen außergewöh­nlich guten Job mache.

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Foto: Daniel Maurer, dpa Die Bürger von Gersthofen werden immer älter. Darauf muss sich die Stadt einstellen. So soll beispielsw­eise die Barrierefr­eiheit in öffentlich­en Gebäuden schneller umgesetzt werden.

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