Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Ende der Entzugsers­cheinungen rückt näher

Wie die Bezirkslig­isten aus dem Augsburger Land mit Re-Start umgehen. Ein Verein tanzt auf drei Hochzeiten

- VON OLIVER REISER

Landkreis Ein, zwei Monate hat Florian Fischer die neuen Freiheiten und die unverplant­en Wochenende­n genossen. „Aber irgendwann nervt es gewaltig, wenn der Wettkampf und die seit Jahren gewohnte Struktur fehlt!“Am kommenden Montag ist für Fischer, der zusammen mit Mario Schmidt den TSV Gersthofen trainiert, die Leidenszei­t ohne Fußball vorbei. Dann startet der Bezirkslig­ist, der seit acht Monaten die Tabellensp­itze ziert, nach der fast endlos langen Winter- und CoronaPaus­e wieder mit dem Training.

● TSV Gersthofen Dass Fischer und Schmidt dieses leiten, war so nicht vorgesehen, denn das Engagement des Trainerduo­s bei den Ballonstäd­tern sollte im Sommer nach zwei Jahren enden. „Eigentlich war der Plan, dass wir nach dieser Saison ein halbes Jahr Pause machen. Die mussten wir aber jetzt durch Corona unfreiwill­ig einlegen“, blickt Florian Fischer zurück. „Jetzt freuen wir uns, dass es weitergehe­n soll. Alle sind froh, dass sie wieder Fußball spielen dürfen.“

Der momentane Spitzenrei­ter der Bezirkslig­a Nord geht mit unveränder­tem Kader in die Restsaison. Also auch mit Christoph Wagemann, der ja im Sommer als Spielertra­iner zum A-Klassisten SV Gessertsha­usen wechseln wollte. Mit Philipp Toth, Manuel Rosner und Soubin Khongdy sollen drei Spieler aus der eigenen A-Jugend hochgezoge­n werden. Bereits am Samstag,

1. August, steht das erste Vorbereitu­ngsspiel gegen den enorm verstärkte­n Bayernligi­sten TSV Schwaben Augsburg auf dem Programm.

„Das ist gleich ein richtiger Test“, sagt Fischer. Eine Woche später erwartet man den FC Ehekirchen. Der Landesligi­st wird weiterhin von Gerhard Hildmann trainiert, der eigentlich im Sommer den TSV Gersthofen übernehmen sollte.

Corona hat alles durcheinan­dergewirbe­lt. Florian Fischer und Mario Schmidt sind standfest geblieben. „Wir haben das angefangen, wir werden das auch zu Ende bringen!“Für die beiden Ex-Profis war klar, dass sie nach der Corona-Pause als Trainerges­pann beim TSV Gersthofen weitermach­en. Und sich am liebsten mit dem Aufstieg verabschie­den würden.

● SV Cosmos Aystetten Ein doppelter Re-Start liegt vor Marco Löring. Nach der fußballlos­en Zeit endet für den Trainer des SV Cosmos Aystetten auch die Kurzarbeit. „Es war nicht so, dass mir die Decke auf den Kopf gefallen ist“, lacht der 36-Jährige, der im März zum zweiten Mal Vater geworden ist und somit eine verlängert­e Elternzeit genießen konnte. „Jetzt freue ich mich aber schon wieder auf die Arbeit und bin heiß auf Fußball“, sagt er. Der Fokus liegt dabei eindeutig auf den restlichen Spielen in der Bezirkslig­a Süd, der der SV Cosmos mit zwölf Punkten Vorsprung anführt. „Wir wollen in der Liga aufsteigen“, sagt Löring, „da werden wir ab 26. September Vollgas geben.“Und der Ligapokal? „Das sind auch Pflichtspi­ele, aber für mich zählt das zur Vorbereitu­ng.“Obwohl Thomas Hanselka (SpVgg Westheim), Maximilian Klotz (SV Ried) und Xhevalin Berisha (TSV Meitingen) schon bei anderen Vereine zugesagt haben, sind alle bei der Stange geblieben.

Am Sonntag, 2. August, will man beim SSV Anhausen testen. „Wenn grünes Licht vom Freistaat kommt“, wartet Löring auf ein Signal der Regierung, dass Freundscha­ftsspiele wieder erlaubt sind.

● SC Altenmünst­er Kaum erwarten, das der Fußball wieder rollt, kann es auch Oliver Osterhoff. „Als Single waren die letzten Wochen ganz schön hart, da ich ansonsten ja sieben Tage in der Woche auf dem Sportplatz war. Ich wusst wirklich nicht mehr, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte“, sagt der Abteilungs­leiter des SC Altenmünst­er. Seit 17. Juli befindet sich der NordBezirk­sligist wieder im Training. Osterhoff hat nicht für eine Fortsetzun­g der Saison gestimmt, sieht durch den Ligapokal die Zeit der Überbrücku­ng aber sinnvoll ausgefüllt. Für Torhüter Kevin Abold, der sich zum SV Donaumünst­er verabschie­det hat, konnte man Mihael

Potnar verpflicht­en. Der ehemalige Meitinger, der ein Jahr pausiert hat, kommt vom TSV Wertingen. Bedingt durch die Corona-Pause hat Thomas Lauter seine Karriere beendet. „Er hat schon länger Probleme mit den Knien, hätte sich aber noch durchgebis­sen. Zwei Vorbereitu­ngen bis zur Beendigung der Saison, eine jetzt und eine im Frühjahr, wollte er sich aber nicht mehr antun“, so Osterhoff.

● TSV Meitingen Der TSV Meitingen muss im restlichen Saisonverl­auf auf Mark Huckle verzichten. Der hat bereits seine neuen Spielertra­inerstelle beim TSV Rehling angetreten und wird fehlen, wenn der TSV zum Auftakt bereits am Mittwoch, 2. September, das Nachholspi­el beim TSV Wertingen bestreitet. Auch bei den Lechtalern sehnt man die Entscheidu­ng der Staatsregi­erung herbei, dass Testspiele durchgefüh­rt werden dürfen. Dafür würde notfalls sogar auf Zuschauer verzichten, auch wenn am Mittwoch, 5. August, der Nachbarsch­aftsrivale SV Thierhaupt­en aufkreuzt. Für den TSV Meitingen, derzeit Dritter der Bezirkslig­a Nord, könnte der Ligapokal ein durchaus interessan­tes Hintertürc­hen zum Aufstieg sein. Mit dem TSV Gersthofen, dem TSV Aindling und dem FC Affing hat man in der Vorrunde allerdings eine wahre „Mördergrup­pe“erwischt.

● TSV Neusäß Auf sage und schreibe drei Hochzeiten tanzt der TSV Neusäß. Der abstiegsbe­drohte Süd-Bezirkslig­ist ist auch noch im TotoPokal vertreten, tritt dort im Halbfinale am 5. September beim kissinger SC an. „Das nehmen wir gerne mit. Wir haben schließlic­h Entzugsers­cheinungen zu bekämpfen“, lacht Trainer Charly Pecher, der mit seinen Mannen bereits seit Anfang Juni auf dem Trainingsp­latz steht. „Nachdem die Teilnahme zunächst freiwillig war und einige Spieler zurecht verzichtet haben, sind die körperlich­en Unterschie­de ziemlich groß“, so der Coach, der nach wie vor felsenfest davon überzeugt ist, dass man den Klassenerh­alt schafft. „Wir haben bisher Pech gehabt ohne Ende. Ich gehe davon aus, dass wir das jetzt zurückgeza­hlt bekommen.“Die Personalsi­tuation sei durch die lange Pause nicht besser geworden. Moritz Schiele und Nico Rehm (beide Kreuzbandr­iss), Niklas Doll und David Golles (berufliche Gründe) fallen weiterhin aus, Philipp Scherer will als junger Papa aus familiären Gründen aufhören. Lediglich Emanuel Blenk konnte seine Wehwehchen auskurien und ist wieder am Start.

 ?? Foto: Oliver Reiser ?? Endlich wieder ein Trikot überziehen! Das wünschen sich nicht nur Maximilian Köhler und Trainer Marco Löring vom SV Cosmos Aystetten.
Foto: Oliver Reiser Endlich wieder ein Trikot überziehen! Das wünschen sich nicht nur Maximilian Köhler und Trainer Marco Löring vom SV Cosmos Aystetten.

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