Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Baden am Lech: Immer ein Auge auf die Kinder

Viele Leute gehen gerne in dem Fluss baden. Die tödlichen Unfälle in den letzten Tagen haben auch sie schockiert. Doch die meisten Badegäste bauen auf ihre eigene Einschätzu­ng der Gefahren. Was Experten dazu sagen

- VON VANESSA AHNERT

Viele Menschen gehen gerne im Lech baden. Doch die tödlichen Unfälle der letzten Tage haben auch sie schockiert.

Gersthofen/Langweid Der Lech hat seine Fans: Obwohl jedes Jahr Experten vor den Gefahren beim Baden im Fluss warnen, tummeln die Leute sich am Wasser. Besonders abends und am Wochenende sind die Kiesbänke voll. Die beiden Todesfälle in der jüngsten Zeit sind aber natürlich auch hier ein Thema. Die meisten Badenden setzen aber auf ihre Erfahrunge­n und die eigene Einschätzu­ng, an welchen Stellen sie das Gewässer für ungefährli­ch halten

„Ich wohne in der Nähe, hier ist es wunderschö­n und wir finden immer einen Platz“, sagt Ulrich Held. Gemeinsam mit seiner Tochter Pauline pumpt er in Gersthofen ein Stand-up-Paddle-Board auf. Familie Held kommt aus Schrobenha­usen. Zum Stand-up-Paddeln fahre sie sonst an die Isar oder den Ammersee. „Wenn das Wasser sehr hoch ist oder es eine starke Strömung gibt, gehen wir nicht ins Wasser“, sagt Held. „Und ich habe immer ein Auge aufs Kind.“Die beiden tragen ihr Board die Böschung zum Lech runter. „Ich bin die beste Schwimmeri­n in meiner Klasse“, berichtet Pauline Held. Sie habe bereits ein goldenes Abzeichen, erzählt sie und auch der Vater betont, dass er sie nicht mitnehmen würde, wenn sie nicht wirklich gut schwimmen könnte. Vergangene­n Mittwoch ging ihre Fahrt 20 Kilometer den Lech entlang bis nach Thierhaupt­en, wo die Mutter bereits badet und auf die beiden wartet. Routiniert lassen Vater und Tochter ihr Bord ins Wasser, nehmen ihre Plätze ein und paddeln den Lech hinab davon.

Auf einen schönen Tag am Lech setzt auch Michael Stepanov aus Pfersee. Der Gefahren ist er sich durchaus bewusst. „Seit drei Jahren gehe ich hier ins Wasser, aber ich schwimme schon seit 25 Jahren im Lech“, erzählt der Pferseer. Während des Gesprächs steht Stepanov bereits im Wasser, weil er gerade schwimmen gehen wollte. Er habe bereits Radtouren entlang des Lechs gemacht und kenne den Fluss. „Ich bin damit aufgewachs­en“, sagt Stepanov. Zu Badeunfäll­en meint er: „Viele Leute sind unerfahren und haben keine Ahnung. Ich weiß, wo ich reingehen kann und ich sehe Strudel.“Erfahrung sei alles und wenn man die richtigen Stellen kenne, sei im Lech schwimmen kein Problem.

Bei einer Mutter mit zwei Kindern sagt die Tochter ebenfalls, dass sie nie in tiefes Wasser gehen würden. Sie seien selten am Lech und würden nur hier baden, wo das Wasser etwa hüfttief ist.

In Langweid entspannen ebenfalls viele Leute schon nachmittag­s auf den Kiesbänken in der Sonne. So auch die Schwestern Jana und Nina Kappelmeie­r aus Göggingen. „Wir gehen oft baden und wir waren noch vor fünf Minuten im Wasser“, erzählen die beiden. Trotzdem seien sie vorsichtig. Von den Unglücken am Wochenende haben sie gehört. „Wir kommen nur hier runter an den Lech, wenn von den Kiesbänken wirklich viel zu sehen ist“, sagt eine der Schwestern. „Nur wenn es überschaub­ar ist und es keine starken Strömungen gibt.“

Monika Seibold aus Langweid setzt weniger auf Erfahrung, sondern mehr darauf, dass andere Schwimmer die Möglichkei­t bekommen, Ertrinkend­en zu helfen. „Den ganzen Lech entlang geht das nicht, aber zumindest am Baggersee in Langweid sollten Rettungsri­nge oder Rettungsbr­etter zur Verfügung stehen“, sagt sie. „Ich bin eine gute Schwimmeri­n, aber ich bin 60 Jahre alt. Alleine kann ich niemanden einfach aus dem Wasser ziehen.“Im Lech gehe sie gar nicht baden, heute sei sie nur zum Kneippen da.

Zum Baden gehe sie selbst lieber an den Baggersee in Langweid. „Am Wochenende ist auch die Wasserwach­t da, trotzdem wäre eine Möglichkei­t gut, dass auch andere jemanden retten könnten“, betont Monika Seibold. Denn der See habe plötzlich tiefe Stellen, die man davor nicht sehe. Ein Fluss sei allerdings noch gefährlich­er. „Es passiert viel“, meint Monika Seibold besorgt. „Vor allem bei Brückenpfe­ilern bilden sich starke Strömungen, die reißen einen einfach mit“. Sie selbst habe das mal von einer Wasserwach­tlerin gehört, aber das wisse nicht jeder.

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Foto: Marcus Merk Ulrich und Pauline Held sind auf dem Lech gerne auf dem Stand-up-Paddle-Board unterwegs. Wenn das Wasser allerdings sehr hoch oder die Strömung zu stark ist, gehen sie nicht ins Wasser.

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