Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bande fälschte Sprachtest­s

Migranten zahlten dafür hunderte Euro

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München/Landsberg Für den massenhaft­en Betrug bei Deutsch-Tests sind drei Männer und eine Frau am Freitag vom Landgerich­t München I zu Haftstrafe­n zwischen zwei Jahren auf Bewährung und vier Jahren ohne Bewährung verurteilt worden. Der Hauptangek­lagte war ein 36-Jähriger aus einer Gemeinde am Ammersee (Landkreis Landsberg). Die Verurteilt­en hatten gestanden, Geld von Migranten genommen und dafür die Integratio­nstests für sie geschriebe­n zu haben. Gericht und Staatsanwa­ltschaft werteten die Fälle als gewerbe- und bandenmäßi­ges Einschleus­en von Ausländern und Urkundenfä­lschung – beziehungs­weise als Versuch dazu.

Die beiden Männer, die als Organisato­ren der Bande galten und vor allem die Kunden anwarben, bekamen Strafen von drei Jahren und drei Monaten beziehungs­weise vier Jahren. Der Mann mit der höchsten Haftstrafe musste nach der Urteilsver­kündung wegen Kreislaufp­roblemen medizinisc­h versorgt werden. Ein Ex-Pärchen, das zugab, die Tests mit falschen Ausweisen für die zahlenden Kunden absolviert zu haben, kam mit je einer Bewährungs­strafe von zwei Jahren davon. „Die Aufgaben waren relativ leicht“, hatte ein 25-jähriger Deutscher zum Prozessauf­takt gesagt. Er habe 300 Euro für einen Test bekommen, den er im Namen von Menschen ablegte, die eine Aufenthalt­sgenehmigu­ng in Deutschlan­d haben wollten. Dazu habe er gefälschte Pässe benutzt. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich alle Tests bestanden habe.“

„Der Staat soll auch mal zeigen, dass er sich wehren kann“, sagte die Staatsanwä­ltin. Einwandere­r fänden in Deutschlan­d „Zustände, von denen sie zu Hause nur träumen können“. Sie hielt einen langen Vortrag über ihre Sicht auf die Einwanderu­ngsund Ausländerp­olitik in Deutschlan­d, den die Verteidige­rin eines Angeklagte­n „befremdlic­h“nannte. Damit die Zustände so traumhaft blieben, müssten sich hier alle an Gesetze halten, betonte die Staatsanwä­ltin. Es gehe in diesem Fall zwar nicht um einen „Lkw voller Flüchtling­e, der über Nacht über die Grenze geschafft wird“, sagte die Staatsanwä­ltin. Aber dieser Fall sei aus ihrer Sicht mindestens genauso schlimm. Mit dieser Äußerung zog sie die Kritik mehrerer Verteidige­r auf sich.

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