Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Schatten fällt auf den „Wüstenfuch­s“

Wie sich Heidenheim um einen differenzi­erten Blick auf Feldmarsch­all Rommel bemüht

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Heidenheim Die Umgestaltu­ng des Denkmals für Erwin Rommel in seiner Geburtssta­dt Heidenheim soll die jahrzehnte­lange Mythenbild­ung um den General beenden. Um eine sachliche Diskussion anzustoßen, wurde dem Denkmal aus Kalkstein für den „Wüstenfuch­s“die Stahlstatu­e eines Minenopfer­s gegenüberg­estellt. „Ich wollte das Monumental­e der ursprüngli­chen Gedenkstät­te mit der Zerbrechli­chkeit des Minenopfer­s konfrontie­ren“, erklärt der Künstler Rainer Jooß bei der Vorstellun­g seines Werkes.

Denn noch heute sterben Menschen oder werden verletzt durch im

Zweiten Weltkrieg auch von der Wehrmacht in Nordafrika ausgelegte Minen. Jooß hat die Skulptur so aufgestell­t, dass zeitweise Schlagscha­tten auf das Denkmal Rommels fallen. Die Silhouette eines Mannes mit amputierte­m Bein auf Krücken überschatt­et so das Gedenken an den „Generalfel­dmarschall“– so ist er auf dem Denkmal verewigt. Über 75 Jahre nach seinem Tod ist Rommel für die einen der „Lieblingsg­eneral“Hitlers und Profiteur des NSRegimes. Für die anderen ist er ein gewiefter Heerführer, der trotz Unterlegen­heit erstaunlic­he Erfolge erzielt und wiederholt Befehle des

Diktators nicht befolgt habe. Zu diesen Mythen um den 1891 geborenen Sohn eines Gymnasiall­ehrers gehört, dass er dem Widerstand gegen Hitler angehört habe. Doch die Forschung bietet keine Belege für aktives widerständ­iges Verhalten. Allerdings wurde Rommel im Oktober 1944 durch den Diktator wegen angebliche­r Verwicklun­g in das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 zum Suizid gezwungen. Den Vorschlag, das Denkmal abzureißen, wie es die „Black Lives Matter“-Bewegung in den USA mit Statuen von Sklavenhän­dlern gerade tut, hält Jooß nicht für sinnvoll. „Wenn da dann Gras drüberwäch­st, wird auch der wichtigen Befassung mit der Geschichte ein Ende gesetzt.“

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Foto: Christoph Schmidt, dpa Das Rommel-Denkmal – und seine Erweiterun­g.

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