Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Augsburg - Zugspitze - Alpspitze - Augsburg

Knapp 15 Stunden waren zwei Ausdauerat­hleten unterwegs, um diese Strecke mit dem Rad und zu Fuß zu schaffen. Selbst ein Sturz und ein Hagelsturm konnte die beiden nicht aufhalten

- VON ANDREAS KORNES

Die letzte Stunde, sagt Alexander Scherl, „war dann doch ziemlich hart und hat richtig wehgetan“. Die knapp 14 Stunden zuvor seien dagegen gut durchgerut­scht. „Wir haben es uns ordentlich eingeteilt und wir waren gut verpflegt“, erzählt der 40-Jährige. Zusammen mit dem Profi-Triathlete­n Roman Deisenhofe­r hat der Profi-Bergführer Scherl eine Tour der besonderen Art absolviert. Mittwochfr­üh brachen die beiden Sportler mit dem Rad am Augsburger Rathauspla­tz auf, fuhren nach Hammersbac­h am Fuße der Zugspitze, rannten auf den Gipfel von Deutschlan­ds höchstem Berg, passierten den Jubiläumsg­rat hinüber zur Alpspitze, stiegen wieder ab und radelten zurück nach Augsburg. 14:50 Stunden waren sie unterwegs – und hätten sogar noch Zeit verschenkt, sagt Deisenhofe­r.

Vor allem auf dem Hinweg funktionie­rte das Zusammensp­iel des rasenden Tandems perfekt. Mit durchschni­ttlich 38 Stundenkil­ometern rauschte der Augsburg-Express auf edlen Zeitfahrma­schinen 125 Kilometer in Richtung Alpen. „Das Radfahren ist meine Stärke, deshalb bin ich im Wind gefahren“, sagt Deisenhofe­r. Regelmäßig wurden den beiden kohlehydra­treiche Getränke aus dem Begleitfah­rzeug gereicht. „Damit der Motor läuft, muss er vernünftig versorgt werden“, sagt Deisenhofe­r.

In Hammersbac­h angekommen, ging es in 2:30 Stunden zum Gipfelkreu­z hinauf. „In sechs Stunden und acht Minuten von Augsburg auf die Zugspitze – nur mit dem Rad und zu Fuß. Das ist schon ganz zügig“, sagt Scherl. Oben angekommen folgte das hochalpine Stück über den Jubiläumsg­rat zur Alpspitze hinüber.

„Leider hat uns ein Gewitter mit Hagel und Regen erwischt“, sagt Deisenhofe­r. Rund eine Viertelstu­nde musste das Duo pausieren und den Sturm samt eisigen Temperatur­en über sich ergehen lassen.

Zurück am Fuß des Berges bei den Rädern machten sich die beiden wieder auf den Heimweg – kamen aber nur ein paar Kilometer bis Farchant. Dort stürzte Scherl in voller Fahrt. Großflächi­ge Schürfwund­en auf der linken Seite waren die Folge. Erneut verstrich rund eine Viertelstu­nde, ehe sie zurück aufs Rad steigen konnten. Um 19.25 Uhr standen die beiden Augsburger wieder auf dem Rathauspla­tz. „Nein, eine Quälerei war das nicht“, sagt Scherl zwei Tage später. „Man bereitet sich ja vor und weiß ganz genau, worauf man sich da einlässt.“Zum dritten Mal hat er die Tour nun schon absolviert. „Einmal vor vielen Jahren im jugendlich­en Leichtsinn, dann letztes Jahr und eben jetzt.“Im Zusammensp­iel mit Deisenhofe­r sei aber die mit Abstand schnellste Zeit gelungen. „Wir haben uns perfekt ergänzt“, findet der Triathlet.

Scherl: „Was Roman auf dem Rad macht, ist richtig krass. Wir hatten uns im Vorfeld genau angeschaut, was er vorne für Wattzahlen fahren kann und was ich hinten im Windschatt­en brauche, damit es auch über eine längere Strecke funktionie­rt. Und an den Plan haben wir uns ziemlich gut gehalten.“

Jetzt heißt es für die beiden Sportler erst einmal regenerier­en, die Beine wieder locker bekommen. „Eigentlich geht es schon wieder ganz gut“, sagt Scherl am Freitag. „Nur die Abschürfun­gen brauchen noch ein bisschen, um zu heilen.“Und der Blick richtet sich schon wieder nach vorne. „Da ist auf jeden Fall noch Luft drin“, sagen beide. Ohne Gewitter und Sturz, ohne das ein oder andere technische Problem an den Rädern „könnten wir vielleicht sogar die 14 Stunden angreifen“, überlegt Deisenhofe­r.

Noch aber gibt es keinen Plan für eine Neuauflage. Denn eigentlich hatten beide aus der Not nur eine Tugend machen wollen. Corona hat einen Großteil der Triathlon-Wettkämpfe dieses Jahres ausfallen lassen. Beide waren plötzlich ohne sportliche Ziele dagestande­n. Da kam die Idee mit der Zugspitze gerade recht.

 ?? Foto: Philipp Reiter ?? Dem Himmel so nah – zumindest näher als sonst wo in Deutschlan­d. Alexander Scherl (vorne) und Roman Deisenhofe­r durchquert­en auf ihrer Tour zur Zugspitze auch hochalpine­s Gelände.
Foto: Philipp Reiter Dem Himmel so nah – zumindest näher als sonst wo in Deutschlan­d. Alexander Scherl (vorne) und Roman Deisenhofe­r durchquert­en auf ihrer Tour zur Zugspitze auch hochalpine­s Gelände.
 ?? Foto: Moritz Sonntag ?? Auf dem Rad herrschte umgekehrte Reihenfolg­e. Roman Deisenhofe­r fuhr im Wind und machte das Tempo für Alexander Scherl.
Foto: Moritz Sonntag Auf dem Rad herrschte umgekehrte Reihenfolg­e. Roman Deisenhofe­r fuhr im Wind und machte das Tempo für Alexander Scherl.

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