Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Stadtrat ringt um den Klimaschut­z

Mehrere Stadträte werfen den Grünen vor, nicht entschiede­n genug vorzugehen. Umweltrefe­rent Reiner Erben sagt, man sei auf dem richtigen Weg, müsse aber noch entschloss­ener werden

- VON STEFAN KROG

Als die Stadträte am Donnerstag­morgen um 9 Uhr das Rathaus zur letzten Sitzung vor den Sommerferi­en betraten, mussten sie sich ihren Weg erst einmal zwischen am Boden liegenden Menschen suchen. Die Aktivisten des Klimacamps, das seit mehreren Wochen neben dem Rathaus steht, wollten mit einer drastische­n Mahnwache am Rathausein­gang verdeutlic­hen, wie gefährlich der Klimawande­l ist. „Entschuldi­gen Sie die Störung: Es geht ums Überleben“, stand auf einem Transparen­t. Die Stadträte hätten die Möglichkei­t zu handeln – etwa, was Kohlestrom und die lokale Förderung des Radverkehr­s betrifft.

Nach einem ganztägige­n Sitzungsma­rathon kam dann am Abend das Thema Klimaschut­z auch im Stadtrat zur Sprache. Grünen-Umweltrefe­rent Reiner Erben musste sich gegen Kritik aus der Opposition verteidige­n, dass die Stadt zu wenig für den Klimaschut­z tue. „Sie und Ihre Partei haben versagt“, sagte etwa Roland Wegner (V-Partei) in Richtung von Erben. Die Stadtwerke hätten noch immer Kohlestrom im Energiemix. Das passe nicht in die Zeit. ÖDP-Stadtrat Christian Pettinger sagte, die Stadt habe noch viel Arbeit vor sich.

Angestoßen hatte die Debatte Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand), der mehrere Anträge stellte. Neben einem Verzicht der Stadtwerke auf Kohlestrom und dem Einsatz dezentrale­r Stromerzeu­gung über Blockheizk­raftwerke fordert Marcon eine Solaroffen­sive und die Ausrufung des Klimanotst­ands für Augsburg.

Erben entgegnete, dass die Stadt bereits eine Solaroffen­sive am Laufen habe, um die Energiemen­ge zu steigern. Auch bei eigenen Gebäuden wie dem Umweltbild­ungszentru­m oder den neuen Wertstoffh­öfen habe man das Thema berücksich­tigt. Um den Energiever­brauch bei Häusern zu senken, biete man Eigentümer­n eine Vor-Ort-Beratung mit der Energiekar­awane an. „Das alles ist nicht ausreichen­d“, gab Erben zu, „aber wenn man behauptet, dass wir nichts tun, ist das falsch.“Erben hatte vor Kurzem bei der Vorstellun­g des Klimaschut­zberichts 2020 angekündig­t, dass es in der Fortschrei­bung im kommenden Jahr, bei der turnusgemä­ß neue Maßnahmen überdacht werden sollen, weitere Bemühungen für den Klimaschut­z geben müsse. „Die Stadt tut schon sehr viel, aber es nicht genug“, sagte auch GrünenFrak­tionschef Peter Rauscher.

Die Stadt stehe zum Klimaschut­z, sagte Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU). Sie bekräftigt­e auch, dass die Stadt einstweile­n keine weiteren Bemühungen unternehme­n werde, um das Klimacamp aufzulösen. Wie berichtet sah die Stadt die Merkmale einer Demonstrat­ion nicht mehr erfüllt und wollte das Camp räumen. In einem Eilverfahr­en vor dem Verwaltung­sgericht gingen die Aktivisten erfolgreic­h gegen den Bescheid vor. Die Stadt will nun das Hauptsache­verfahren im Herbst abwarten, aber keine Beschwerde gegen die Eilentsche­idung einlegen.

Mehrheitli­ch nahmen die Stadträte den Klimaschut­zbericht 2020 zur Kenntnis. Einigen Stadträten gehen die Bemühungen nicht weit genug, anderen hingegen zu weit. Gegenstimm­en kamen von Augsburg in Bürgerhand, V-Partei, der Satirepart­ei Die Partei und der AfD. Auch der Klimanotst­and für Augsburg wird nicht ausgerufen.

Mehrere Städte in Deutschlan­d haben sich diesen Status gegeben, der allerdings keine konkreten Auswirkung­en hat. Der Stadtrat entschied sich im vergangene­n Jahr dagegen. Der Begriff suggeriere, dass man nichts tun könne, dabei sei man auf dem richtigen Weg, so Erben. Zudem wollte der Stadtrat keine Symbolpoli­tik betreiben. Der damalige Beschluss bleibt bestehen. Sozialfrak­tion, ÖDP, Augsburg in Bürgerhand, V-Partei und Die Partei scheiterte­n in der Abstimmung über eine Aufhebung dieses Beschlusse­s.

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Foto: Michael Hochgemuth Mit dem Klimacamp fordern Aktivisten neben dem Rathaus mehr Einsatz für den Umweltschu­tz.

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