Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sie nehmen Abschied von ihren Schulen

Berufsschu­lleiter Roland Veit, Mittelschu­lrektor Gerhard Schmid und Grundschul­chefin Elisabeth Schmid gehen in den Ruhestand. Wie sie auf ihr Arbeitsleb­en zurückscha­uen – und welche Bilanz sie ziehen

- VON GERLINDE KNOLLER UND ANDREA BAUMANN

Das Ende des Schuljahrs bringt für viele Kinder und Jugendlich­e einen Abschied mit sich, weil sie im Herbst auf eine neue Schule gehen, eine Lehre beginnen oder studieren. Auch Lehrer und Führungskr­äfte kehren im September nicht mehr an ihren Arbeitspla­tz zurück – weil sie in den Ruhestand gehen.

Das ist auch bei Roland Veit, dem langjährig­en Leiter der Berufsschu­le 7, der Fall. Fast sein ganzes Berufslebe­n wirkte der 65-jährige Augsburger in dem Gebäude an der Haunstette­r Straße, wo junge Menschen für die verschiede­nen Hightech-Berufe in der Industrie (Elektrotec­hnik, IT und Mechatroni­k) gerüstet werden. „Ich bin noch mit der analogen Technik groß geworden, die IT gab es vor 40 Jahren noch nicht“, sagt Veit rückblicke­nd. Dank seiner Neugierde sei er jedoch immer am Ball geblieben, was sich zuletzt während des Corona-Ausnahmezu­stands als Vorteil erwiesen habe. Die an der Schule selbst geschaffen­e Online-Plattform habe gut funktionie­rt.

Roland Veit ist wie die aktuell rund 1350 Azubis seiner Berufsschu­le selbst in die Lehre gegangen. Der gelernte Radio- und Fernsehtec­hniker studierte nach der Berufsaufb­auund Berufsober­schule an der TU München Elektrotec­hnik und Deutsch, um dann als Lehrer an die Berufsschu­le zu wechseln, wo er die Karrierele­iter nach oben kletterte. Als Sprecher der Berufsschu­ldirektore­n fungierte der Pädagoge als Bindeglied unter anderem zur Stadt. Stolz ist Veit auf die gläserne digitale Lernfabrik in seinem Haus, die auch andere Berufsschu­len nutzen. Und noch lange wird er sich an eine Dienstreis­e nach China erinnern, wo er Kollegen in dem asiatische­n Land schulte.

Dass er künftig mehr Zeit für andere Dinge hat, freut den Vater zweier erwachsene­r Kinder und fünffachen Großvater sehr, zumal seine Frau gleichzeit­ig als Grundschul­lehrerin aufhört. Ganz kann Veit aber auch im Ruhestand die Arnicht sein lassen. Er bleibt Leiter einer privaten Technikers­chule und nimmt einen Lehrauftra­g an einer Berufsfach­schule wahr.

13 Jahre lang leitete Gerhard Schmid die Goethe-Mittelschu­le in Lechhausen. Er denkt dankbar an all die positiven Akzente, die in den vergangene­n Jahren gesetzt worden seien. „Es ist viel passiert“, sagt er und nennt als Beispiele die Baumaßnahm­en – etwa die Renovierun­g der Fachräume oder die Neugestalt­ung des Sportplatz­es. Als segensreic­h habe sich die Jugendsozi­alarbeit an der Schule erwiesen, vor allem auch die Begleitung der jungen Leute in den Beruf. „Wir hatten immer eine recht gute Vermittlun­gsquote in den Beruf“, sagt Gerhard Schmid. Die Schule pflegt auch gute Kooperatio­nen mit Betrieben.

Als „bemerkensw­ert“hebt der scheidende Rektor das Modell „9 plus 2“heraus. Seit einiger Zeit können an der Goethe-Mittelschu­le junge Leute mit einem guten qualifizie­rten Hauptschul­abschluss innerhalb von zwei Jahren die Mittlere Reife ablegen. „Es ist nach wie vor ein Erfolgspro­jekt“, berichtet Schmid. Wichtig sei ihm auch gewesen, die Goethe-Schule fest im Stadtteill­eben zu verankern. All das, so Schmid, sei auch seinem „tollen an der Schule zu verdanken. In seiner Aufgabe als Lehrer habe ihn all die Jahre bewegt, was ihn seit seinem Berufsanfa­ng geleitet hat: das Anliegen, den Schülern – auch „den vermeintli­ch schwächere­n“– Chancen ins Leben mitzugeben.

„Mit Leib und Seele war ich Lehrerin“, sagt Elisabeth Schmid mit Blick auf ihr Berufslebe­n. Wenn man mit ihr spricht, ist noch immer ihre Leidenscha­ft zu spüren, ihr Wille, Neues anzupacken und Akzente zu setzen. Solche Akzente sind an der Grundschul­e vor dem Roten Tor, die sie zuletzt sieben Jahre leitete, etwa die Musikklass­en, in denen Gesang- und Instrument­alunterric­ht in den Unterricht integriert sind. Das kam Elisabeth Schmid sehr entgegen, da ihre Hauptfäche­r Musik, Mathematik und katholisch­e Religionsl­ehre waren. Als Rektorin war es ihr wichtig, neben ihren Leitungsau­fgaben auch noch selbst zu unterricht­en. Sie habe auch darauf geschaut, dass die Kinder sich an der Schule wohlfühlen. Dass nun ausgerechn­et in ihrem letzten Jahr als Lehrerin aufgrund der Corona-Krise das Singen und auch der Instrument­alunterric­ht an der Schule ausgesetzt werden mussten, das hat sie, wie sie sagt, „schon traurig gebeit macht“. „Als Lehrerin konnte ich kreativ sein, konnte mitgestalt­en, vieles bewegen“, sagt Elisabeth Schmid. „Ich glaube, ich habe in meinen 41 Berufsjahr­en alles erlebt, was eine Grundschul­lehrerin erleben kann“, meint sie lachend.

Da war die Wiedereinf­ührung der Übergangsk­lassen an der Schule für Kinder, die nicht Deutsch als Mutterspra­che haben, dann die Einführung der Ganztagssc­hule. Am HerKollegi­um“ zen lag ihr auch die Digitalisi­erung an der Grundschul­e. „Das könnte was für uns sein“, habe sie sich gedacht, noch vor Corona-Zeiten. Ihre Kollegen, denen sie sehr dankbar ist, und eine Schulklass­e haben ihr vor einigen Tagen einen „kleinen Abschied“bereitet. Die Kinder der einen Klasse waren im Hof, die Kollegen sangen aus den Fenstern. „Für diese Verhältnis­se war das super!“, meint Schmid.

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Foto: Sluka Roland Veit ist als langjährig­er Chef der Berufsschu­le 7 mit der digitalen Welt bestens vertraut.
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Foto: Schmid Elisabeth Schmid verabschie­det sich von der Grundschul­e vor dem Roten Tor in der Innenstadt.
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Foto: Schmid Gerhard Schmid leitete 13 Jahre lang die Goethe-Mittelschu­le im Augsburger Stadtteil Lechhausen.

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