Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Sie nehmen Abschied von ihren Schulen
Berufsschulleiter Roland Veit, Mittelschulrektor Gerhard Schmid und Grundschulchefin Elisabeth Schmid gehen in den Ruhestand. Wie sie auf ihr Arbeitsleben zurückschauen – und welche Bilanz sie ziehen
Das Ende des Schuljahrs bringt für viele Kinder und Jugendliche einen Abschied mit sich, weil sie im Herbst auf eine neue Schule gehen, eine Lehre beginnen oder studieren. Auch Lehrer und Führungskräfte kehren im September nicht mehr an ihren Arbeitsplatz zurück – weil sie in den Ruhestand gehen.
Das ist auch bei Roland Veit, dem langjährigen Leiter der Berufsschule 7, der Fall. Fast sein ganzes Berufsleben wirkte der 65-jährige Augsburger in dem Gebäude an der Haunstetter Straße, wo junge Menschen für die verschiedenen Hightech-Berufe in der Industrie (Elektrotechnik, IT und Mechatronik) gerüstet werden. „Ich bin noch mit der analogen Technik groß geworden, die IT gab es vor 40 Jahren noch nicht“, sagt Veit rückblickend. Dank seiner Neugierde sei er jedoch immer am Ball geblieben, was sich zuletzt während des Corona-Ausnahmezustands als Vorteil erwiesen habe. Die an der Schule selbst geschaffene Online-Plattform habe gut funktioniert.
Roland Veit ist wie die aktuell rund 1350 Azubis seiner Berufsschule selbst in die Lehre gegangen. Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker studierte nach der Berufsaufbauund Berufsoberschule an der TU München Elektrotechnik und Deutsch, um dann als Lehrer an die Berufsschule zu wechseln, wo er die Karriereleiter nach oben kletterte. Als Sprecher der Berufsschuldirektoren fungierte der Pädagoge als Bindeglied unter anderem zur Stadt. Stolz ist Veit auf die gläserne digitale Lernfabrik in seinem Haus, die auch andere Berufsschulen nutzen. Und noch lange wird er sich an eine Dienstreise nach China erinnern, wo er Kollegen in dem asiatischen Land schulte.
Dass er künftig mehr Zeit für andere Dinge hat, freut den Vater zweier erwachsener Kinder und fünffachen Großvater sehr, zumal seine Frau gleichzeitig als Grundschullehrerin aufhört. Ganz kann Veit aber auch im Ruhestand die Arnicht sein lassen. Er bleibt Leiter einer privaten Technikerschule und nimmt einen Lehrauftrag an einer Berufsfachschule wahr.
13 Jahre lang leitete Gerhard Schmid die Goethe-Mittelschule in Lechhausen. Er denkt dankbar an all die positiven Akzente, die in den vergangenen Jahren gesetzt worden seien. „Es ist viel passiert“, sagt er und nennt als Beispiele die Baumaßnahmen – etwa die Renovierung der Fachräume oder die Neugestaltung des Sportplatzes. Als segensreich habe sich die Jugendsozialarbeit an der Schule erwiesen, vor allem auch die Begleitung der jungen Leute in den Beruf. „Wir hatten immer eine recht gute Vermittlungsquote in den Beruf“, sagt Gerhard Schmid. Die Schule pflegt auch gute Kooperationen mit Betrieben.
Als „bemerkenswert“hebt der scheidende Rektor das Modell „9 plus 2“heraus. Seit einiger Zeit können an der Goethe-Mittelschule junge Leute mit einem guten qualifizierten Hauptschulabschluss innerhalb von zwei Jahren die Mittlere Reife ablegen. „Es ist nach wie vor ein Erfolgsprojekt“, berichtet Schmid. Wichtig sei ihm auch gewesen, die Goethe-Schule fest im Stadtteilleben zu verankern. All das, so Schmid, sei auch seinem „tollen an der Schule zu verdanken. In seiner Aufgabe als Lehrer habe ihn all die Jahre bewegt, was ihn seit seinem Berufsanfang geleitet hat: das Anliegen, den Schülern – auch „den vermeintlich schwächeren“– Chancen ins Leben mitzugeben.
„Mit Leib und Seele war ich Lehrerin“, sagt Elisabeth Schmid mit Blick auf ihr Berufsleben. Wenn man mit ihr spricht, ist noch immer ihre Leidenschaft zu spüren, ihr Wille, Neues anzupacken und Akzente zu setzen. Solche Akzente sind an der Grundschule vor dem Roten Tor, die sie zuletzt sieben Jahre leitete, etwa die Musikklassen, in denen Gesang- und Instrumentalunterricht in den Unterricht integriert sind. Das kam Elisabeth Schmid sehr entgegen, da ihre Hauptfächer Musik, Mathematik und katholische Religionslehre waren. Als Rektorin war es ihr wichtig, neben ihren Leitungsaufgaben auch noch selbst zu unterrichten. Sie habe auch darauf geschaut, dass die Kinder sich an der Schule wohlfühlen. Dass nun ausgerechnet in ihrem letzten Jahr als Lehrerin aufgrund der Corona-Krise das Singen und auch der Instrumentalunterricht an der Schule ausgesetzt werden mussten, das hat sie, wie sie sagt, „schon traurig gebeit macht“. „Als Lehrerin konnte ich kreativ sein, konnte mitgestalten, vieles bewegen“, sagt Elisabeth Schmid. „Ich glaube, ich habe in meinen 41 Berufsjahren alles erlebt, was eine Grundschullehrerin erleben kann“, meint sie lachend.
Da war die Wiedereinführung der Übergangsklassen an der Schule für Kinder, die nicht Deutsch als Muttersprache haben, dann die Einführung der Ganztagsschule. Am HerKollegium“ zen lag ihr auch die Digitalisierung an der Grundschule. „Das könnte was für uns sein“, habe sie sich gedacht, noch vor Corona-Zeiten. Ihre Kollegen, denen sie sehr dankbar ist, und eine Schulklasse haben ihr vor einigen Tagen einen „kleinen Abschied“bereitet. Die Kinder der einen Klasse waren im Hof, die Kollegen sangen aus den Fenstern. „Für diese Verhältnisse war das super!“, meint Schmid.