Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Ausflügler zieht es zum Peterhof

Inge und Manfred Eben betreiben den Gasthof in dritter Generation. Sie verbinden Tradition mit Neuem

- VON SONJA DILLER

Gersthofen-Peterhof Der Kies knirscht auf dem Weg zum schattigen Lieblingsp­latz heimelig unter den Füßen. Unter den uralten, mächtigen Kastanien findet im Biergarten des Gasthofs Peterhof jeder sein persönlich­es kleines Paradies. Seit über 300 Jahren sind Rastende im großen Haus und Garten mitten im Grünen willkommen.

Damals waren es meist Fuhrleute, die aus den Wäldern im Westen Holz in die pulsierend­e Fuggerstad­t brachten. Später wurden es die Ausflügler, Wanderer und Radler, die sich auf ein kühles Bier und eine Brotzeit freuten. In puncto Gemütlichk­eit ist im Peterhof glückliche­rweise die Zeit stehen geblieben. Nicht aber in der Gastronomi­e. Inge und Manfred Eden haben die Wirtschaft mit allem Drum und Dran 1995 von den Eltern der Wirtin übernommen und seitdem den Betrieb mit vielen Ideen modernisie­rt. Deftige Brotzeiten gibt es immer noch. Dazu eine Tageskarte mit schöner Auswahl für jeden Geschmack. Spezielles gibt es bei den Themenwoch­en, wo Salat satt, Wild, Schwammerl­gerichte oder auch mal alles, was man so aus Flädle oder Kartoffeln machen kann, im Mittelpunk­t steht.

Ein besonderer Hit sind die Gerichte aus Innereien oder so etwas Außergewöh­nliches wie ein Kalbskopf mit lauwarmem Kartoffels­alat. „Wir waren wirklich überrascht, wie sich gerade unsere älteren Gäste darauf freuen“, möchte Inge Eden die Vorlieben der Peterhof-Fans möglichst genau treffen.

Deshalb haben sich die Wirtsleute auch bei der Ausstattun­g der Gasträume viel Zeit genommen. Der Architekt der letzten Renovierun­g vor vier Jahren konnte gar nicht glauben, dass die Edens darauf bestanden, die Stuhlkandi­daten wochenlang Probe sitzen zu lassen. Er war der Meinung, die Möbel müssten nur schön aussehen. „Aber wer will denn bei einem schönen Essen oder einer langen Kartelrund­e auf unbequemen Stühlen sitzen? Das muss schon alles passen“, liegt Manfred Eden nicht nur der Magen seiner Gäste am Herzen.

Auf dem Teller liegt fast ausschließ­lich Wurst, die Manfred Eden als gelernter Koch selbst herstellt. Lämmer wachsen auf der eigenen Wiese auf, daneben Enten und Hühner. Ein Kakadu, vom Tierschutz gerettet, Schönsitti­che, das Schwarzohr­papageienp­ärchen Sissi und Franzi genießen Frischluft in Volieren. Der betagte Hofkater Herkules sieht nach dem Rechten, bis der Wachhund nach Feierabend seine Runden im Grundstück dreht. „Wir haben halt unseren eigenen kleinen Zoo“, Felliges und Gefiederte­s gehört für die Edens mit dazu zum Leben am Wald.

1924 hatte Inge Edens Großvater Johann Wieland das Anwesen erworben, das nun schon in der dritten Generation im Familienbe­sitz ist. Und die vierte steht möglicherw­eise schon in den Startlöche­rn. Sohn Nikolas ist gelernter Koch und unterstütz­t die Familie im Sommer in der Küche. Im Winter arbeitet er nun schon seit mehreren Jahren im renommiert­en Hotel Zürserhof am österreich­ischen Arlberg. Sohn Bastian studiert und brauchte sich gar nicht erst nach einem Studentenj­ob umsehen. An der Theke behält er auch an hektischen Sommertage­n den Überblick, während Mutter Inge darauf schaut, dass es den Gästen rundum gut geht und der Service klappt. Als Familienzi­el punktete die Ausflugsga­ststätte zwischen Holzhausen und Heretsried schon immer. Auf dem Spielplatz toben, in den Volieren nach Vögeln kucken oder die Schafe auf der Wiese beobachten; für die Unterhaltu­ng der Kinder ist gesorgt. So können Mama und Papa mal kurz durchatmen und den Tag ohne den ständigen Blick auf den Nachwuchs genießen.

Dass ihre Gäste treu sind und man sich oft über Jahrzehnte kennt, ist für die Wirtsleute vom Peterhof schöne Tradition. Doch dass sie in Zeiten von Corona den flugs eingericht­eten Drive-in sofort annahmen und über mehrere Wochen gut besuchten, das war schon etwas Besonderes und „gut für die Seele“. Und die kann man jetzt wieder prima baumeln lassen mittendrin im Erholungsg­ebiet Westliche Wälder.

„Wir haben halt unseren eigenen kleinen Zoo.“

Manfred Eden

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 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Manfred Eden (links) betreibt mit seiner Frau Inge seit 1995 den Peterhof. Ihr Sohn Nikolas Eden (rechts) unterstütz­t die Eltern als gelernter Koch im Sommer in der Küche und führt damit die Familientr­adition weiter. Denn das Anwesen ist seit 1924 in Familienbe­sitz.
Fotos: Marcus Merk Manfred Eden (links) betreibt mit seiner Frau Inge seit 1995 den Peterhof. Ihr Sohn Nikolas Eden (rechts) unterstütz­t die Eltern als gelernter Koch im Sommer in der Küche und führt damit die Familientr­adition weiter. Denn das Anwesen ist seit 1924 in Familienbe­sitz.
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Das Rezept für die gebackene Lammhaxe haben die Edens uns verraten.

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