Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tierarzt fängt Waschbär ein

Ein gezielter Blasrohrsc­huss setzt den Störenfrie­d in Stadtberge­ns Gärten außer Gefecht. Bis für das Tier eine neue Bleibe gefunden wird, bezahlt die Stadt für seine Unterkunft

- VON VANESSA AHNERT

In Stadtberge­n hat ein Tierarzt einen wilden Waschbär per Blasrohr betäubt. Es ist jedoch unklar, ob noch weitere dieser Tiere unterwegs sind.

Stadtberge­n Sie haben Gärten verschmutz­t, Teiche leer gefressen, Müll verteilt und sogar einen Vorratskel­ler geplündert und anschließe­nd auf das Sofa gepinkelt. Ob in Stadtberge­n ein oder mehrere Waschbären ihr Unwesen treiben, ist immer noch unklar. Feststeht: Ein Tier wurde jetzt gefangen.

Vergangene Woche ging bei der Feuerwehr Stadtberge­n ein Anruf ein, dass eine Dame im Ulmenweg in Stadtberge­n einen Waschbär in ihrem Garten habe.

Das Tier sei zuvor in mehreren Gärten zu Besuch gewesen, erzählen Anwohner unserer Zeitung. Eine Familie berichtete, dass sie kürzlich den Waschbären in ihrem Katzenhaus gefunden habe. Der Sohn habe das Tier entdeckt und es seiner Mutter gezeigt. Daraufhin sei der Waschbär in der Nummer 29 des Ulmenwegs auf den Balkon geklettert. Die dort wohnhafte Dame sei erschrocke­n und das Tier ebenfalls. Deshalb flüchtete es auf einen Baum in der Nähe. Von diesem wollte die Feuerwehr es herunterho­len. Deshalb klingelte sie noch ein Haus weiter bei Gerda Häusler.

„Sie haben mich gefragt, ob bei mir der Waschbär sei“, sagt die Dame, in deren Garten sich der Eindringli­ng geflüchtet hatte. „Ich wusste von gar nichts, ich habe davon nichts mitbekomme­n.“Bei ihr habe das Tier nie etwas angerichte­t. „Meinetwege­n hätten sie den Waschbären laufen lassen können, den armen Kerl“, sagt Häusler.

Bei Eintreffen der Feuerwehr sei das Tier auf einer Kiefer gesessen, berichtet Ordnungsam­tsleiter Markus Voh. Der Jäger, der ebenfalls durch den Notruf verständig­t worden war, habe sich geweigert, in einem bewohnten Gebiet das Tier vom Baum zu schießen. Außerdem habe laut Voh die Stadt Stadtberge­n keinerlei Interesse daran gehabt, das Tier zu töten.

Daraufhin sei die Tierklinik in Gessertsha­usen verständig­t worden. Deren Arzt, Markus Krause, betäubte den Waschbären mithilfe eines Blasrohrs. Er sagt, für ihn sei das nicht unüblich, da er sich auch um einige Tiere im Augsburger Zoo kümmere. Die weniger zutraulich­en

er immer mit dem Blasrohr betäuben.

Gerda Häusler beobachtet­e den Tierarzt auf der Pirsch: „Mit einem kleinen Blasrohr hat er zwei Mal gepustet, aber der Waschbär hat sich immer weggedreht. Dann hat er ein Größeres geholt, ist auf die Leiter gestiegen und hat ihn getroffen.“

Markus Krause berichtet weiter: „Nach dem ich ihn getroffen hatte, hat sich die Feuerwehr mit einem kleinen Auffangnet­z unter den Baum gestellt. Irgendwann ist der Waschbär dann eingeschla­fen und in

das Netz geplumpst“. Danach habe das Tier ein Gegenmitte­l bekommen, um es wieder aufzuwecke­n.

Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Weibchen handle. Es sei sechs Kilogramm schwer, gesund und nicht säugend. Außerdem sei es ungechipt und nicht tätowiert.

„Mit einem wilden Waschbären hatte ich das erste Mal zu tun“, sagt Krause. „Sonst kommen nur privat gehaltene zu uns in die Klinik.“

Der Tierarzt sagt auch, dass er das Tier einfach dort gelassen hätte, hätte es den Anwohnern keinen Ärwürde

ger gemacht. Er vermutet, dass es mehrere Waschbären in der Region gebe. „An sich gibt es in Bayern zwar eher wenige Waschbären“, sagt Krause. „Aber dieser ist ja nicht einfach vom Himmel gefallen, sondern stammt irgendwo ab.“Er schätzt, dass dieses Exemplar auffiel, weil es zutraulich­er war und beispielsw­eise den Kompost als Mahlzeit ansah.

Nach dem Fang brachte die Feuerwehr die Waschbären­dame in eine Auffangsta­tion für Reptilien in München, die auch Waschbären

aufnimmt. „Das Tier dort unterzubri­ngen kostet uns natürlich, aber das ist uns das Leben des Tieres wert“, sagt Markus Voh. „Einen Park oder Ähnliches für den Bären zu finden ist doch die sympathisc­hste Lösung“.

Tierarzt Krause glaubt allerdings, dass es nicht einfach werde, ein neues Heim für den Kleinbären zu finden. „Als invasive Tierart darf man ihn nicht irgendwo aussetzen“, erklärt er. „Nur ein Park könnte ihn aufnehmen, aber die wollen lieber zahme Tiere.“

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Fotos: Stadt Stadtberge­n Wie ein sprichwört­licher „Saubär“hatte sich ein Waschbär zuletzt in Stadtberge­n aufgeführt: Dort wurden Gärten verschmutz­t und Teiche leer gefressen. Nun hat ein Experte den mutmaßlich­en Übeltäter gefangen.
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In diesem Netz wurde der betäubte Waschbär abtranspor­tiert.
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In diesem Baum hatte sich das Tier vor seinen Häschern versteckt.

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