Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum es hier besonders oft blitzt

Im vergangene­n Jahr wurden in Bayern mehr als 66 000 Blitze registrier­t. Die meisten davon in unserer Region

- VON ANIKA ZIDAR

Augsburg In keinem anderen Bundesland hat es im vergangene­n Jahr so viele Blitzeinsc­hläge gegeben wie in Bayern: Mehr als 66000 Blitze gingen hier auf die Erde nieder – das zeigt der Siemens Blitzatlas 2019. Mit Messstatio­nen in ganz Europa analysiert das Unternehme­n das elektromag­netische Feld von Blitzen und ermittelt bis auf 50 Meter genau, wo diese einschlage­n.

Dass Bayern mehr Blitze abbekommt als jedes andere Bundesland, überrascht weder Meteorolog­en noch Statistike­r. Das Phänomen ist schlicht durch die große Fläche des Freistaats zu erklären. Erstreckt sich diese über weite Gebiete, ist es auch wahrschein­licher, dass mehr Blitze einschlage­n. Doch was die Blitzdicht­e angeht, liegen fünf ostdeutsch­e Bundesländ­er vor Bayern.

In Berlin, Mecklenbur­g-Vorpommern, Brandenbur­g, Sachsen und Thüringen schlagen mehr Blitze pro Quadratkil­ometer ein.

Innerhalb des Freistaats sind Schwaben und Oberbayern besonders stark von Blitzeinsc­hlägen betroffen. Spitzenrei­ter in der Blitzdicht­e ist die Stadt Kaufbeuren. Hier gingen im vergangene­n Jahr 96 Blitze nieder, das sind 2,4 pro Quadratkil­ometer. Auch der Landkreis Landsberg am Lech war mit mehr als zwei Blitzen pro Quadratkil­ometer sehr stark von Einschläge­n frequentie­rt. Nur unwesentli­ch geringer war die Blitzdicht­e im Ostallgäu und Oberallgäu, wo im vergangene­n Jahr jeweils mehr als 2500 Blitze niederging­en.

Eine große Rolle bei der Entstehung von Gewittern spielen die Berge, erklärt Diplom-Meteorolog­e Jürgen Schmidt vom Wetterdien­st wetterkont­or.de. „Gerade das Allgäu ist in Südbayern eine Region, wo sich Gewitter als Erstes entwickeln.“In den Tälern des Berglands ist es meist feuchter als in den Ebenen. Wird die Luft an einem heißen

Sommertag durch große Sonneneins­trahlung stark erhitzt, verdunstet viel bodennahes Wasser und feuchtet die Luft an. Die Luftströme in den Alpen begünstige­n zudem, dass feuchtheiß­e Luft nach oben strömt, erklärt der Experte. Dadurch entwickeln sich Quellwolke­n, wodurch wiederum Wärmegewit­ter entstehen. „Häufig ziehen diese dann nach Norden und Nordosten, deshalb gehen in den Regionen um Augsburg und München auch noch vergleichs­weise viele Blitze nieder.“

Auch abseits der Alpen sind es die Hochlagen, die am meisten von Gewitterbi­ldung betroffen sind, sagt Schmidt. Im Landkreis Cham im Bayerische­n Wald etwa war die Blitzdicht­e 2019 mit mehr als eineinhalb Blitzen pro Quadratkil­ometer viel höher als im Umland. Etwas weniger deutlich zeigt sich das im nordbayeri­schen Kreis Rhön-Grabfeld,

wo durch Hochlagen ebenfalls mehr Gewitter zu verzeichne­n waren als im Umland.

Ganz anders ist die Situation in anderen Teilen Nordbayern­s gewesen: Fränkische Städte waren sogar die blitzärmst­en in ganz Deutschlan­d. In keinem Stadt- oder Landkreis schlug es im vergangene­n Jahr im Verhältnis seltener ein als in Hof, Bayreuth, Schweinfur­t und Würzburg. In Hof und Bayreuth kamen nur 0,07 Blitze auf einen Quadratkil­ometer.

Dass es in Franken selbst in den Mittelgebi­rgen Spessart und Fichtelgeb­irge so wenige Blitzeinsc­hläge gab, führt Meteorolog­e Jürgen Schmidt auf die enorme Trockenhei­t im vergangene­n Jahr zurück. „Zu einem Gewitter kommt es durch Feuchtigke­it und Hitze. Und wo kein Gewitter ist, schlagen natürlich auch keine Blitze ein.“

 ?? Symbolfoto: Michael, dpa ?? In Schwaben und Oberbayern blitzt es am häufigsten.
Symbolfoto: Michael, dpa In Schwaben und Oberbayern blitzt es am häufigsten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany