Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Alles muss raus: Fujitsu versteigert sein Inventar
Ende September schließt der Computerbauer seinen Standort in Augsburg. Jetzt haben die Aufräumarbeiten begonnen, was auch heißt, dass Mobiliar und viele andere Dinge neue Besitzer suchen. Dies geschieht auf besonderem Weg
Vom Papiertuchrollenhalter über Pinnwände, Drehkreuze, Bürostühle und Wertfachschränke ist alles dabei. Sogar ganze PC-Montagelinien werden angeboten. Die Rede ist von einer Online-Auktion des Internet-Portals Troostwijk. Es versteigert derzeit unter anderem das Inventar des Augsburger Computerbauers Fujistu, der seinen Standort in Augsburg bekanntlich im September dieses Jahres schließt. Insgesamt, lässt Projektleiter Jens-Peter Franz wissen, seien rund 2000 Positionen im Angebot. Die Versteigerung läuft bis 11. August.
„Ja, es handelt sich um Produkte aus unserem Haus“, bestätigt auch Fujitsu-Sprecher Michael Erhard. Manche Dinge seien direkt angefragt und verkauft worden, andere habe man nun bei Troostwijk zur Versteigerung eingestellt. Der Sinn dahinter sei simpel: „Wir wollen einfach, dass die Dinge eine sinnvolle Nachnutzung bekommen.“Sie zu entsorgen oder zur Mutter nach Japan zu liefern, sei wirtschaftlich und ökologisch wenig sinnvoll. Franz ergänzt: „Fujitsu beauftragte uns, weil wir angefangen von der Inventarisierung bis hin zur Räumung die gesamten Anforderungen an eine koordinierte und zeitlich befristete Standortschließung abbilden können.“
Eine Versteigerung wie jetzt bei Fujitsu ist kein Einzelfall. Das zeigt auch der Blick auf das Online-Portal von Troostwijk. Es versteigert Wirtschaftsgüter verschiedener Art für Kunden und Käufer aus der ganzen Welt. 180 Mitarbeiter sind nach Informationen der Online-Seite für Troostwijk tätig. 3000 Auktionen finden jährlich statt, seit 90 Jahren bietet das Unternehmen seine Dienste an – unter anderem 2016 für den Mobilfunkantennen-Hersteller Kathrein in Nördlingen. Und natürlich gibt es noch weitere Auktionshäuser, die sich auf Versteigerungen dieser Art spezialisiert haben.
Archivfoto: Silvio Wyszengrad
Auch in der Region haben zuletzt Unternehmen Auktionen gewählt, um sich nach Standortschließungen oder aus anderen Gründen von ihrem Inventar zu trennen. Unter anderem kamen Maschinen und Büroausstattung der insolventen Druckerei Kessler aus Bobingen unter den Hammer. Eine der bundesweit bekannteren Firmenversteigerungen in den letzten Jahren war sicherlich die des Luftfahrtunternehmens Air Berlin. Nach seiner Pleite konnten unter anderem Sitze oder Servierwagen online ersteigert werden. Liebhaber ließen sich manche Stücke einiges kosten.
Wie viel Geld bei solchen Versteigerung zusammenkommt, ist schwer zu sagen. Die Spanne sei groß, lässt Experte Jens-Peter Franz wissen. Entsprechend kann er auch keine Prognose für Fujitsu abgeben.
Allerdings verrät ein Blick auf die Online-Seite, welche Waren gerade zu welchen Preisen gehandelt werden. Aktuell (Stand Mittwochmittag) werden zehn Euro für einen
Papiertuchrollenhalter geboten, für eine der PC-Montagelinien sind es 500 Euro. Für große Pinnwände sind Bieter bislang bereit, fünf Euro zu bezahlen. Wer sich für Projektoren oder Kaffeevollautomaten interessiert, kann ebenfalls ein Schnäppchen machen – zumindest Stand Mittwoch.
Neben dem Auktionshaus helfen im Übrigen auch die verbliebenen Mitarbeiter dabei, das Produktionsgelände zu räumen. Nach einer weiteren Austrittswelle im Juni sind noch rund 270 der einst 1500 Beschäftigten auf dem Gelände in der Bürgermeister-Ulrich-Straße beschäftigt. Sie helfen bei Rückbaumaßnahmen und internen Übergaben. Nicht mitgerechnet sind in dieser Zahl die rund 350 Mitarbeiter, die auch nach der Standortschließung weiter für Fujitsu tätig sein werden. Sie ziehen in den Toni-Park an der Rumplerstraße um.