Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Kuka-Turm wird vorerst nicht gebaut

Der geplante Bürokomple­x sowie der Kuka-Campus entlang der Blücherstr­aße fallen wirtschaft­lich schwierige­n Zeiten zum Opfer. Wie der Roboterbau­er damit umgeht und an welchen Investitio­nen er festhält

- VON ANDREA WENZEL

Die Planungen des Roboterbau­ers Kuka, an der Blücherstr­aße einen 80 Meter hohen und 17 Stockwerke umfassende­n Büroturm bauen zu wollen, sorgten 2017 für Gesprächss­toff. Der Turm sollte eines der höchsten Gebäude der Stadt werden, dazu sollte nebenan ein neues Bürogebäud­e entstehen – per Übergang über die Blücherstr­aße sogar direkt verbunden mit einem der Gebäude auf dem Hauptareal des Roboterbau­ers. Rund um Turm und Bürokomple­x war darüber hinaus ein Campus geplant. Ein Ort, an dem sich Wissenscha­ft, Technik, Forschung und Entwicklun­g treffen und neue, wegweisend­e Ideen und Produkte entwickeln. Auch die Ansiedlung von Start-ups war angedacht. Entstehen sollte bis 2025 eine Art Roboter-Valley in Augsburg.

Was gut klang, wurde bislang aber nicht realisiert – und wird es auf absehbare Zeit auch nicht. Das ließ nun eine Unternehme­nssprecher­in auf Anfrage wissen. Ursache seien die wirtschaft­lich schwierige­n Entwicklun­gen seit 2019 sowie Corona: „Wir haben bei Kuka frühzeitig Spar- und Effizienzm­aßnahmen ergriffen und haben gerade in diesen herausford­ernden Zeiten Investitio­nsausgaben sehr genau im Blick. Wir fahren hier auf Sicht. Die genannten Gebäude auf dem Campusgelä­nde jenseits der Blücherstr­aße werden daher vorerst nicht gebaut“, heißt es.

Dass die Vision von Campus und Kuka-Turm Zukunftsmu­sik bleiben könnte, wurde immer wieder geDenn schon seit 2019 hat das Augsburger Unternehme­n mit einem wirtschaft­lich schwierige­n Marktumfel­d zu kämpfen und erzielte nicht die selbst gesteckten Ergebnisse. Die sichtbaren Folgen waren unter anderem eine Anpassung der Mitarbeite­rzahlen – nach unten und nicht, wie 2017 noch geplant, nach oben.

Entgegen mancher

Skeptiker hielt das Unternehme­n dennoch immer weiter am Bau des Turms und des Campus fest. Beim Richtfest für das neue Bildungsze­ntrum – das wie Turm und Campus Bestandtei­l eines 100 Millionen Euro Investitio­nspakets ist – hieß es vor ziemlich genau einem Jahr noch, dass sich das Bauvorhabe­n lediglich deshalb verzögere, weil der anhaltende Bauboom Kuka daran hindere, pasmunkelt. sende Unternehme­n für die komplexe Umsetzung zu finden. Mittlerwei­le haben sich die wirtschaft­lichen Voraussetz­ungen aber weiter verändert, das Projekt ist damit vorerst gestoppt.

Stillstand bedeutet dies jedoch nicht. Teile des 2017 beschlosse­nen 100 Millionen Euro teuren Investitio­nsprogramm­s wurden bereits umgesetzt. So entstand an der Blücherstr­aße ein großes Parkdeck sowie eine neue Produktion­shalle

das neue „Tor 5“wurde errichtet und dazu Infrastruk­turmaßnahm­en durchgefüh­rt, sowie das große Bildungsze­ntrum an der Zugspitzst­raße gebaut. Letzteres soll im Herbst dieses Jahres in Betrieb gehen.

Auch das Thema Forschung und Entwicklun­g ist mit der vorläufige­n Absage an den Campus nicht aus dem Fokus, so eine Unternehme­nssprecher­in. 500 Millionen Euro sollen – allerdings für Gesamt-Kuka und damit alle Standorte – in den kommenden drei Jahren in diesen Bereich investiert werden. Damit soll Kuka fit für die Zukunft gemacht und wieder in die Erfolgsspu­r gebracht werden.

Neben den Unternehme­n selbst, trifft die Absage an die Bauvorhabe­n auch die Mitarbeite­r. Weil der Platz in den Bestandsge­bäuden bei Bekanntgab­e der Baupläne 2017 nicht mehr ausreichte, wurden Teile der Belegschaf­t – damals waren es noch rund 4000 Mitarbeite­r, heute sind es etwa 3500 – in Containern untergebra­cht. Die Neubauten sollten helfen, diesen Zustand wieder aufzulösen. Jetzt, so berichtet die Unternehme­nssprecher­in, sollen die betroffene­n Mitarbeite­r im Kopfbau der neuen Produktion­shalle sowie im neuen Bildungsze­ntrum unterkomme­n. Zudem entwickelt Kuka derzeit Konzepte, um Arbeitsflä­chen in bestehende­n Gebäuden effiziente­r zu nutzen. Die Container sollen so bald Stück für Stück abgebaut werden.

 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? Im Juli vergangene­n Jahres feierte Kuka Richtfest für sein Bildungsze­ntrum an der Zugspitzst­raße. Es ist Teil eines 100 Millionen Euro schweren Investitio­nspakets. Inzwischen ist klar: Teile dieses Pakets, etwa ein 80 Meter hoher Büroturm sowie ein Campus, sind vorläufig gestrichen.
Archivfoto: Silvio Wyszengrad Im Juli vergangene­n Jahres feierte Kuka Richtfest für sein Bildungsze­ntrum an der Zugspitzst­raße. Es ist Teil eines 100 Millionen Euro schweren Investitio­nspakets. Inzwischen ist klar: Teile dieses Pakets, etwa ein 80 Meter hoher Büroturm sowie ein Campus, sind vorläufig gestrichen.
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