Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Urlaub dahoam im Augsburger Land
Die Temperaturen erreichen am Wochenende Höchstwerte. Wegen Corona sind mehr Menschen als sonst daheim geblieben, Urlaubsgefühle kommen aber dennoch an den unterschiedlichsten Plätzen auf
Landkreis Augsburg Das Lied des Duos 2raumwohnung hat zwar schon einige Jahre auf dem Buckel, am Wochenende aber war es brandaktuell. „36 Grad, und es wird noch heißer“heißt es darin und der Samstag war wahrscheinlich einer der wärmsten Tage des Jahres. Wir haben uns umgeschaut, wo sich Eltern, Kinder und Jugendliche bei dieser Hitze abkühlen. Denn: Wegen des Coronavirus sind heuer mehr Menschen als sonst daheim geblieben.
Am Wasserspielplatz in Ottmarshausen ist im Vergleich zu den anderen Tagen erstaunlich wenig los. Zur Mittagszeit ist es wahrscheinlich noch zu früh – oder für kleine Kinder sogar im Matsch zu heiß. Nicht so für Felix, Antonia, Philip und Jonas. Die vier Kinder aus Neusäß bespritzen sich gegenseitig mit Wasser – für ein Foto für unsere Zeitung sogar eimerweise.
Artur Kvitovski und Lisa Buchmüller sind ebenfalls mit ihrer Tochter da. Sie finden es nicht zu warm. „Wir hatten noch keinen gescheiten Sommer“, sagt der Vater. „Die Hitze ist schön“. Urlaub daheim gefalle der Familie. Unsicherheit wegen Corona herrscht trotzdem. „Die Frage ist halt, was noch kommt“, sagt Kvitovski. „Wie wird es in der Arbeit weitergehen, wenn die zweite Welle kommt?“
Um Arbeit muss sich Teresa Carbole bisher keine Sorgen machen. Gemeinsam mit ihrem Mann Pasquale Cifrodelli leitet sie das Eiscafé Tutti Frutti in Neusäß. „Viele Leute erzählen, dass sie diesen Sommer lieber hierbleiben“, erzählt sie. Auch sie war noch nicht im Urlaub, es sei auch nichts geplant. Dabei bedeute Italien für sie ein Stück Heimat.
Das Café Contur in Meitingen setzt auf den Sommer. „Die Ferien sind für uns schon immer Bombe“, sagt Sascha Richter, der im Café arbeitet. „Zum Frühstück sind wir oft ausgebucht.“Durch die vorgeschriebenen 1,5 Meter Abstand können jedoch nicht alle Tische aufgestellt werden. Dabei habe die Gemeinde dem Café diesen Sommer sogar den Marktplatz zur Verfügung gestellt. „Wir haben trotzdem etwa ein Drittel weniger Plätze als sonst“, sagt Richter.
Elisabetta Pirro ist mit ihren Töchtern Sofia und Camila, und ihrer Mutter am Baggersee in Langweid. „Mir gefällt es, dass es endlich heiß ist“, sagt Elisabetta. Ihre Famikommt aus Italien, wohin es diesen Sommer hätte gehen sollen. Doch wegen Corona sei sie vorsichtig. „Der Baggersee ist nicht das italienische Meer, aber wir machen das Beste daraus“, sagt sie. Für das richtige Urlaubsgefühl fehle ihr aber mehr Leben in den Orten mit Märkten oder kleinen Verkaufsständen.
Dabei gibt es in Langweid dieses Jahr zumindest einen Stand, der Essen und Getränke verkauft. Dasselbe gilt für den Rothsee in Zusmarshausen. Die Standbetreiber wären jetzt normalerweise auf dem Plärrer. Dieses Jahr bieten sie Crepes, Bratwurst, Eis oder kalte Getränke an. Es ist einiges los. Sogar die Wasserwacht ist am Wochenende da. „Es sind definitiv viel mehr Leute hier, als in anderen Jahren“, sagt Ralf Kruger. Viele kämen sogar aus Augsburg.
Auch Helmut und Irmtraud Lenzgeiger aus Adelsried genießen den Tag am Rothsee. Sie wollten eigentlich an den Gardasee fahren. Der müsse nun warten. „Es ist so schön hier, wir müssen nicht unbedingt ins Ausland“, sagt Irmtraud. „Für meine Altersgruppe ist alles da“, sagt ihr Mann. Außerdem arbeite er mit seiner Frau die Ausflugstipps unserer Zeitung ab. Einer dalie von ist das Kloster Oberschönefeld. Im Biergarten ist ab 18 Uhr alles bereits reserviert, erzählt ein Kellner. Kathrin Sorkale und Nadin Schwarz aus Königsbrunn genießen schon nachmittags ihren Wurstsalat. Es sei zwar enttäuschend, nicht wegzufahren. „Zuhause hat man diesen Erholungseffekt nicht, weil man seine Sorgen um sich hat und den Haushalt schmeißen muss.“Trotzdem sei der Landkreis ein schönes Fleckerl, dass die beiden jetzt genauer kennenlernen wollen.
Ein gemütliches Plätzchen hat sich Friedrich Freund auf den Kiesbänken am Lech aufgebaut. In
Gersthofen haben er, sein Bruder und ein Spezl ein schattenspendendes Tuch aufgespannt.
Auf einem Campingkocher brutzeln sie ihr Mittagessen. „Ich mache dieses Jahr kürzere Ausflüge in Deutschland. Aber hier bin ich zum ersten Mal, obwohl ich schon seit fünf Jahren in Augsburg wohne“, sagt Freund. Davor habe er die vielen Möglichkeiten im Landkreis nicht auf dem Schirm gehabt. Sein Bruder wohnt eigentlich in Frankfurt. „Am Lech ist es echt schön, so etwas haben wir in Frankfurt nicht“, sagt er. „Hier zu sein, ist für mich wie Urlaub.“»Aufgefallen