Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Im Geisterspiel gelten keine Abstandsregeln
Wie die erste Testpartie nach der Corona-Pause unter strengen Hygienevorschriften gelaufen ist
Gersthofen Es war schon irgendwie grotesk, als Gersthofens Trainer Florian Fischer vor einem gegnerischen Eckball lautstark „Körperkontakt“forderte, wo doch gerade die Einhaltung der Abstandsregelungen angesagt ist. Seine Befehle verhallten unter dem Zeltdach der ansonsten menschenleeren Abenstein-Arena. Beim ersten Testspiel nach der Corona-Pause waren aufgrund der Pandemie Zuschauer noch nicht zugelassen. „Ich akzeptiere es, aber ich verstehe es nicht“, meinte eine ausgeschlossene Zuschauerin. Einige Zaungäste versuchten maximal ein paar Blicke durch den Gitterzaun zu erhaschen. Die Spieler beider Mannschaften mussten aufgrund der strengen Hygienerichtlinien einzeln und umgezogen am Sportplatz erscheinen. Die Trikots wurden auf der Tribüne übergezogen. Auch die Abschlussbesprechung vor dem Spiel und die Pausenansprache fanden im Freien statt. Zur Spielleitung war nur ein Unparteiischer eingeteilt, Linienrichter hatten die beteiligten Vereine selbst zu stellen.
„Wahnsinn!“, fand Janos Radoki, der neue Trainer des Bayernligisten Schwaben Augsburg, der sich während der Corona-Pause mit etlichen Regionalligaspielern verstärkt hat. „Ich bezweifle, dass das lange gut geht, bis der erste Corona-Fall auftritt. Die Spieler sind allesamt keine Profis, leben während der Woche in ihren Familien, gehen arbeiten und jeder geht woanders feiern“, zeigte sich der in Biberbach wohnende ExProfi, der zuletzt beim Zweitligisten Greuther Fürth und in Ungarn tätig war, pessimistisch, was den weiteren Saisonverlauf betrifft.
Doch aufs Fußballspielen will keiner verzichten – auch, wenn bei der Bildung einer Mauer beim Freistoß der geforderte Abstand von 1,50 Meter nie und nimmer eingehalten werden kann „Endlich geht es wieder los“, zeigte sich nicht nur Mario Schmidt, der zweite Teil des Gersthofer Trainerduos, erleichtert.
„Die Jungs sind heiß und nicht zu bremsen“, pflichtete ihm Klaus Assum bei. Aber auch der Abteilungsleiter des TSV Gersthofen hat so seine Bedenken, wenn er auf die jüngsten Infektionszahlen blickt: „Ich bezweifle, dass es Ende September Punktspiele geben wird.“
Ach ja, Fußball gespielt wurde auch noch. Die Schwaben gingen bereits nach fünf Minuten in Führung. Nachdem Rasmus FacklerStamm zweimal an TSV-Schlussmann Jürgen Engelleiter gescheitert war, drückte Marco Boyer die Kugel zum 0:1 über die Linie. Der Adelsrieder im Schwaben-Trikot, Marco Zupur, traf in der 35. Minute die Querlatte, Boyer scheiterte am glänzend reagierenden Engelleiter (42.). Ferkan Secgin (15.) und Manuel Lippe (45.) ließen Möglichkeiten zum Ausgleichstreffer liegen. Auch nach dem Wechsel wurde der Bezirksligist bei Temperaturen wie im Backofen kalt erwischt. In Minute 48 stellte Nicola Della Schiava auf 0:2. Acht Minuten vor dem Ende besorgte Kevin Lang den Endstand. Dann machten sich die Spieler beider Mannschaften verschwitzt und leicht müffelnd auf den Heimweg. Kabinen und Duschen durften nämlich nicht betreten werden. Nach 90 Minuten intensivem Körperkontakt auf dem Spielfeld mussten plötzlich wieder die Abstandsregeln eingehalten werden.