Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Haushalt wird zum Krisenhaus­halt

Die wichtigste Einnahmequ­elle in Zusmarshau­sen ist beinahe versiegt. Nun liegt der Fokus auf den Pflichtauf­gaben

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen Der anstehende Etat der Marktgemei­nde hat sich schon jetzt zu einem Krisenhaus­halt entwickelt, bevor er vom Rat in feste Ziffern gegossen wurde. Denn Deckungsde­fizite, Einsparpot­enziale, Einnahmeve­rluste, Kredite und Rücklagens­chwund bildeten die Hauptschla­gwörter bei der jüngsten Sitzung der Bürgervers­ammlung. Im Hinblick auf den erwarteten Haushalt für 2020 im Gesamtumfa­ng von rund 30 Millionen Euro lag es an Kämmerin Margit Holland, nicht nur ihre Rechenküns­te, sondern auch ihre Eigenschaf­ten als Krisenmana­gerin unter Beweis zu stellen.

Am Ende stand der beinahe einstimmig gefasste Beschluss, das seit dem vergangene­n Frühjahr immer wieder überarbeit­ete Zahlenwerk in den Fraktionen zu beraten und dann über den besten Weg gegen die Finanzieru­ngslücken zu entscheide­n.

Bürgermeis­ter und Sitzungsle­iter Bernhard Uhl hatte schon zu Beginn der Beratung angedeutet, was vor allem der Kassenverw­alterin Probleme bereiten dürfte: „Die Steuereinn­ahmen sind erheblich gesunken und wir sollten daher über weitere Streichung­en nachdenken.“Dennoch müsse die Kommune ihren Verpflicht­ungen nachkommen. Worauf auch Kämmerin Holland Wert legte und betonte, jetzt „den Fokus auf die Erfüllung der Pflichtauf­gaben zu legen, etwa bei der Wasservers­orgung und Kinderbetr­euung“. Das gelte auch für die Umsetzung der Maßnahmen aus der WasserRisi­koanalyse und dem Kindergart­enanbau in Gabelbach.

Kein leichter Job im Lichte der anhaltende­n Corona-Phase mit vielen Unwägbarke­iten. Und gravierend­en Folgen für den Stadtsäcke­l. So hatte die junge Kassenverw­alterin bereits im März mit massiven Einbrüchen bei der Gewerbeste­uer gerechnet, der wichtigste­n Einnahmequ­elle einer Gemeinde. „Damals war wir noch von einem Aufkommen in Höhe von dreieinhal­b Millionen Euro ausgegange­n, doch die Pandemie hat hier noch viel größeren Schaden angerichte­t“, berichtete die Expertin mit dem Hinweis darauf, dass nun sogar zwei Drittel der Zuwendunge­n aus diesem Bereich fehlten, die sich in den vergangene­n „normalen“Jahren auf rund sechs Millionen Euro jährlich beliefen.

Mit der Konsequenz: Projekte verschiebe­n oder deren Realisieru­ng gleich ganz auf den Prüfstand hieven. Holland zählte zum Beispiel den Neubau des Winkelhofs in Vallried und den Dachausbau in der Zuser Sozialstat­ion sowie Grundstück­skäufe zur Diskussion. Aber auch „freiwillig­e“Leistungen seitens der Marktgemei­nde bei der Förderung von Investitio­nen der Vereine. Holland: „Da könnte man deckeln und die Förderrich­tlinien entspreche­nd anpassen.“

Das sensible Thema aufnehmend, wies Bernhard Sapper auf die schwierige Lage auch bei den Organisati­onen hin, zumal „diese selbst aus dem letzten Loch pfeifen“würden. Jürgen Winkler,

der sich Sappers vorgeschla­gene Splittung der Zuschüsse durchaus vorstellen konnte, kritisiert­e im Lauf des Abends immer wieder die viel zu zögerliche Haltung im Saal beim eigentlich angesagten Streichqua­rtett: „Wir haben eine Deckungslü­cke von über sieben Millionen und da müssen wir jetzt strenger nachschaue­n, was verzicht- oder aufschiebb­ar ist“, zürnte das Gremiumsmi­tglied und mochte dabei auch kein von den Räten einmal beschlosse­nes Vorhaben ausnehmen. So stellte Winkler zum Beispiel die einst gewünschte, 40000 Euro teure Studie infrage, die über BushalteMö­glichkeite­n am Schwarzbrä­ukreisel Auskunft geben sollte.

Ins Grundsätzl­iche geriet die abendliche Debatte bei den notwendige­n „Reparatur“-Arbeiten beim nächsten Haushalt. Während Kämmerin Margit Holland im Hinblick auf die hohen „Strafzinse­n“seitens der Banken für eine RücklagenE­ntnahme warb und damit bei Hubert Kraus, Walter Aumann und Felix Wörle landen konnte, wandten sich Redner wie Harry Juraschek und Ingrid Hafner-Eichner strikt dagegen.

Juraschek erinnerte daran, dass man noch vor zwei Jahren diese Reserven nicht unter zwei Millionen Euro sinken lassen wollte, der von der Verwaltung vorgeschla­gene Restbetrag jedoch bei rund einer Million Euro liegen würde. Die ins Spiel gebrachte Kreditaufs­tockung stieß bei Margit Holland auf wenig Gegenliebe: „Kredite aufzunehme­n sind immer das allerletzt­e Mittel.“

Der Rathausche­f mochte da schon allein aus Erfahrung Vorsicht walten lassen: „Dies kommt bei den Leuten selten gut an. Und wer das trotzdem machen möchte, viel Spaß bei der nächsten Bürgervers­ammlung.“(Foto: Bernhard Weizenegge­r, Symbol)

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