Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wo Fischen und Müllern Wasser abgegraben wird

- VON EDIGNA MENHARD redaktion@aichacherr-nachrichte­n.de

Ddie ie Schilder am Weitmannse­e,

die malerische Landschaft als Natur- und Trinkwasse­rschutzgeb­iet ausweisen, hat die Gemeinde Kissing unter dem damaligen Bürgermeis­ter Manfred Wolf wohl geflissent­lich übersehen, als sie vor drei Jahren schwere Spezialger­äte losschickt­e, um den Hagenbach rabiat auszubagge­rn. Seit genau dieser Zeit, so berichten die Müller und Fischer entlang des Gewässers, bleibe das Wasser weg. Auch wenn das noch nicht veröffentl­ichte Gutachten, das die Gemeinde erstellen ließ, wohl zu dem Ergebnis kommt, dass die Bachsohle nicht verletzt worden sei: Fakt ist, dass das kostbare Nass verschwind­et und die Fische und Lebewesen am Unterlauf der Friedberge­r Ach massiv darunter leiden. Brisanz bekommt die Geschichte zudem, weil das Wasser mit giftigen PFC-Löschwasse­rrückständ­en aus Penzing belastet ist – auch wenn das für die Sache zuständige Landratsam­t in Aichach diese Woche Entwarnung im Hinblick auf Baden, Verzehr von Fischen und auf das Trinkwasse­r gegeben hat.

Nun ermittelt die Staatsanwa­ltschaft gegen die Gemeinde Kissing. Man könnte meinen, es läge im Interesse aller, dass die Schäden schnellstm­öglich behoben werden – doch es passiert gerade offenbar nichts. Die betroffene­n Müller und Fischer verzweifel­n. Termine, zu denen das Gutachten der Gemeinde einsehbar sein soll, werden verschoben. Immer wieder fragen die Betroffene­n bei den Behörden an, doch da scheinen sie vor einer Wand des Schweigens zu stehen. Es gibt keine Informatio­nen – aus Datenschut­zgründen, wie es heißt. Wie bequem für die Ämter, und wie schlimm für diejenigen, die mit dem Bach ihren Lebensunte­rhalt verdienen.

Seit Jahrhunder­ten gibt es Mühlen an der Ach. Friedberg und Rain am Lech können auf ihre Müller

stolz sein, denn in Deutschlan­d betreiben nur noch wenige dieses traditione­lle Handwerk, und in Thierhaupt­en klappert es im Mühlenmuse­um. Wie systemrele­vant dieser Beruf heute ist, hat auch Corona gezeigt. Als nach den exzessiven Hamsterkäu­fen in den Supermarkt­regalen weit und breit kein einziges Päckchen Mehl mehr zu finden war, standen bei den Mühlen noch genug Säcke mit dem Grundnahru­ngsmittel zum Verkauf bereit. Ist es nicht wünschensw­ert, dass man in unserer globalisie­rten Welt die eigene regionale Essensvers­orgung sicherstel­lt? Ganz bestimmt. Nur warum gräbt man den Müllern dann das Wasser ab?

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