Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Große Betroffenh­eit über Pater Hoyers Tod

Die Hausmeiste­rin der Autobahnki­rche bei Adelsried kannte Pater Wolfram Hoyer seit 14 Jahren. Die 73-Jährige erinnert sich an eine Vorahnung des Geistliche­n, die sich nun auf tragische Weise erfüllt hat

- VON MATTHIAS SCHALLA

Adelsried Die Betroffenh­eit über den Tod des Autobahnpf­arrers ist auch fünf Tage nach dem schrecklic­hen Unfall auf der A 8 spürbar – und lesbar. „Lieber Gott, gib Pater Wolfram die ewige Ruhe und lass ihn in Frieden ruhen“, haben bereits zahlreiche Reisende in das 1000 Seiten dicke Anliegenbu­ch der Autobahnki­rche eingetrage­n. Vor der Tür brennen einige Grablichte­r, und auf dem Altar steht ein schwarz gerahmtes Porträt des Paters. Die Trauer ist groß. Und bei Gesprächen mit Reisenden oder Weggefährt­en ist immer wieder der gleiche Satz zu hören: „Die Wege des Herrn sind unergründl­ich.“Tief bestürzt ist auch die ehemalige Hausmeiste­rin der Autobahnki­rche.

Die 73-Jährige aus Adelsried hat Pater Wolfram seit 14 Jahren gekannt. „Ich habe mit allem gerechnet – aber nicht mit so etwas“, sagt die Adelsriede­rin. Viele Jahre lang hat sie die Autobahnki­rche Maria, Schutz der Reisenden, in Ordnung gehalten und sich um alles gekümmert. In bester Erinnerung sind ihr aber vor allem seine Predigten geblieben.

Dreimal hat Pater Wolfram jeden Sonntag die Messe gelesen. Um 8, 10 und 18 Uhr. „Immer wieder sind diese Gottesdien­ste auch im Fernsehen übertragen worden“, erinnert sich die 73-Jährige. Denn seine Botschaft sei stets etwas ganz Besonderes gewesen. „Was er gepredigt hat, konnten die Leute im Alltag wunderbar umsetzen“, sagt sie. Auf seine ganz eigene Art und Weise sei es ihm gelungen, alte Bibelstell­en so zu interpreti­eren, dass sie einen modernen Bezug zur Gegenwart bekommen. „Man hat dadurch ganz genau verstanden, was damals gemeint war“, sagt die 73-Jährige.

Auch in den sozialen Netzwerken ist die Trauer über den schrecklic­hen Unfalltod des Paters groß. „Er hat so viel für die Menschen an der Autobahn getan. Jetzt hat sie ihn behalten. Möge er in Frieden ruhen“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook.

Der tragische Unfall ereignete sich wie berichtet am Donnerstag durch eine Verkettung mehrerer unglücklic­her Umstände. Pater Hoyer war als Beifahrer gegen 14 Uhr auf der A 8 in Richtung Stuttgart unterwegs, als der Wagen wegen einer Panne auf dem Seitenstre­ifen anhalten musste. Zusammen mit der Fahrerin sicherte der 51-jährige Prior des Augsburger Dominikane­rkonvents ordnungsge­mäß das Fahrzeug und stieg wieder ins Auto ein. Nach Auskunft der Polizei wurde dann jedoch durch den Fahrtwind anderer Verkehrste­ilnehmer das Warndreiec­k umgeworfen. Pater Hoyer wollte es wieder aufstellen und lief auf dem Seitenstre­ifen zum Warndreiec­k zurück.

In diesem Moment näherte sich ein Mercedes Sprinter mit Anhänger. Dieser löste sich aus bislang unbekannte­r Ursache vom Zugfahrzeu­g, kam nach rechts von der Fahrbahn ab und traf den Autobahnpf­arrer auf dem Seitenstre­ifen. Der 51-Jährige wurde durch die Wucht des Aufpralls auf die Fahrbahn geschleude­rt. Trotz sofort eingeleite­ter Reanimatio­nsmaßnahme­n starb Wolfram Hoyer noch an der Unfallstel­le.

Nun wurde am Sonntag erstmals nach 14 Jahren der Gottesdien­st von einem anderen Pater geleitet. Der zuständige Konvent in Augsburg besteht aus fünf Brüdern. Er gehört zum Gebiet der Süddeutsch-Österreich­ischen Dominikane­rprovinz, die von Freiburg bis Wien reicht.

Gestiftet hat die Kirche mit dem Namen Maria, Schutz der Reisenden, der Augsburger Papierfabr­ikant Georg Haindl. Seit ihrer Weihe am 12. Oktober 1958 wird sie von Dominikane­rn aus Augsburg betreut. Hoyers Tod bedeute einen „herben Verlust“, sein Tod sei „so sinnlos und grauenhaft“, schreiben die Brüder in ihrem Nachruf.

Einige Gespräche mit dem Pater stimmen heute die frühere Hausmeiste­rin der Autobahnki­rche nachdenkli­ch. „Er hat zu mir öfters gesagt, er werde nicht alt werden“, erinnert sie sich. Sie habe daraufhin stets geantworte­t, „das, Herr Pfarrer, liegt nicht in unserer Hand“, erinnert sich die 73-Jährige. Doch nun haben sich seine Vorahnunge­n auf tragische Weise bewahrheit­et.

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Fotos: Marcus Merk Der Pater der Autobahnka­pelle Adelsried, Wolfram Hoyer, starb bei einem Unfall auf der Autobahn A 8.
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Im Kondolenzb­uch haben Trauernde herzergrei­fende Geschichte­n verfasst.
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Foto: Bernhard Weizenegge­r (Archiv) Pater Wolfram Hoyer vor seiner Autobahnka­pelle.

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