Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gersthofen will Bäder betriebsbereit halten
Der Stadtrat beendet nach dem Kostenschock einstimmig die bisherigen Sanierungspläne. Die Verwaltung soll nun bis Herbst Vorschläge erarbeiten, wie es weitergehen kann
Gersthofen Nun ist es amtlich. Die bisher geplante Sanierung des Gersthofer Hallenbads sowie des Freibads Gerfriedswelle ist auf Eis gelegt. Angesichts einer Kostenexplosion seit dem ersten Kostenvoranschlag von 2018 für die geplanten Arbeiten fasste der Stadtrat diesen Beschluss einstimmig.
Nun sollen beide Bäder bis auf Weiteres nur so instand gehalten werden, dass der laufende Betrieb möglich ist. Außerdem soll die Gersthofer Verwaltung noch im Herbst dieses Jahres Möglichkeiten aufzeigen, wie es mit den Bädern weitergehen soll.
Seit Jahren wurden verschiedene Varianten durchgespielt. Zuletzt hatte sich eine Mehrheit im Stadtrat für die Sanierung beider Bäder entschieden. Diese ist nun einstweilen vom Tisch: Denn neue Berechnungen ergaben wesentlich höhere Kosten als erwartet.
In einer Studie aus dem Jahr 2017 war ein Mitarbeiter des Büros Fritz Planung aus Bad Urach für die Sanierung auf Gesamtkosten von 5,28 Millionen Euro beim Freibad sowie 6,47 Millionen Euro beim Hallenbad gekommen. Damals waren die Planer davon ausgegangen, dass es hauptsächlich um Reparaturen geht und nicht um Umbauten. Die aktuellen Planungen sehen Umbauten sowie Neuanordnungen bestimmter Bereiche vor und fallen da wesentlich teurer aus.
Die Experten hatten jetzt den Zustand der beiden Freizeiteinrichtungen untersucht und mehrere Varianten ausgearbeitet. Alle diese Varianten sehen keine Fliesen mehr in den Becken vor, sondern Edelstahlbecken. Je nach Variante kostet die Sanierung der Gerfriedswelle statt wie ursprünglich angesetzt knapp 5,3 Millionen Euro jetzt zwischen 7,4 und 7,7 Millionen Euro.
Noch drastischer sieht es allerdings beim Hallenbad aus: Statt der ursprünglichen knapp 6,5 Millionen wären nun je nach Variante zwischen acht und 12,2 Millionen Euro fällig. Der Einsatz regenerativer Energieerzeugung ist allerdings in diesen Zahlen noch nicht eingepreist. Im Hallenbad ist die Technik den Gutachtern zufolge zuletzt im Jahr 1996 saniert worden. Sie sei derart in Nischen eingebaut worden, dass heute eine Sanierung nicht mehr möglich sei.
Beim Freibad rieten die Gutachter, solche Umbauvarianten auszuwählen, bei denen keine neuen Baugenehmigungen eingeholt werden müssen. Sonst sei zu befürchten, dass viel strengerer Lärmschutz gefordert werde als bei der damaligen Genehmigung. In der Vergangenhatten Nachbarn der Gerfriedswelle bereits geklagt. CSU-Fraktionsvorsitzender Frank Arloth betonte: „Der Fokus muss auf dem Hallenbad liegen, denn vor allem dort liegt die Kostenexplosion.“Die CSU hatte vor dem Sanierungsbeschluss für den Bau eines Kombibads an der Sportallee, also am heutigen Freibadstandort plädiert, fand dafür aber keine Mehrheit. „Wir diskutieren seit 2016 und kommen uns allmählich blöd vor.“
Im ersten Gutachten von 2017 sei noch von einer Betonsanierung die
Rede gewesen: „Was haben die Gutachter eigentlich gemacht – die Hand auf den Belag gelegt“, so Arloth weiter. Nun müsse überlegt werden, wie es weitergehen soll: „Weder das Kombibad noch einen Neubau können wir uns heute noch leisten.“
Brigitte Grohmann schloss sich dem an: „Schon Ende September 2011 wurden Studien und Varianten vorgestellt, seither drehen wir uns im Kreis. Wir brauchen endlich konkrete Angaben.“
Karl-Heinz Wagner (CSU) beheit tonte: „Wir sind nicht mehr die führende Stadt im Landkreis, andere überholen uns – so will Schwabmünchen ein Bad für 18 Millionen Euro bauen.“Jetzt müsse gehandelt werden: „Die Verwaltung soll sofort ein Grundstück suchen, dann haben wir endlich eine Diskussionsgrundlage“, forderte Wagner.
„Der Planer des Ingenieurbüros hat 2017 zu undetailliert gearbeitet – die Gersthofer Verwaltung hat immer ihr Möglichstes getan“, stellte sich Bürgermeister Michael Wörle vor seine Mitarbeiter.