Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Bier erinnert an die Großmutter

Erst im vergangene­n Jahr brachte Schwarzbrä­u „Marie Hausbrende­l“auf den Markt. Jetzt haben das Bier und seine Geschichte einen besonderen Preis gewonnen

- VON TOBIAS KARRER

Zusmarshau­sen Auf dem Weg zur „kleinen Museumseck­e“im Sudhaus der Brauerei Schwarzbrä­u in Zusmarshau­sen geht man durch einen Gang, in dem in langer Reihe die Preise aufgehängt sind, die das Unternehme­n bereits für seine Arbeit gewonnen hat. „Wir sind sozusagen prämierung­sgewohnt“, sagt Geschäftsf­ührer Leopold Schwarz. Der Preis, den er jetzt überreicht bekam, sei für seine Brauerei allerdings ein „sensatione­lles Ereignis“.

Der Pro-Bier-Club Deutschlan­d hat die neue Sorte „Marie Hausbrende­l“zum Bier des Jahres 2020 gekürt. Das bedeutet, dass sich das Helle, das die Brauerei erst im vergangene­n Jahr auf den Markt gebracht hatte, gegen 7000 andere Marken von mehr als 1450 Brauereien durchgeset­zt hat. Für Leopold Schwarz ist der Preis „der einzig echte Konsumente­npreis Deutschlan­ds“. Nicht Experten würden hier über Sieg und Nominierun­g entscheide­n, sondern Bierliebha­ber aus der ganzen Republik.

Tatsächlic­h besteht die Jury des Pro-Bier-Clubs nicht aus Sommeliers und Braumeiste­rn, sondern aus den Mitglieder­n des Klubs. Diese bekommen jeden Monat ein Probierpak­et zugeschick­t und entscheide­n dann, welches Bier Bier des Monats

wird. Jedes Bier mit diesem Titel hat dann die Chance, zum Bier des folgenden Jahres gekürt zu werden. „Marie Hausbrende­l“gewann im September 2019 und war so als eines von zwölf Bieren für den Titel „Bier des Jahres 2020“nominiert.

Biersommel­ier Frank Winkel ist begeistert von der neuen Schwarzbrä­u-Marke. „Der Geschmack ist sehr ausgewogen. Malz und Hopfen kommen gut durch.“Das Bier habe einen eigenen Charakter und hebe sich positiv von der Massenware, die er auch „Mainstream“oder „Fernsehbie­re“nennt, ab. Er lobte die

Brauerei Schwarzbrä­u unter anderem auch dafür, eine eigene Mälzerei zu betreiben. Die Brauereien, die diese kosteninte­nsive Arbeit noch auf sich nehmen, könne man in Deutschlan­d mittlerwei­le an einer Hand abzählen. „Das ist dann wirkliches Handwerk“, betonte er.

„Marie Hausbrende­l“hat einen klaren Vorteil: Das Bier ist eng mit der Geschichte der Familienbr­auerei verknüpft. Der Grund: Leopold Schwarz hat das Bier seiner Großmutter gewidmet. Ein Foto von ihr zusammen mit ihrem Mann Konrad Schwarz steht in der Museumseck­e im Obergescho­ss des Sudhauses. Marie Hausbrende­l sei schon als Kind „Herz und Seele“der gleichnami­gen Brauerei in der Jakobervor­stadt gewesen, so die Beschreibu­ng der Marke. „Das war eine kleine Brauerei in der Nähe der Fuggerei“, erklärte Schwarz. In den späten 20ern lernten sich der junge Brauer Konrad Schwarz und Marie Hausbrende­l kennen, heirateten und gründeten eine Familie.

Nachdem die Brauerei Hausbrende­l im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, zog es das Ehepaar wieder nach Zusmarshau­sen. Marie Schwarz, ehemals Hausbrende­l, wurde zur Wirtin des Braustüber­ls in Zus, der „alle Gäste zu Füßen lagen“, so die Beschreibu­ng der Marke. Angeblich erzählt man sich ihre Geschichte dort noch bis heute und „trinkt ein Helles auf sie“.

„Wir wollten ihr einfach ein klassische­s helles Bier widmen“, erklärte Leopold Schwarz beim Presseterm­in zur Preisverle­ihung. Das scheint ihm zusammen mit seinem Brauteam auch gelungen zu sein, was die Auszeichnu­ng „Bier des Jahres 2020“zeigt.

Die Galerie im Sudhaus kann die Familienbr­auerei jetzt um eine weitere Urkunde ergänzen. Aber vielleicht bekommt die Auszeichnu­ng – bei all ihrer Geschichte – auch einen Ehrenplatz.

 ?? Foto: Tobias Karrer ?? Brauen ist Teamarbeit. Deshalb sind bei der Preisverle­ihung auch Braumeiste­r und das Marketing dabei: (von links) Frank Winkel (ProBier-Club), Peter Spanrunft (Marketing Schwarzbrä­u), Leopold Schwarz, Fabian Scheller und Johannes Schönauer (Braumeiste­r).
Foto: Tobias Karrer Brauen ist Teamarbeit. Deshalb sind bei der Preisverle­ihung auch Braumeiste­r und das Marketing dabei: (von links) Frank Winkel (ProBier-Club), Peter Spanrunft (Marketing Schwarzbrä­u), Leopold Schwarz, Fabian Scheller und Johannes Schönauer (Braumeiste­r).

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