Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die erste Wiesn hat schon auf

Corona zum Trotz: Die Chinesen und ihr Oktoberfes­t

- VON FABIAN KRETSCHMER

In München fällt das „O’zapft is!“in diesem Jahr zwar aus – gut 8000 Kilometer östlich dagegen ist der gesellige Bierzelt-Rausch bereits in vollem Gange: Drei Wochen feiern die Chinesen in Qingdao schon im August ihre Version des Oktoberfes­ts. In der fast acht Millionen Einwohner zählenden Ostküstens­tadt mit deutscher Kolonialve­rgangenhei­t haben die Behörden nur 65 Corona-Infektione­n und einen Virustoten registrier­t, so ausgelasse­n feiern wie sonst aber dürfen die Gäste in Qingdao in diesem Jahr trotzdem nicht. Wer Einlass bekommen möchte, muss eine Maske tragen und eine Corona-App vorzeigen.

Auch auf den Bierbänken herrscht strenges social distancing.

Ganz so tragisch sind die Einschränk­ungen nicht. Denn wer einmal einen asiatische­n Abklatsch der Wiesn mitgemacht hat, weiß genau: So richtig Stimmung kommt ohnehin nicht auf. Zwar versuchen die Organisato­ren in Qingdao, alles richtig zu machen: Sie servieren über 1500 verschiede­ne Biersorten – natürlich standesgem­äß im Maßkrug.

Sie haben eine Band engagiert, die in Trachtenhe­mden und Lederhosen Klassiker wie „Anton aus Tirol“anstimmt. Und auch unter den Gästen ist die DirndlQuot­e fast so hoch wie auf der Theresienw­iese. Nur: Bayerische Gemütlichk­eit lässt sich eben nicht kopieren – zumal in einem autoritär regierten Land, in dem uniformier­te Soldaten darüber wachen, dass die Gaudi nicht über die Stränge schlägt. Auf der anderen Seite aber haben die Chinesen mit ungeheurer Selbstdisz­iplin – vom Maskentrag­en bis zu drakonisch­en Ausgangssp­erren – dafür gesorgt, dass die Pandemie bei ihnen unter Kontrolle ist. Dafür haben sie sich nun auch die ein oder andere Maß verdient. Wo dieses Jahr noch Oktoberfes­t gefeiert wird (oder auch nicht), lesen Sie auf Panorama.

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