Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die erste Wiesn hat schon auf
Corona zum Trotz: Die Chinesen und ihr Oktoberfest
In München fällt das „O’zapft is!“in diesem Jahr zwar aus – gut 8000 Kilometer östlich dagegen ist der gesellige Bierzelt-Rausch bereits in vollem Gange: Drei Wochen feiern die Chinesen in Qingdao schon im August ihre Version des Oktoberfests. In der fast acht Millionen Einwohner zählenden Ostküstenstadt mit deutscher Kolonialvergangenheit haben die Behörden nur 65 Corona-Infektionen und einen Virustoten registriert, so ausgelassen feiern wie sonst aber dürfen die Gäste in Qingdao in diesem Jahr trotzdem nicht. Wer Einlass bekommen möchte, muss eine Maske tragen und eine Corona-App vorzeigen.
Auch auf den Bierbänken herrscht strenges social distancing.
Ganz so tragisch sind die Einschränkungen nicht. Denn wer einmal einen asiatischen Abklatsch der Wiesn mitgemacht hat, weiß genau: So richtig Stimmung kommt ohnehin nicht auf. Zwar versuchen die Organisatoren in Qingdao, alles richtig zu machen: Sie servieren über 1500 verschiedene Biersorten – natürlich standesgemäß im Maßkrug.
Sie haben eine Band engagiert, die in Trachtenhemden und Lederhosen Klassiker wie „Anton aus Tirol“anstimmt. Und auch unter den Gästen ist die DirndlQuote fast so hoch wie auf der Theresienwiese. Nur: Bayerische Gemütlichkeit lässt sich eben nicht kopieren – zumal in einem autoritär regierten Land, in dem uniformierte Soldaten darüber wachen, dass die Gaudi nicht über die Stränge schlägt. Auf der anderen Seite aber haben die Chinesen mit ungeheurer Selbstdisziplin – vom Maskentragen bis zu drakonischen Ausgangssperren – dafür gesorgt, dass die Pandemie bei ihnen unter Kontrolle ist. Dafür haben sie sich nun auch die ein oder andere Maß verdient. Wo dieses Jahr noch Oktoberfest gefeiert wird (oder auch nicht), lesen Sie auf Panorama.