Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gesetz der Gezeiten
Porträt einer Naturlandschaft
Das Wattenmeer ist Speisekammer und Kinderstube für Zugvögel, Lebensraum für Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale und eine faszinierend vielgestaltige Landschaft.„Es gibt wohl kaum eine Landschaft in Deutschland, wo der Horizont so weit und der Himmel so hoch erscheinen wie im Wattenmeer“, heißt es gleich zu Anfang im Bildband „Wunderwelt Wattenmeer“.
Und schon beim ersten Durchblättern wird klar, was damit gemeint ist. Die Fotos vermitteln grandiose Eindrücke von der Vielfältigkeit dieser Naturlandschaft, von Wolken, Wind und Wellen. Statt Wattwandern ist also Blättern angesagt – mit dem Vorteil, dass man im Buch die verschiedensten Stimmungen im Watt erleben kann: leuchtende Salzwiesen im Frühling ebenso wie schäumende Wellenbrecher unter Herbststürmen. Und man sieht das Wattenmeer von oben, die filigranen Muster im Schlick, die Wellen im Sand, eine Hallig – winzig klein im weiten Blau.
Allein vom Anschauen her wird klar, dass das Wattenmeer „einer der wenigen ursprünglichen und wilden Lebensräume“ist, die es in Europa und „vielleicht sogar auf der ganzen Welt gibt“. Ein Lebensraum, in dem die Gezeiten, der Wind und die Wellen regieren – und das, obwohl er in einer der am stärksten industrialisierten Regionen der Welt liegt. Dank des Engagements von Naturschützern wurde das Wattenmeer Nationalpark und mehr als 20 Jahre später Weltnaturerbe. Heute ist es ein Biotop für Kleinstlebewesen und ein Paradies für Zugvögel. Aber auch hier droht der Klimawandel mit Sommerstürmen, Sturmfluten, einer Verschiebung der Jahreszeiten und dem steigenden Meeresspiegel. Auch das ist eine Erkenntnis, um welche die Leser am Ende dieses schön aufgemachten Bildbands reicher sind.
» Martin Stock/Tim Schröder. Wunderwelt Wattenmeer. Delius Klasing, 162 S., 19,90 Euro