Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Heute – in Deutschland
Mainz statt Reims, Coburg statt Rio
„Hiergeblieben!“steht groß als Aufforderung auf dem Titel. Das passt in die Zeit. Urlaub im eigenen Land ist angesagt. Babelsberg statt Los Angeles, Tropical Island statt Tahiti, Mainz statt Reims, Coburg statt Rio. Wer in diesem Jahr in Deutschland Urlaub macht, kann zwischen Alpen und Ostsee vieles entdecken, was Reisende sonst in fernen Ländern suchen: Hollywood-Feeling, tropische Badefreuden, mystische Chagallfenster, SambaRhythmen und noch viel mehr.
Südstaatenflair etwa versprechen auch die Schaufelraddampfer „MS Louisiana Star“oder „MS Mississippi Queen“auf der Elbe – trotz der Dieselmotoren. Und die violette Blüte der Besenheide in der Lüneburger Heide ist auch nicht im Frühsommer zu erleben wie die Lavendelblüte in der Provence. Aber wer will schon so kleinlich sein? Natürlich kann das holländische Viertel in Potsdam nicht die Grachten in Amsterdam ersetzen und die farbenfrohen Hummerbuden auf Helgoland erinnern nur von außen an die Badehäuschen der Muizenberg Beach bei Kapstadt. Auch die Rheinbrücke Emmerich nennt sich zwar „Golden Gate Bridge am Niederrhein“, reicht aber längst nicht an ihr Vorbild heran. Trotzdem: Am Abend lädt sie mit ihrem roten Anstrich zum „California Dreaming“ein.
Was sonst noch: Highland Games im sächsischen Trebsen statt in Schottland, Schlittenhunde-Rennen im Bayerischen Wald statt in Lappland, Surfen auf der Eisbachwelle in München statt auf Hawaii… 55 solcher „fantastischer Reiseziele“hat Jens van Rooij in ganz Deutschland entdeckt. Und wem der deutsche Doppelgänger nicht genügt, der findet in dem Buch gleich noch jede Menge Tipps für andere Sehenswürdigkeiten in der Nähe. Da wird die Aufforderung „Hiergeblieben!“doch gleich zu einer Einladung, das eigene Land neu zu entdecken.
» Hiergeblieben!
Holiday, 240 S., 24,99 Euro