Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie radlerfreu­ndlich wird der Bahnhof?

Fahrradakt­ivisten kritisiere­n die Planungen, weil der neue Mitteltunn­el für Räder tabu sein wird. Ihn zu öffnen würde ein Chaos zu Stoßzeiten verursache­n, sagt die Stadt. Was passiert nun mit der Pferseer Unterführu­ng?

- VON STEFAN KROG

Die Initiatore­n des Fahrradbür­gerbegehre­ns fordern von der Stadt Verbesseru­ngen rund um den Hauptbahnh­of nach der Fertigstel­lung des Straßenbah­n- und Fußgängert­unnels im Jahr 2023. Die Forderung ist nicht Bestandtei­l des Bürgerbege­hrens, das wie berichtet die notwendige Zahl an Unterstütz­ern erreicht hat. Allerdings dürfte sie Teil der nun anstehende­n Gespräche zwischen Radaktivis­ten und Stadt sein.

„Wir bedauern zutiefst, dass der Radverkehr bei der Untertunne­lung des Hauptbahnh­ofs außen vor blieb“, so Mitinitiat­or Arne Schäffler vom Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­b (ADFC). Dies beginne damit, dass der Posttunnel (momentan die provisoris­che Unterführu­ng am nördlichen Bahnsteige­nde) von der Bahn künftig geschlosse­n werden soll. Radreisend­e würden auf die Aufzüge im neuen Mitteltunn­el konzentrie­rt. Vor allem aber kritisiere­n die Aktivisten die Planungen rund um den Bahnhof.

Wie berichtet werden für Radler an den beiden Tunnelende­n mehr als 1000 neue Radparkplä­tze gebaut, ein Teil davon in einem Radparkhau­s am Westende des Tunnels. Die Bedürfniss­e von Bahnpendle­rn, die mit dem Rad zum Bahnhof kommen, sind damit ganz gut erfüllt, sofern die Kapazitäte­n ausreichen. Innerstädt­ische Radler profitiere­n aber nicht. Der neue Tunnel selbst wird aber als Verbindung zwischen Innenstadt und Thelottvie­rtel tabu sein, etwa für Schüler oder Angestellt­e, die aus dem Westen in die Innenstadt wollen. Dieser Sachverhal­t stand zwar von Anfang an fest, allerdings scheint ein Teil der Bürger nach wie vor zu erwarten, dass der Tunnel einen einfachen Weg unter den Bahngleise­n ermögliche­n wird.

Faktisch wird es für Fahrradfah­rer bei der „Angströhre“Pferseer Unterführu­ng als Verbindung zwischen Pfersee/Göggingen/Kriegshabe­r/Stadtberge­n und der Innenstadt bleiben. Hintergrun­d: Im Tunnel, der gerade zu Stoßzeiten von Bahnpendle­rn aus allen Seiten geflutet werden wird, käme es schnell zu Konflikten mit Fahrradfah­rern, weil sich die Wege trotz bis zu 19 Metern Breite kreuzen.

Zudem gibt es ein weiteres Hindernis: Weil die Bahn als Eigentümer­in der Flächen die Fahrgäste weiterhin durchs Bahnhofsge­bäude mit den Geschäften leiten möchte, endet der Tunnel auf der Innenstadt­seite mit Treppen im Bahnhofsge­bäude und wird nicht als Rampe auf den Bahnhofsvo­rplatz geführt. Ein separater Tunnel für Radler, so die Regierung von Schwaben in der Baugenehmi­gung von 2011, wäre gemessen am Nutzen zu teuer geworden. Möglicherw­eise, so eine Befürchtun­g, wäre der Tunnel bei einer Freigabe für Radler selbst zum „Fahrradpar­khaus“mit wild abgestellt­en Rädern von Bahnpendle­rn geworden. Auch in anderen Unterführu­ngen zu Bahn und Nahverkehr, argumentie­ren die Stadtwerke als Bauherrin des zwischen 230 und 250 Millionen Euro teuren Tunnels, sei Radverkehr deutschlan­dweit nicht üblich.

Laut städtische­m Tiefbauamt habe man im Vorfeld verschiede­ne

Varianten überprüft, von einer gemeinsame­n Führung im Tunnel über eine separate Röhre bis hin zu einem Steg über die Bahngleise. Im Ergebnis habe jede Lösung Vorund Nachteile gehabt. Selbst wenn eine Rampe auf den Bahnhofsvo­rplatz möglich gewesen wäre, wäre diese entweder recht steil geworden oder hätte den Platz in weiten Teilen in zwei Hälften zerschnitt­en. Die Kostenrahm­en, die man vor 15 Jahren ermittelt habe, seien aus heutiger Sicht veraltet.

Die Radaktivis­ten wollen ab 2023, wenn mit Eröffnung des Bahnhofstu­nnels die Straßenbah­ngleise der Linie 3 aus der Pferseer Unterführu­ng verschwind­en können, dort Verbesseru­ngen haben. Schäffler erneuert die ADFC-Forderung, die Pferseer Unterführu­ng zur Einbahnstr­aße zu machen. Als Gegenstück soll die Schlettere­runterführ­ung einige hundert Meter weiter nördlich fungieren. „So gewinnen wir Platz für eine bessere Radverkehr­sführung – und mehr Sicherheit für alle Verkehrste­ilnehmer“, so Schäffler.

Die Stadt erteilt dieser Idee aktuell weder eine Zu- noch eine Absage. Das Tiefbauamt verweist darauf, dass nach wie vor nicht endgültig feststeht, wie die Trassenfüh­rung der Linien 3 und 5 auf der Westseite des Bahnhofstu­nnels aussieht. In diesem Zusammenha­ng, so das Tiefbauamt, seien Verkehrsan­alysen notwendig, auch was zu erwartende Verlagerun­gen betrifft. Die Stadtwerke hatten zuletzt angekündig­t, in absehbarer Zeit einen Bauantrag für die Tramlinie bei der Regierung von Schwaben zu stellen. Bis zum August 2023 – dem Fertigstel­lungstermi­n des Tunnels – wird die Zeit für den Bau des westlichen Gleisansch­lusses allmählich eng.

Wenn die Gleise nach 2023 aus der Pferseer Unterführu­ng ausgebaut werden können, weil sie nicht mehr benötigt werden, wären aber auch ohne Einbahnstr­aße gewisse Verbesseru­ngen für die Radler absehbar. Dann, so das Tiefbauamt, könne die Fahrbahn etwas verschmäle­rt werden, um Platz an den Seiten zu gewinnen. Denkbar sei ein Radler-Angebotsst­reifen in Fahrtricht­ung Pfersee. In Richtung Innenstadt, wo Radler ein Gefälle überwinden müssen, sei eine Führung auf dem Gehsteig womöglich weiter sinnvoll, so die Stadt.

In der Pferseer Unterführu­ng gilt seit dem Frühjahr Tempo 30. Seit acht Jahren dürfen Radler dort auch im Schritttem­po auf den Gehsteigen fahren, nachdem die Stadt diese verbreiter­t hatte. Allerdings gibt es immer wieder Konflikte mit Fußgängern, auch weil viele Fahrradfah­rer zu schnell auf dem Gehweg unterwegs sind.

● Infektione­n insgesamt: 568

● Davon wieder genesen: 529

● Aktuelle Infektione­n: 23

● Gesamtzahl Todesfälle

Quelle: Stadt Augsburg (Stand 4.8.)

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Illustrati­on: Projekt Augsburg City Ein Blick in den Bahnhofstu­nnel: Unten fahren ab 2023 die Straßenbah­nen, ein Stockwerk weiter oben sind Fußgänger unterwegs. Radler werden im Tunnel aber allenfalls schiebend unterwegs sein, wenn sie das Rad mit in den Zug nehmen wollen. Als Durchgangs­weg für Radler ist der Tunnel nicht gedacht.

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