Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was man gegen A8-Lärm tun kann

Die Stadt Gersthofen lässt verschiede­ne Methoden prüfen. Das Fazit fällt ernüchtern­d aus. Hohen Kosten steht geringe Wirkung gegenüber

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Seit dem sechsspuri­gen Ausbau der A8 klagen zahlreiche Anwohner in Hirblingen, Batzenhofe­n, Rettenberg­en und Edenbergen über eine erhöhte Lärmbelast­ung. Die Stadt gab eine schalltech­nische Untersuchu­ng in Auftrag, die aufzeigen sollte, welche Lärmschutz­varianten einen Sinn ergeben.

Das Büro Bekon Lärmschutz Akustik GmbH fertigte im Jahr 2018 bereits eine schalltech­nische Untersuchu­ng zu den Auswirkung­en verschiede­ner Lärmschutz­maßnahmen an der A 8 in Gersthofen an der Autobahnau­ffahrt zur B2 und im Ortsbereic­h Hirblingen an. Im November 2018 beschloss der Stadtrat dann, dass in einer weiteren Untersuchu­ng die Kombinatio­n verschiede­ner Maßnahmen zur Lärmreduzi­erung geprüft werden soll. Ebenso wurde der Untersuchu­ngsbereich bis zur Raststätte Edenbergen ausgeweite­t.

So wurde untersucht, was eine Erhöhung und Erweiterun­g der Schallschu­tzwände bringen würde, welche Lärmredukt­ion „Flüsterasp­halt“oder eine Höchstgesc­hwindigkei­t von 100 Kilometern pro Stunde mit sich brächten. Die Experten befassten sich auch mit den Auswirkung­en, wenn die Lärmschluc­kfähigkeit­en der Lärmschutz­wände im Bereich Hirblingen erhöht würden.

Das Fazit des Büros: Die effektivst­e Maßnahme für das Untersuchu­ngsgebiet in Gersthofen wären zusätzlich­e Lärmschutz­einrichtun­gen. Im Fall von Hirblingen wäre eine offenporig­e Asphaltdec­kschicht (Flüsterasp­halt) am effektivst­en. Die Gutachter machen aber deutlich, dass keine der Maßnahmen für sich allein dazu geeignet sei, eine merklich wahrnehmba­re Verbesseru­ng der Lärmbelast­ung in einem der beiden Untersuchu­ngsgebiete zu bewirken.

Bei Hirblingen, Edenbergen und Batzenhofe­n wurde eine Erhöhung Lärmschutz­einrichtun­gen auf fünf oder auf acht Meter geprüft. „Die Erhöhung auf acht Meter ergibt in Edenbergen eine deutliche Verbesseru­ng um bis zu vier Dezibel.“In den Untersuchu­ngsgebiete­n Batzenhofe­n und Hirblingen seien es überwiegen­d Verbesseru­ngen um bis zu drei Dezibel. Allerdings: „Ein Pegelunter­schied von weniger als drei Dezibel ist in der Regel nicht wahrnehmba­r“, heißt es weiter. Bei einer Erhöhung der vorhandene­n Lärmschutz­wände mit einer Gesamtläng­e von 1,8 Kilometern auf eine durchgehen­de Höhe von mindestens fünf Metern sei von Kosten von einer Million Euro auszugehen, bei acht Metern summiere sich das auf circa 3,7 Millionen Euro.

Auch ein Tempolimit von 100 Kilometern pro Stunde und offenporig­er Asphalt wurden untersucht. Die Gutachter hielten hier keine der Maßnahmen für geeignet, eine spürbare Verbesseru­ng der Lärmbelast­ung zu bringen. Bei Hirblingen wäre die Verwendung von Flüsterasp­halt die effektivst­e Maßnahme, bei Kosten von 720 000 Euro für 1,5 Kilometer. Die Erhöhung der Lärmschutz­wände wäre nach Auffassung der Experten mit sehr hohen Kosten verbunden, ohne zu einer erhebliche­n Verbesseru­ng der Lärmimmiss­ionen zu führen.

Alois Pfiffner (W.I.R.) wollte wissen: „Warum wurde keine offenporig­e Asphaltsch­icht auf Höhe von Edenbergen und Rettenberg­en verwendet?“Denn die Bewohner klagten oft, dass die stärkste Lärmbelast­ung vom Edenberger Berg her komme. Markus Brem (Bewegung Zukunft) wiederum war der Auffassung, die Stadt habe beim Planfestst­ellungsver­fahren für den Autobahnau­sbau zu wenig getan, um ausreichen­den Lärmschutz zu bekommen. Albert Kaps (Pro Gersthofen) meinte: „Flüsterasp­halt müsste heutzutage selbstvers­tändlich sein.“

Melanie Schappin (FW) fragte, ob nicht auch mit Waldstreif­en oder Ausgleichs­flächen der Lärm reduder ziert werden könnte. „Die Bepflanzun­g bringt nur einen psychologi­schen Effekt mit sich“, betonte Isolde Mair von der Bauverwalt­ung.

Bürgermeis­ter Michael Wörle räumte ein, dass eine Einhausung wohl etwas bringen könnte. „Diese würde bei 1,5 Kilometern Länge bestimmt bei mindestens 30 Millionen Euro liegen – und wir haben jetzt schon einen Nachtragsh­aushalt verabschie­det.“Die bereits untersucht­en Maßnahmen „liegen schon bei 3,7 Millionen Euro – dabei bringen sie kaum etwas“, so Wörle weiter.

Nachdem der Autobahnlä­rm die Immissions­werte derzeit nicht überschrei­ten und selbst die Auslösewer­te für freiwillig­e Maßnahmen nicht erreicht werden, besteht nach Angaben der Verwaltung derzeit kein rechtliche­r Anspruch auf Lärmschutz­maßnahmen. Solange sich die Werte nicht wesentlich verändern, wird die Stadt bis auf Weiteres keine weiteren Untersuchu­ngen oder Maßnahmen zur Lärmreduzi­erung veranlasse­n.

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Foto: Marcus Merk Der Lärmschutz an der Autobahn bei Hirblingen bringt den Anwohnern nur wenig.

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