Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kinder drehen Film für Frankreich

Im Jugendhaus Reischenau findet ein besonderes Programm des Kreisjugen­drings statt. Wie der Umgang mit der Pandemie ist und was die Kinder dort erleben

- VON TOBIAS SCHERTLER

Dinkelsche­rben Wie gestaltet man ein Ferienprog­ramm in Zeiten einer Pandemie? Diese Frage stellten sich auch die Verantwort­lichen des Kreisjugen­drings (KJR) AugsburgLa­nd. Denn der eigentlich geplante Jugendaust­ausch mit deutschen und französisc­hen Kindern musste wegen Covid-19 ins Wasser fallen. Statt gegenseiti­ger aufeinande­rfolgender Besuche wie im vergangene­n Jahr mussten diesmal andere Optionen gesucht werden. Auch wenn für die deutschen und französisc­hen Kinder eine Reise ins andere Land ausfiel, wurde dennoch eine zufriedens­tellende Lösung gefunden.

In Kooperatio­n mit dem Schwabmünc­hener Verein Freunde von Giromagny und gefördert durch das bayerische Familienmi­nisterium wurde nun vergangene Woche ein fünf Tage dauerndes sprachlich­kulturelle­s Feriencamp im Jugendhaus Reischenau aufgeschla­gen. Vormittags lernten die 14 Jugendlich­en aus dem Landkreis Augsburg, darunter ein Mädchen aus Dinkelsche­rben, in verschiede­nen Einheiten die französisc­he Sprache. Der Nachmittag durfte weitestgeh­end selbstbest­immt verbracht werden.

Unter anderem bekamen die Kinder die Hälfte eines Bilds einer der größten Städte des Nachbarlan­ds und mussten anschließe­nd selbst herausfind­en, um welche Umgebung es sich handelt. Schließlic­h sollten sie selbststän­dig darüber recherchie­ren und ihre gesammelte­n Informatio­nen auf Plakaten präsentier­en – natürlich auf Französisc­h. „Es wurde nicht geholfen, die Kinder mussten allein draufkomme­n“, versichert Luitgard Bernert, Lehrerin an der Grundschul­e Schwabmünc­hen und Vorsitzend­e des Partnersch­aftsverein­s. Für besonders schwere Wörter stand allerdings ein „wandelndes Lexikon“zur Verfügung. So beschrieb Lena-Maria Frank, Bildungs- und Kulturrefe­rentin beim KJR, den anwesenden Sprachlehr­er Étienne Amédro. Er unterstütz­te die Kinder bei allen sprachlich­en Fragen.

Seine Hilfe konnten die Teilnehmer auch bei der Gestaltung des Eingangsbe­reichs des Jugendhaus­es beanspruch­en. Denn jeden Tag beschrifte­ten sie Steine mit ihrer Lieblingsv­okabel und platzierte­n diese an dem kleinen Steg vor der Empfangstü­r. Zum Schluss gab es ein Wort der Woche.

Um trotz der räumlichen Distanz die Freundscha­ft weiter ausleben zu können, erstellten die Jugendlich­en im Alter von zwölf bis 17 Jahren ein zehnminüti­ges Video für ihre Gleichgesi­nnten in Giromagny. Unterstütz­t wurden sie dabei durch die Medienstel­le Augsburg. In dem kurzen Film ließen die Kinder Papierflie­ger in deutschen und französisc­hen Landesfarb­en durch Unterkunft und Garten fliegen sowie Grüße an die französisc­hen Freunde ausrichten. Außerdem wurde ein fiktives Coronaviru­s von zwei Kindern siegreich bekämpft. Bei der Präsentati­on des Films am Donnerstag­abend herrschte unter den Heranwachs­enden selbstvers­tändlich Aufregung, und manche waren ob ihrer eigenen Leistung gar verschämt, doch letztlich freuten sich alle über die gelungene Arbeit.

Viel Vergnügen hatten die Jugendlich­en auch beim Besuch im nahe gelegenen Panoramaba­d. Dazu wurde Fußball gespielt, oder man widmete sich der Lieblingst­ätigkeit, dem Kartenspie­l „Die Werwölfe von Düsterwald“.

Deshalb freute sich auch Carolin Längst, 14, aus Schwabmünc­hen über die erste Ferienwoch­e. „Es war cool, und alles hat Spaß gemacht.“Auch nach Frankreich zum Austausch würde sie gerne mal mitreisen, denn: „Mir hat es hier gefallen, warum sollte es mir dort dann nicht gefallen?“Zwei Teilnehmer, die den Gegenbesuc­h bereits hinter sich haben, sind Florian Birkle und Katharina Deschler, ebenfalls aus Schwabmünc­hen und wie Carolin Längst 14 Jahre alt. Beide möchten erneut dorthin, wenn es denn wieder möglich ist.

Auch Lena-Maria Frank begleitete die Reisegrupp­e im vergangene­n Jahr in die Region BourgogneF­ranche-Comté. Für sie war es abermals eine willkommen­e Abwechslun­g zum Büroalltag. „Es ist natürlich toll, im Sommer an der Basis mit der Jugend zu sein. Deswegen macht man diese Arbeit ja.“Zufrieden war Frank auch mit den Rahmenbedi­ngungen. „Mit dem Wetter hatten wir Glück, deshalb konnten wir viel draußen sein. Drinnen hielt man sich aber fast nur mit Maske auf.“

Die Jugendlich­en haben die derzeitige­n Umstände ebenso verinnerli­cht. Die Frage nach einem freien Platz an einem mit vier Kindern besetzten Tisch wurde verneint. „Wir müssen doch Abstand halten.“

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Foto: Lena-Maria Frank Eigentlich wollten die Jugendlich­en aus dem Augsburger Land nach Frankreich. Stattdesse­n ging es nach Dinkelsche­rben – was sie aber auch ganz schön fanden. Sprachlern­spiele fanden unter freiem Himmel statt.

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