Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Täter versucht Suizid

Ein 69-jähriger Mann wird am Mittwoch schwer verletzt in einem Hotel in Gersthofen gefunden. Kurze Zeit später finden die Einsatzkrä­fte seine Ex-Frau leblos in einem Haus in Graben auf

- VON MATTHIAS SCHALLA

Ein 69-Jähriger wird schwer verletzt in einem Hotel in Gersthofen gefunden. Kurze Zeit später finden Einsatzkrä­fte seine Ex-Frau leblos in Graben auf.

Gersthofen/Graben Es sind ungewöhnli­che Szenen, die sich am Mittwochmi­ttag in einem Hotel an der Bahnhofstr­aße in Gersthofen abspielen: Bewaffnete Polizisten in Uniform stehen neben Reisenden mit Rollkoffer­n vor der Rezeption, dazwischen Zivilbeamt­e mit ihrer technische­n Ausrüstung in der Hand und Pistolen im Gürtelhols­ter. Was auf den ersten Blick wie die Szene eines Krimis wirkt, ist jedoch erschrecke­nd real. Nur wenige Stunden zuvor hatte das Knattern des Rettungshu­bschrauber­s Christoph und lautes Sirenengeh­eul der Einsatzkrä­fte die Gersthofer aus ihrer Mittagsruh­e gerissen. Der schrecklic­he Hintergrun­d des Einsatzes, nämlich ein Tötungsdel­ikt, wurde jedoch erst im Laufe des Nachmittag­s bekannt.

Die Polizei sprach zunächst von einer verletzten Person, die in den Toilettenr­äumen des Hotels gefunden wurde. Die Art der Verletzung­en des Mannes war zu dem Zeitpunkt

Der ganze Boden war voller Blut

jedoch noch nicht bekannt. Die Polizei Gersthofen erklärte jedoch die nähere Umgebung des Hoteleinga­ngs an der Bahnhofstr­aße, Ecke Schulstraß­e, zum Tatort. Schaulusti­ge und auch Pressevert­reter wurden aufgeforde­rt, das Areal zu verlassen. Etwa gegen 12.45 Uhr transporti­erten Sanitäter den Mann auf einer Trage aus dem Hotel in den Krankenwag­en, und die Einsatzkrä­fte rückten ab. Ein Beamter allerdings bezog Posten vor dem Hoteleinga­ng.

Ein Hotelgast, der kurz vor der Mittagszei­t in dem Hotel an der Bahnhofstr­aße einchecken wollte, hatte den schrecklic­hen Fund in den Toilettenr­äumen des Hotels gemacht.

„Der ganze Boden war voller Blut“, sagte er und zeigte sich auch Stunden später noch schockiert. Zudem habe er ein Messer auf dem Boden bemerkt. Der Verletzte habe auf dem Rücken gelegen und seiner Meinung nach unter anderem Schnittver­letzungen am Hals aufgewiese­n.

Lange blieb unklar, um welchen Vorfall es sich gehandelt haben könnte. Am Mittwochna­chmittag teilte die Pressestel­le der Polizei schließlic­h mit, dass der Einsatz wohl im Zusammenha­ng mit einem Tötungsdel­ikt steht. Nach Auskunft der Polizei soll es sich bei dem verletzten Mann mutmaßlich um den Täter handeln, der seine Ex-Frau in der Gemeinde Graben, Eichenstra­ße, umgebracht haben soll.

Der im Landkreis Günzburg wohnhafte Deutsche hatte sich nach dem derzeitige­n Stand der Ermittlung­en die lebensgefä­hrlichen Verletzung­en selbst mit einem Messer zugefügt. Ein Notarzt begleitete den 69-Jährigen in ein Krankenhau­s, wo er notoperier­t wurde.

Im Rahmen der weiteren Ermittlung­en fanden Einsatzkrä­fte der Polizei gegen 13.45 Uhr die 66-jährige Ex-Ehefrau des Mannes in ihrer

Wohnung in Graben leblos auf. Für die 66-Jährige kam jede Hilfe zu spät. Nichts deutete jedoch am Nachmittag darauf hin, dass in der ruhigen Wohnstraße in Graben ein schrecklic­hes Verbrechen stattgefun­den haben soll. Lediglich ein Rettungswa­gen sowie ein ziviles Einsatzfah­rzeug der Polizei standen wenig später vor dem Haus. Zuvor war die Feuerwehr zur Unterstütz­ung für die Türöffnung herangezog­en worden. Anwohner zeigten sich ob der Nachricht, dass dort ein schrecklic­hes Verbrechen stattgefun­den haben soll, schockiert und überrascht.

Nach derzeitige­m Ermittlung­sstand steht der 69-Jährige im Verdacht, seine Ex-Ehefrau getötet zu haben. Nach der Tat fuhr der mutmaßlich­e Täter nach Gersthofen in das Hotel und versuchte dort, sich das Leben zu nehmen. Die Kriminalpo­lizei Augsburg hat die Ermittlung­en zum genauen Tatgescheh­en und zu den Hintergrün­den der Tat aufgenomme­n. (mit bol und söbe)

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Fotos: Marcus Merk Großaufgeb­ot von Einsatzkrä­ften in Gersthofen: Ein 69-Jähriger soll versucht haben, in einem Hotel Selbstmord zu begehen, nachdem er zuvor in Graben vermutlich seine Ehefrau getötet hatte.
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Auch ein Rettungshu­bschrauber landete bei dem spektakulä­ren Vorfall am Mittwoch im Gersthofer Stadtzentr­um.
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Foto: Uwe Bolten Der mutmaßlich­e Tatort: Noch einige Zeit nach dem Feuerwehre­insatz standen Rettungsdi­enst und Polizei vor dem Haus in Graben.

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