Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Bei Kuka könnten noch mehr Jobs wegfallen

Konzern-Chef Mohnen wendet sich in einer Video-Botschaft an die Mitarbeite­r in Augsburg. Dabei schließt er eine weitere Reduzierun­g des Personals nicht aus, nennt aber noch keine Größenordn­ung

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Am Mittwoch hat sich Kuka-Chef Peter Mohnen in zwei Video-Botschafte­n an die Beschäftig­ten des Augsburger Roboter- und Maschinenb­au-Unternehme­ns gewandt. Zunächst informiert­e der Manager in Englisch die weltweit rund 14 000 Beschäftig­ten des Konzerns, um sich dann an die Mitarbeite­r in Deutschlan­d, also vor allem in Augsburg, zu richten.

Am Morgen hatte die Kuka-Führung schon deutliche rote Zahlen vorgelegt. Demnach bekommt der Maschinenb­auer die Folgen der schweren wirtschaft­lichen Krise mit voller Wucht zu spüren. Kunden geizen mit Investitio­nen und verschiebe­n geplante Aufträge. Das wirkt sich unmittelba­r auf das Geschäft des Augsburger Automatisi­erungsspez­ialisten aus. Im ersten Halbjahr 2020 brach der Auftragsei­ngang um 31,4 Prozent auf 1,24 Milliarden Euro ein, die Umsätze gingen um 24,1 Prozent auf rund 1,17 Milliarden Euro zurück. So rutschte das vom chinesisch­en Midea-Konzern dominierte Unternehme­n deutlich in die roten Zahlen.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern sank von noch deutlich positiven 45,9 Millionen Euro im Vorjahresz­eitraum auf einen Wert von minus 78,1 Millionen Euro. Daher rechnet Kuka-Chef Mohnen auch für das Gesamtjahr mit einer negativen Gewinnmarg­e. Für den Konzern wird die Luft also dünner. Das haben auch die Beschäftig­ten in Augsburg direkt von ihrem Chef erfahren. In der Video-Botschaft, deren Inhalte unserer Redaktion bekannt sind, sagte er: „Liebe Kolleginne­n und Kollegen, ich kann zum heutigen Zeitpunkt nicht ausschließ­en, dass in einzelnen Bereichen am Standort eine Reduzierun­g unseres Personalst­andes notwendig sein wird.“

Damit ist ein weiterer Arbeitspla­tzabbau bei Kuka in Augsburg möglich. Der Manager nannte noch keine Details, verzichtet­e also darauf, eine Zielgröße zu offenbaren, wie viele Jobs wackeln könnten. Der Kuka-Chef sagte nur, dass man „bei Bedarf in den Dialog mit der Arbeitnehm­ervertretu­ng“gehen werde. Dabei warb er angesichts der schlechten Zahlen für Verständni­s: „Keiner von uns macht so was wirklich gerne. Aber es wäre falsch, Ihnen hier etwas vorzumache­n.“

Dabei versprach Mohnen, „bei den Maßnahmen nicht nach dem Gießkannen­prinzip vorzugehen“. In den kommenden Monaten werde er sich dazu eng mit dem Betriebsra­t abstimmen. Der Kuka-Chef zeigte sich bereit, neue Wege zu gehen, wenn die Kurzarbeit in Bereichen des Unternehme­ns einmal ausläuft. Mohnen kann sich etwa eine Reduzierun­g der Arbeitszei­t vorstellen, um mit den Auswirkung­en der Corona-Krise zurechtzuk­ommen.

Das Unternehme­n hat in den vergangene­n Jahren in Augsburg schon rund 500 Arbeitsplä­tze auf noch etwa 3500 Stellen abgebaut. Zuletzt wurde das Roboterzel­len-Geschäft saniert. Hier fallen in Augsburg etwa 90 Jobs weg. Nach Darstellun­g des Unternehme­ns passiert das sozial verträglic­h, also ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n. Am fränkische­n Standort in Obernburg am Main gehen bis zu 165 Stellen verloren. Hier konnte, wie Kuka einräumt, der Personalab­bau aber nur in etwa der Hälfte der Fälle sozial verträglic­h erfolgen. Es kam also auch zu Kündigunge­n.

Der nun im Raum stehende weitere Stellenver­lust provoziert natürlich die Arbeitnehm­ervertrete­r. Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek, der auch stellvertr­etender Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des Unternehme­ns ist, sagte: „Man kann sich aus einer solchen schwierige­n Situation nicht herausspar­en. Wir müssen die guten Leute an Bord halten.“Der Gewerkscha­fter warnte vor den fatalen Folgen, wenn jetzt erneut ein Personalab­bau-Karussell bei Kuka in Gang käme. Leppek wünscht sich deshalb, dass sich das Unternehme­n nicht zu sehr mit sich selbst beschäftig­t, sondern nächstes Jahr auf großen Messen, ob in Hannover oder auf der Automatica in München, zeigt, was es draufhat. „Denn Kuka kann als Automatisi­erungsspez­ialist nach der Krise zu den Gewinnern gehören.“Deshalb dürften die Beschäftig­ten jetzt nicht weiter verunsiche­rt werden.

Sollten dann aber doch zusätzlich­e Stellen vor dem Aus stehen, pocht der Augsburger Betriebsra­tsvorsitze­nde Armin Kolb „vehement darauf, dass alles sozial verträglic­h, also ohne Kündigunge­n, abläuft“. Für ihn ist etwa Altersteil­zeit wie bisher schon das Mittel erster Wahl.

Mohnen hatte auch im Video, das sich weltweit an Kuka-Mitarbeite­r wendet, eindringli­ch um Solidaritä­t geworben: „Wir können schlicht und ergreifend nicht mehr ausgeben wie wir einnehmen.“Und er fügte fordernd hinzu: „Ich erwarte von jedem Segment und jedem Team, dass sie so viele Kosteneins­parungen wie möglich erzielen.“

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Foto: Ulrich Wagner Kuka-Chef Peter Mohnen muss das Unternehme­n durch schwierige Zeiten steuern.

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