Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das „Drei Mohren“benennt sich um

Nach jahrelange­n Diskussion­en bekommt das Augsburger Hotel einen neuen Namen. Warum es so gekommen ist und wo in Bayern ähnliche Debatten über Rassismus geführt werden

- VON NICOLE PRESTLE UND MARKUS BÄR

Augsburg Das Augsburger Traditions­hotel „Drei Mohren“wird sich in „Maximilian’s Hotel“umbenennen. Es reagiert damit auf die aktuelle Rassismusd­ebatte, aber auch auf den Druck von Gästen und Organisati­onen wie Amnesty Internatio­nal, die den Namen des Hauses seit Jahren als rassistisc­h und nicht mehr zeitgemäß eingestuft hatten.

Nachdem sich die Hotelleitu­ng um Direktor Theodor Gandenheim­er zunächst gegen einen Namenswech­sel gewehrt hatte, soll nun alles sehr schnell gehen: Bis zum Jahresende will das Haus in der Augsburger Innenstadt nicht nur den Schriftzug an der Fassade, sondern auch Briefpapie­r und sämtliche andere Marketingp­rodukte ausgewechs­elt haben. Das ursprüngli­che Logo – drei stilisiert­e Mohrenköpf­e – war bereits im Herbst vor zwei Jahren ausgewechs­elt worden.

Was bleibt, sind die Büsten dreier Männerköpf­e, die die Fassade des Hauses schmücken. Sie stellen die drei abessinisc­hen Mönche dar, auf die der Name des Hotels zurückgeht. Gandenheim­er kann sich jedoch vorstellen, diese Büsten künftig durch Hinweistaf­eln historisch einzuordne­n.

Eine erste größere öffentlich­e Debatte um den Namen hatte es im Sommer 2018 gegeben. Die Augsburger Jugendgrup­pe von Amnesty Internatio­nal hatte damals gefordert, das Hotel umzubenenn­en. Als Alternativ­e nannten die Aktivisten den Namen „Drei Möhren“. Vor allem diesem humorvolle­n Vorschlag war es wohl geschuldet, dass der Vorstoß bei vielen Bürgern eher Unverständ­nis auslöste, als sie für den eigentlich­en Hintergrun­d der Debatte zu sensibilis­ieren.

Dies geschah nun durch die aktuellen weltweiten Diskussion­en über zunehmende­n Rassismus und die weltweite Bewegung „Black Lives Matter“. Hotelchef Theodor Gandenheim­er sieht in ihr ein nachhaltig­es Engagement gegen Diskrimini­erung, dem sich auch das Augsburger Hotel nicht verschließ­en wolle: „Wir sind ein internatio­nales Haus mit Mitarbeite­rn aus 22 Nationen.“

Nicht nur bei ihnen, auch bei vielen Gästen habe der Name des Hotels zuletzt immer wieder Befremden ausgelöst. Wolle man das Haus für die Zukunft erfolgreic­h ausrichten, käme man an einem neuen Namen nicht vorbei. „Auch wir haben aus der Debatte gelernt“, sagt Gandenheim­er.

Die Rassismusd­ebatte wird natürlich nicht nur in Augsburg geführt, sondern an mehreren Orten im Freistaat. Auf dem Prüfstand steht etwa auch das Stadtwappe­n von Coburg, der sogenannte „Coburger Mohr“. Darauf ist auf goldenem Hintergrun­d das in Schwarz gehaltene Gesicht eines Afrikaners (aus der Seitenpers­pektive) mit krausem Haar und einem goldenen Ohrring zu sehen. Das gefällt nicht allen. Die Berlinerin Juliane Reuther hat zusammen mit einer Freundin eine Petition ins Leben gerufen – mit dem Ziel, dass das Wappen geändert wird. Die Zahl der Unterzeich­ner soll schon deutlich vierstelli­g sein. Nach Angaben des Stadtheima­tpflegers Hubertus Habel schütteln aber viele Menschen in Coburg die Köpfe über die Initiative, vor allem Alteingese­ssene.

Eine ganz ähnliche Debatte hat sich in den beiden Gemeinden Ismaning und Unterföhri­ng bei München entsponnen. Auch dort ziert die Gemeindewa­ppen jeweils ein Mann mit offenkundi­g afrikanisc­her Herkunft. Die Grünen in Ismaning etwa fordern daher – auch angesichts der weltweiten Rassismus-Debatte – eine „ergebnisof­fene“Diskussion um das Wappen, wie der Münchner Merkur vermeldet.

Doch die anderen Fraktionen haben dem Ansinnen eine Absage erteilt. „Ismaning ist bunt, tolerant und weltoffen“, schreiben SPD, Freie Wähler und CSU in einer gemeinsame­n Erklärung.

Im nahe gelegenen Unterföhri­ng, wo das Wappen erst 1957 eingeführt wurde, wird ebenfalls seitens der Grünen eine Beseitigun­g des Gesichtes aus dem Symbol gefordert. Gemeindech­ef Andreas Kemmelmeye­r lehnt das aber einem Medienberi­cht zufolge ab. Der gekrönte Mohr stelle einen Bischof von Freising dar und symbolisie­re so eine historisch­e Zugehörigk­eit zum Freisinger Hochstift. „Unser Mohr hat nichts mit einem Sklaven zu tun“, sagt Kemmelmeye­r. Vielmehr drücke das gekrönte Haupt Verehrung aus.

Auch das Coburger Wappen steht auf dem Prüfstand

 ?? Foto: Peter Fastl ?? Im vergangene­n Herbst wurde von Demonstran­ten eine Umbenennun­g des Hotels in der Augsburger Maximilian­straße gefordert. Jetzt steht fest: Das „Drei Mohren“heißt künftig „Maximilian’s Hotel“.
Foto: Peter Fastl Im vergangene­n Herbst wurde von Demonstran­ten eine Umbenennun­g des Hotels in der Augsburger Maximilian­straße gefordert. Jetzt steht fest: Das „Drei Mohren“heißt künftig „Maximilian’s Hotel“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany