Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Caritas sorgt sich um Frauen in Beirut
Der Augsburger Wohlfahrtsverband betreibt in der libanesischen Hauptstadt zwei Frauenhäuser. Dort wurden die Fenster aus den Wänden gedrückt, schwere Büroschränke verletzten Frauen. Wie es nun weitergeht
Die Explosion im Hafen von Beirut mit vielen Toten und Verletzten, bewegt auch die Menschen in Augsburg. Wer Verwandte oder Freunde in der libanesischen Stadt hat, versuchte diese über E-Mail oder Telefon zu erreichen, um sich von deren Wohlergehen zu überzeugen, berichtet etwa Margret Spohn, die Leiterin des Büros für gesellschaftliche Integration der Stadt Augsburg und Leiterin der Kresslesmühle. Sie ist persönlich betroffen, wohnt doch ein guter Freund aus Studientagen mit seiner Familie in der libanesischen Hauptstadt.
„Ich habe meinen Freund Sami Sayegh seit gestern versucht zu erreichen, und heute ist er endlich ans Telefon gegangen, nachdem er auf Mails nicht geantwortet hat“, ist Spohn erleichtert. Ihrem Freund und auch dessen Frau und Kindern gehe es gut. „Genaueres weiß ich noch nicht, wir werden später noch ausführlich telefonieren“, sagt Spohn. Sie ist von den Bildern der Zerstörung, die überall über die Bildschirme laufen, betroffen. „Ich habe Beirut als multikulturelle bunte Stadt erlebt, in der ich mich immer sicher gefühlt habe“, berichtet Spohn. Sie vergleicht die Architektur in der Stadt mit Paris. Die Hafenpromenade war ein beliebter Ort zum Flanieren – genau dort hat sich am Dienstagabend die verheerende Explosion ereignet.
Als Margret Spohn ihren Freund Sami später erreicht, berichtet ihr dieser, dass er gerade im Urlaub in Deutschland sei. Auch seinem Wohnhaus am Rand von Beirut sei nichts geschehen. Allerdings sei unter anderem seine Schwester in der Innenstadt Beirut von den Auswirkungen der Explosion betroffen.
Auch die Caritas Augsburg hat eine besondere Beziehung zum Libanon und zu Beirut. Seit vielen Jahren engagiere man sich in dem Land in verschiedenen sozialen Projekten, berichtet der Referatsleiter für Migration und Auslandshilfe des Diözesanverbandes, Wolfgang Friedel. Er kennt die Stadt von regelmäßigen Besuchen und hat dort selbst einige Zeit gelebt.
Im Augenblick betreibt die Caritas in Beirut zwei „Shelter“– also Unterkünfte für misshandelte Frauen. Im Libanon würden junge ausländische Hausangestellte zum Teil wie Leibeigene behandelt, um diese Frauen kümmern sich die Frauenhäuser der Caritas. „Mit einer unserer Einrichtungen konnte ich telefonieren, dort gibt es große Schäden und acht verletzte Frauen“, so Friedel. Die andere Einrichtung habe er noch nicht erreicht.
Die Frauen hätten vor allem Schnittwunden erlitten, weil die Explosion die Fenster samt der Rahmen aus der Wand gedrückt hat. Doch auch Knochenbrüche seien zu beklagen, weil schwere Büroschränke auf die Frauen und Mädchen gestürzt seien. Die Frauen würden jetzt in die umliegenden Berge gebracht, wo sie in anderen Einrichtungen betreut werden können, so Friedel. Obwohl die staatlichen Krankenhäuser am Rand ihrer Kapazität arbeiten und eines durch die Explosion sogar zerstört wurde, macht sich der Augsburger wenig Gedanken um die medizinische Versorgung seiner Schutzbefohlenen. In den Bergen rund um die Hauptstadt gebe es mehrere gute Privatkliniken, die zumeist von kirchlichen Trägern betrieben werden. „Dort sollten noch genügend Kapazitäten vorhanden sein“, hofft Friedel. Die Augsburger Caritas werde in den nächsten Tagen eine Spendeninitiative starten, um unter anderen diese Krankenhäuser zu unterstützen, sagt er.