Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie das Drei Mohren seinen Namen bekam
Das Augsburger Traditionshaus soll künftig Maximilian’s heißen – und legt damit einen Titel ab, der für viele Diskussionen sorgte. Wir erklären den historischen Hintergrund und warum das Hotel keine Sterne hat
Legende geht so: Im Jahr 1495 kamen vier Mönche aus Abessinien nach Augsburg – aus einer Gegend also, die auf dem Gebiet der heutigen afrikanischen Staaten Äthiopien und Eritrea liegt. Weil der Winter kalt war, entschieden sich die Mönche, wieder nach Süden abzureisen, doch einer der Männer starb bereits auf dem Hochfeld. Die drei verbliebenen Mönche kehrten nach Augsburg zurück, wo sie von Gastwirt Konrad Minner aufgenommen wurden. Vor ihrer Abreise einige Monate später ließ Minner die drei Männer auf einer Tafel verewigen, die später zu seinem Gasthausschild wurde. Der Name „Drei Mohren“war geboren.
Als gesichert darf jedenfalls gelten, dass das Haus unter allen Herbergen der Stadt die wohl längste Tradition hat. Bereits im Jahr 1344 soll auf der gegenüberliegenden Seite der Maximilianstraße ein Gasthaus gestanden haben, das wahrscheinlich spätestens Ende des 15. Jahrhunderts den Namen „Zu den drei Mohren“erhielt.
Das heutige Hotel selbst steht auf dem Gebiet des 1723 erbauten Gasthofes gleichen Namens, der Augsburgs Fürstenherberge war. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts schmücken wohl auch die drei Terrakotta-Figuren von Ehrgott Bernhard Bendl die Fassade des Hauses. Der Autor und Kunsthistoriker Thomas Wiercinski hat die Chronik des Drei Mohren verfasst und vermutet, dass diese Figuren vorher bereits den gegenüberliegenden Gasthof Zu den drei Mohren schmückten. Er gehörte dem Weinwirt Andreas Wahl, der das Grundstück des heutigen SteigenbergerHotels kaufte, nachdem dort 1714 ein Gästehaus der Familie Fugger abgebrannt war.
Seit 1979 war das Augsburger Hotel Drei Mohren Lizenznehmer der Steigenberger Hotels & Resorts und führte somit das „Steigenberger“im Namen. Ab 1. Januar 2020 änderte sich dies. Seither wird das Hotel in Eigenregie geführt. Das Drei Mohren zählte vor Corona mehr als 40 000 Übernachtungen im Jahr und wurde 2012 generalsaniert. 2019 erhielt sein Gourmet-Restaurant Sartory einen Michelin-Stern.
Im Haus gibt es ein zweites Restaurant, das Maximilian’s.
Einen offiziellen Hotel-Stern hat die Nobel-Herberge übrigens nicht. Um eine derartige Klassifizierung zwischen einem und fünf Sternen zu erhalten, müssen sich Hotels an die Bayern Tourist GmbH (BTG) wenden und eben diese Sterne beantragen. Es ist aber nicht unüblich, dass Häuser höherer Kategorie dies nicht tun, sagte Michael Artner, stellvertretender Direktor im Drei Mohren, vor einiger Zeit unserer Redaktion. Die Qualität des Hotels spreche für sich, zudem werde die internationale Ausrichtung des Hotels immer größer und wichtiger, bei ausländiDie schen Gästen spielten die Sterne vielfach aber keine Rolle mehr. Artner verwies auf die Marriott-Gruppe, die sich kaum noch über Sterne definiere.
In den vergangenen Jahren löste der Name „Drei Mohren“vielfach Proteste und Diskussionen in Augsburg aus. Es gab Aktionen der Augsburger Jugendgruppe von Amnesty International, auch hatte der Comedian Felix Lobrecht in seinem Podcast „Gemischtes Hack“dazu aufgerufen, sich einer Protestaktion vor dem Augsburger Hotel anzuschließen. Der Name des Hotels, in dem er im Oktober selbst übernachtet hatte, sei ein „absolutes
No-Go“, sagte er damals. Die Hauptdarstellerin des Musicals „Jesus Christ Superstar“2019 auf der Freilichtbühne, Sidonie Smith, wollte eigentlich im Hotel Drei Mohren übernachten. Als sie auf dem Zimmer die Logos sah, checkte sofort wieder aus. Im sozialen Netzwerk Facebook machte sie anschließend ihrer Empörung Luft.
Anfang 2019 verkleideten sich Mitglieder des Bündnisses junger Antirassist*innen als Karotten und protestierten vor dem Hotel unter dem Motto „Drei Möhren statt Drei Mohren“. Bereits 2018 hatte sich ein internationaler Gastdozent der Universität Augsburg schockiert über das Logo des Hotels gezeigt. Der kamerunische Philosoph, Historiker und weltweit gefragte Vordenker des Postkolonialismus, Achille Mbembe, sei über die drei Köpfe im Logo entsetzt gewesen, berichtete damals ein Uni-Mitarbeiter unserer Zeitung. Auch andere Wissenschaftler aus Deutschland und dem Ausland, die nach Augsburg kommen, seien teilweise empört darüber gewesen, hieß es.
Es ist jedenfalls eine Diskussion, die sich mit der neuen Namensgebung erübrigen dürfte. Das Hotel soll künftig Maximilian’s heißen. Am Standard soll sich nichts ändern. (jaka, nip, AZ)