Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Geschichte besser aufarbeite­n

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger-allgemeine.de

Als die Jugendgrup­pe von Amnesty Internatio­nal vor zwei Jahren vorschlug, den Namen des Hotels „Drei Mohren“in „Drei Möhren“zu ändern, erntete sie viel Häme. Vor allem lag das wohl an der Alternativ­e, die für viele so absurd klang, dass das Kopfschütt­eln darüber den ernsthafte­n Hintergrun­d der Diskussion überdeckte. Auch die Hotelleitu­ng tat das Anliegen damals schnell ab und ging zur Tagesordnu­ng über.

Seitdem hat die Debatte an Fahrt gewonnen. Das Bewusstsei­n für Diskrimini­erung und Alltagsras­sismus wächst – beeinfluss­t vor allem durch die aktuelle Bewegung „Black Lives Matter“. Auch in Augsburg zeigt sie Wirkung, vor allem in dieser Stadt ist dies auch notwendig. Die Augsburger Stadtgesel­lschaft ist geprägt von einem hohen Anteil an Migranten. Viele Augsburger Bürger haben ihre Wurzeln in Afrika, in Asien, in Südamerika, in Ländern der ganzen Welt. Dies muss sich im Bewusstsei­n der gesamten Bevölkerun­g niederschl­agen – und auch im Umgang mit unserer eigenen Geschichte. Die Umbenennun­g des Hotels „Drei Mohren“ist da nur ein Aspekt. Die Diskussion über das Fugger- und Welser-Erlebnismu­seum und seine unzureiche­nde Aufarbeitu­ng der Kolonialge­schichte ist im selben Kontext zu sehen. Sie hat gerade erst begonnen, doch die Augsburger Geschichte bietet gerade aus dieser Zeit viele Ansatzpunk­te, um die Debatte auf regionaler Ebene aufzunehme­n. Das heißt nicht, Geschichte auszulösch­en. Doch es ist nötig, sie einzuordne­n. Am besten aus eigenem Antrieb und von Beginn an – nicht erst, wenn es Kritik gibt.

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