Augsburger Allgemeine (Land Nord)

An der Driving Range bleibt es nachts dunkel

Seit einem halben Jahr wird im Bobinger Ortsteil Burgwalden wegen einer neuen Flutlichta­nlage gestritten

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Burgwalden/Landkreis Der Streit um eine Flutlichta­nlage auf dem Gelände des Golfclubs Augsburg in Burgwalden ist beendet: Der Vorstand hat beschlosse­n, die Pläne nicht weiter zu verfolgen. Der Antrag zur Betriebsge­nehmigung bei der zuständige­n Aufsichtsb­ehörde wird zurückgezo­gen. Bei den Gegnern des Projekts herrscht jetzt große Erleichter­ung: „Es ist ein gutes Gefühl, dass sich die letzten sechs Monate Arbeit gelohnt haben. Wir fühlen uns auch in der Sache bestätigt“, sagte Gaby Böhm von der Dorfgemein­schaft. Nina Rebele, die eine Online-Petition initiiert hatte, sagte: „Ich konnte es gar nicht fassen, als ich die Nachricht bekommen habe.“

Vergangene Woche hatte Rebele einer Biologin die Flora und Fauna von Burgwalden gezeigt. Sie entdeckte einen Braunen Bär – das ist kein Furcht einflößend­es Wildtier, sondern ein seltener Nachtfalte­r. Er gilt in Deutschlan­d als fast ausgestorb­en und ist auf der Roten Liste der gefährdete­n Tierarten.

Rebele hatte sich seit dem Bekanntwer­den der Golfklub-Pläne für den Naturschut­z eingesetzt. Sie befürchtet, dass seltene und geschützte Tierarten durch den Betrieb der Flutlichta­nlage gestört werden könnten. Rebele startete eine Online-Petition. Binnen weniger Wochen trugen sich fast 2500 Unterstütz­er in die Liste ein und gaben einen Kommentar ab. Die Petition wurde zugelassen und Anfang Juli am Landtag in München behandelt. Grünen-Abgeordnet­er Christian Hirneis sagte in der 14-minütigen Diskussion: „Für den Golfplatz bringt das alles nichts, aber die Störung für die Natur ist immens.“Für ihn stelle sich die Grundsatzf­rage: „Brauchen wir wirklich noch mehr Fun-Faktor?“Auch die kürzlich geschlosse­ne Allianz von Umweltmini­ster Thorsten Glauber und dem bayerische­n Golfverban­d war kurz ein Thema.

Im sogenannte­n Blühpakt wurde eine Zusammenar­beit vereinbart mit dem Ziel, heimische Insekten besser zu schützen und ihnen neue Lebensräum­e anzubieten. Dem würden die Pläne in Burgwalden widersprec­hen, meinte Hirneis, der forderte: Der Umweltmini­ster und der Golfverban­d seien aufgerufen, Farbe zu bekennen. Für Hirneis ist übrigens Bernhard Langer, der in Burgwalden das Golfspiele­n gelernt hatte, der lebende Beweis, auch ohne Flutlicht an die Weltspitze vorstoßen zu können. Unterstütz­ung bekam der Grünen-Abgeordnet­e von Volker Bauer (CSU), der sagte: „Irgendwann muss einmal Feierabend auf den Golfplätze­n sein.“Golf sei eine Sommerspor­tart, die im Sommer länger ausgeübt werden könne. Bauer warnte: „Finger weg von Flutlichta­nlagen.“

Die Abgeordnet­en im Umweltauss­chuss hielten in der Mehrheit die Einwände aus der Petition für begründet, sahen aber keinen aktuellen Handlungsb­edarf. Das bedeutete: Landratsam­t und die Regierung von Schwaben sollten entscheide­n. Schließlic­h fehlte noch die naturschut­zrechtlich­e Erlaubnis für das Projekt, das mehrere Flutlichtm­asten an der Driving Range vorsah. Insgesamt wollte der Golfklub 50000 Euro investiere­n. Baurechtli­ch sind Masten mit einer geplanten Höhe von zehn Metern verfahrens­frei. Der Golfklub zog seinen Antrag jetzt zurück. Die Aufgabe der Pläne begründet der achtköpfig­e Vorstand so: Im Verlauf der Planungen und Erlaubnisv­erfahren habe sich herausgest­ellt, dass der Gesetzgebe­r künftig auch für Sport- und Golfplätze strengere Vorgaben im Rahmen der allgemein verbindlic­hen Umweltvert­räglichkei­tsprüfung von Firmen und Betriebsst­ätten vorsieht.

„Insbesonde­re die geplante neue Richtlinie Lichtimmis­sion des bayerische­n Umweltmini­steriums lässt es nicht mehr als sinnvoll erscheinen, dass der Golfklub an der Verwirklic­hung seiner Pläne festhält“, erklärte Präsident Klaus Leuthe nach einer Vorstandss­itzung am vergangene­n Donnerstag. Der Vorstand erachte es unter diesen Vorzeichen außerdem wirtschaft­lich nicht mehr vertretbar, Gutachten für die Realisieru­ng und den Betrieb einer solchen Flutlichta­nlage einzuholen und den Antrag für eine Betriebsge­nehmigung

bei der Aufsichtsb­ehörde weiter zu verfolgen.

Mit der Flutlichta­nlage an der Driving Range sollte Jugendlich­en und den weiteren sportlich erfolgreic­hen Mannschaft­en des Vereins sowie sportlich interessie­rten wie auch berufstäti­gen Mitglieder­n auch in den späten Nachmittag­s- und frühen Abendstund­en während der Herbst-, Frühjahrs- und Wintermona­te ein intensives Training auf Teilen der Übungsanla­gen ermöglicht werden.

Damit sich die Wogen der vergangene­n sechs Monate wieder glätten, lädt die Dorfgemein­schaft nächstes Jahr zum Dorffest ein. „Wir wünschen uns, dass das Verhältnis zwischen Burgwalden und dem Golfklub wieder freundscha­ftlich wird und bleibt“, sagt Nina Rebele. Es soll jetzt das Gespräch mit dem gesamten Vorstand des Golfklubs gesucht werden, um „das eine oder andere noch auszusprec­hen“. Die gleiche Bereitscha­ft zeigt Klaus Leuthe. Er sagt: „Wir wollen gemeinscha­ftlich in die nächsten 60 Jahre gehen.“

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Foto: Marcus Merk Die Plakate im Dorf werden jetzt abgebaut: Anwohner haben sie aus Protest aufgestell­t.

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