Augsburger Allgemeine (Land Nord)
An der Driving Range bleibt es nachts dunkel
Seit einem halben Jahr wird im Bobinger Ortsteil Burgwalden wegen einer neuen Flutlichtanlage gestritten
Burgwalden/Landkreis Der Streit um eine Flutlichtanlage auf dem Gelände des Golfclubs Augsburg in Burgwalden ist beendet: Der Vorstand hat beschlossen, die Pläne nicht weiter zu verfolgen. Der Antrag zur Betriebsgenehmigung bei der zuständigen Aufsichtsbehörde wird zurückgezogen. Bei den Gegnern des Projekts herrscht jetzt große Erleichterung: „Es ist ein gutes Gefühl, dass sich die letzten sechs Monate Arbeit gelohnt haben. Wir fühlen uns auch in der Sache bestätigt“, sagte Gaby Böhm von der Dorfgemeinschaft. Nina Rebele, die eine Online-Petition initiiert hatte, sagte: „Ich konnte es gar nicht fassen, als ich die Nachricht bekommen habe.“
Vergangene Woche hatte Rebele einer Biologin die Flora und Fauna von Burgwalden gezeigt. Sie entdeckte einen Braunen Bär – das ist kein Furcht einflößendes Wildtier, sondern ein seltener Nachtfalter. Er gilt in Deutschland als fast ausgestorben und ist auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten.
Rebele hatte sich seit dem Bekanntwerden der Golfklub-Pläne für den Naturschutz eingesetzt. Sie befürchtet, dass seltene und geschützte Tierarten durch den Betrieb der Flutlichtanlage gestört werden könnten. Rebele startete eine Online-Petition. Binnen weniger Wochen trugen sich fast 2500 Unterstützer in die Liste ein und gaben einen Kommentar ab. Die Petition wurde zugelassen und Anfang Juli am Landtag in München behandelt. Grünen-Abgeordneter Christian Hirneis sagte in der 14-minütigen Diskussion: „Für den Golfplatz bringt das alles nichts, aber die Störung für die Natur ist immens.“Für ihn stelle sich die Grundsatzfrage: „Brauchen wir wirklich noch mehr Fun-Faktor?“Auch die kürzlich geschlossene Allianz von Umweltminister Thorsten Glauber und dem bayerischen Golfverband war kurz ein Thema.
Im sogenannten Blühpakt wurde eine Zusammenarbeit vereinbart mit dem Ziel, heimische Insekten besser zu schützen und ihnen neue Lebensräume anzubieten. Dem würden die Pläne in Burgwalden widersprechen, meinte Hirneis, der forderte: Der Umweltminister und der Golfverband seien aufgerufen, Farbe zu bekennen. Für Hirneis ist übrigens Bernhard Langer, der in Burgwalden das Golfspielen gelernt hatte, der lebende Beweis, auch ohne Flutlicht an die Weltspitze vorstoßen zu können. Unterstützung bekam der Grünen-Abgeordnete von Volker Bauer (CSU), der sagte: „Irgendwann muss einmal Feierabend auf den Golfplätzen sein.“Golf sei eine Sommersportart, die im Sommer länger ausgeübt werden könne. Bauer warnte: „Finger weg von Flutlichtanlagen.“
Die Abgeordneten im Umweltausschuss hielten in der Mehrheit die Einwände aus der Petition für begründet, sahen aber keinen aktuellen Handlungsbedarf. Das bedeutete: Landratsamt und die Regierung von Schwaben sollten entscheiden. Schließlich fehlte noch die naturschutzrechtliche Erlaubnis für das Projekt, das mehrere Flutlichtmasten an der Driving Range vorsah. Insgesamt wollte der Golfklub 50000 Euro investieren. Baurechtlich sind Masten mit einer geplanten Höhe von zehn Metern verfahrensfrei. Der Golfklub zog seinen Antrag jetzt zurück. Die Aufgabe der Pläne begründet der achtköpfige Vorstand so: Im Verlauf der Planungen und Erlaubnisverfahren habe sich herausgestellt, dass der Gesetzgeber künftig auch für Sport- und Golfplätze strengere Vorgaben im Rahmen der allgemein verbindlichen Umweltverträglichkeitsprüfung von Firmen und Betriebsstätten vorsieht.
„Insbesondere die geplante neue Richtlinie Lichtimmission des bayerischen Umweltministeriums lässt es nicht mehr als sinnvoll erscheinen, dass der Golfklub an der Verwirklichung seiner Pläne festhält“, erklärte Präsident Klaus Leuthe nach einer Vorstandssitzung am vergangenen Donnerstag. Der Vorstand erachte es unter diesen Vorzeichen außerdem wirtschaftlich nicht mehr vertretbar, Gutachten für die Realisierung und den Betrieb einer solchen Flutlichtanlage einzuholen und den Antrag für eine Betriebsgenehmigung
bei der Aufsichtsbehörde weiter zu verfolgen.
Mit der Flutlichtanlage an der Driving Range sollte Jugendlichen und den weiteren sportlich erfolgreichen Mannschaften des Vereins sowie sportlich interessierten wie auch berufstätigen Mitgliedern auch in den späten Nachmittags- und frühen Abendstunden während der Herbst-, Frühjahrs- und Wintermonate ein intensives Training auf Teilen der Übungsanlagen ermöglicht werden.
Damit sich die Wogen der vergangenen sechs Monate wieder glätten, lädt die Dorfgemeinschaft nächstes Jahr zum Dorffest ein. „Wir wünschen uns, dass das Verhältnis zwischen Burgwalden und dem Golfklub wieder freundschaftlich wird und bleibt“, sagt Nina Rebele. Es soll jetzt das Gespräch mit dem gesamten Vorstand des Golfklubs gesucht werden, um „das eine oder andere noch auszusprechen“. Die gleiche Bereitschaft zeigt Klaus Leuthe. Er sagt: „Wir wollen gemeinschaftlich in die nächsten 60 Jahre gehen.“