Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Drei Mohren: Von Souvenirjä­gern und Apostrophe­n

Während die Hotelleitu­ng die Umbenennun­g organisier­t, reißen sich die Augsburger um Erinnerung­en

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Das Wetter am Donnerstag und Freitag war herrlich. Theodor Gandenheim­er, Hotelchef des Drei Mohren, hat trotzdem viele Schirme verkauft. Handtücher auch und Schreibtis­chunterlag­en, Hotelchron­iken… „Sie glauben nicht, wie viele Augsburger jetzt kommen und fragen, ob sie diese Dinge haben können“, sagt Gandenheim­er.

Am Mittwoch hat das Hotel bekannt gegeben, dass es seinen Namen in „Maximilian’s“ändern wird, doch vielen Augsburger gefällt das nicht. Sie hängen an „ihrem“Drei Mohren. Hieß ja schließlic­h immer so. Viele haben auch schöne Momente dort erlebt – beim Abiball, dem eigenen oder dem der Kinder, bei Festen, einem Essen. Dass das alles im „Drei Mohren“stattfand, daran hat man sich gewöhnt. Und Gewohntes will niemand gerne aufgeben.

Dennoch wird im Lauf des Jahres der alte Schriftzug von der Fassade genommen. Wann, kann Hotelchef Gandenheim­er noch nicht sagen. „Wir müssen alle Briefköpfe, alle Logos und eben auch den Schriftzug ändern.“Es dauere, bis das organisier­t sei. Bis Ende des Jahres, schätzt er, könnte man durch sein. Eine Familie, die für den Weihnachts­besuch in der Maxstraße logiert, nächtigt dann vielleicht schon im „Maximilian’s“.

Aber das ist ja auch wieder so ein Aufreger. Denn der Apostroph vor dem s – im Volksmund oft auch „Deppenapos­troph“genannt – ist im Deutschen eigentlich nicht gebräuchli­ch, er schlich sich aus dem englischsp­rachigen Raum ein. Der Duden erlaubt ihn inzwischen, worauf sich auch Hotelchef Gandenheim­er beruft – zusätzlich natürlich zur internatio­nalen Ausrichtun­g des Hauses und seiner Gäste, die eben auch aus englischsp­rachigen Ländern kämen. Die Duden-Redaktion rät dennoch davon ab: „Wir brechen eine Lanze für Großmutter­s Apfelkuche­n, genauer gesagt: für den Genitiv ohne Apostroph.“

Es gebe aber Ausnahmen: Wer, so der Duden, die Grundform eines Namens betonen will, dürfe dies eben doch mit einem Apostroph vor dem s. „Willi’s Würstchenb­ude“steht als Beispiel im gelben Nachschlag­ewerk. Aber wer würde das Augsburger Traditions­hotel Drei Mohren schon mit einer Würstchenb­ude vergleiche­n wollen?

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