Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn die Pilze aus dem Boden schießen

Die starken Regenfälle der vergangene­n Tage und die steigenden Temperatur­en sind ideal für Pilzwachst­um. Einige Arten sind daher schon jetzt in den Wäldern im Augsburger Land zu finden

- VON MATTHIAS SCHALLA

Landkreis Augsburg Das Wetter hätte besser nicht sein können. Sintflutar­tige Regenfälle zu Beginn der Woche und anschließe­nd steigende Temperatur­en. Ein Wetter, das den Wald „dampfen“lässt und somit optimale Voraussetz­ungen für ein erfolgreic­hes Pilzjahr schafft. Und die ersten Erfolge sind schon jetzt zu sehen. Hubert Droste, Forstbetri­ebsleiter der Bayerische­n Staatsfors­ten in Zusmarshau­sen, hat seine Geheimplät­ze bereits aufgesucht. „Meine erste Mahlzeit habe ich bereits gefunden“, freut er sich. Doch nicht jede Art ist bereits aus dem Boden geschossen.

„Gefunden habe ich hauptsächl­ich Pfifferlin­ge“, sagt Droste. Die Saison unter anderem für Maronen oder Steinpilze habe noch nicht richtig begonnen, „steht aber bereits in den Startlöche­rn“. Auch anSammler seien ihm bereits begegnet. Zwar waren die Körbe nur spärlich gefüllt. Aber aufgrund der Wetterlage sei die Ausgangssi­tuation ideal, und Droste ist sich sicher, „dass wir eine sehr gute Pilzsaison bekommen“.

Etwas skeptisch ist Winfried Brandmaier vom Pilzverein Augsburg-Königsbrun­n. „Ich hätte eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt mit mehr Pilzen gerechnet“, sagt der Berater rund Referent des Vereins. Feuchtigke­it sei nach den starken Regenfälle­n der vergangene­n Tage zwar ausreichen­d im Boden. Die Temperatur­en aber dürften nicht zu hoch steigen. „Der Pilz mag es nicht, wenn es zu heiß wird“, sagt er. Ein Spaziergan­g durch den Wald könne sich aber schon jetzt lohnen. „Die Artenvielf­alt ist da, nur die richtige Stückzahl noch nicht“, sagt Brandmaier.

Beste Aussichten auf Erfolg haben daher momentan die Pfifferlin­gssammler. Doch hier gibt es in diesem Jahr eine Besonderhe­it. „Die Standorte sind regional überrasche­nd unterschie­dlich“, sagt Brandmaier. An Stellen, wo er sonst fündig geworden ist, seien bislang keinerlei Pfifferlin­ge aufgetauch­t. „Dafür aber an Stellen, wo ich sonst noch nie welche gefunden habe.“

Grundsätzl­ich bevorzugt der Pfifferlin­g einen Standort mit Mischbestä­nden. „Wer noch keine Stelle kennt, sollte daher nach einem Waldstück mit Nadel- und Laubbäumen Ausschau halten“, erklärt Droste. Und wenn dann noch reichlich Moos auf dem Boden zu finden ist, sei die Chance groß, dass dort der Pfifferlin­g wächst. Droste schätzt den Pilz nicht wegen seines Geschmacks, sondern auch wegen des Ertrags. „Wenn ich die richtige Stelle gefunden habe, kann ich mich dort über mehrere Wochen bediedere nen“, sagt er. Voraussetz­ung sei allerdings, dass mit den Beständen behutsam umgegangen wird. So sollte der Sammler kleinere Pfifferlin­ge stehen lassen, „dann hat er einige Tage später eine weitere Mahlzeit“.

Droste hat noch einen Tipp für die Pilzsammle­r parat. Da die Fruchtkörp­er aufgrund des Regens sehr viel Feuchtigke­it aufgenomme­n haben, sollten die Fundstücke schonend transporti­ert werden. „Auf keinen Fall in Tüten packen, wo sie zerdrückt oder gequetscht werden“, warnt Droste. Ideal seien geflochten­e Körbe oder kleine luftdurchl­ässige Holzkistch­en für Obst.

Doch auch wer mit leeren Körben den Heimweg antreten muss, sollte nicht enttäuscht sein. „Wir sind ja alle von Natur aus Sammler und Jäger“, sagt Droste. So sei allein schon die Möglichkei­t, einen tollen Fund zu machen, eine spannende Sache. „Und wenn sich dann tatsächlic­h der Erfolg einstellt, hebt das die Stimmung ungemein.“

Neueinstei­ger haben es in diesem Jahr allerdings nicht leicht. Die beliebten Exkursione­n, die unter anderem der Pilzverein AugsburgKö­nigsbrunn anbietet, fallen in diesem Jahr aus. „Wir können diese aufgrund der Corona-Krise nur für Mitglieder durchführe­n“, bedauert Winfried Brandmaier. Sollten sich Familien jedoch erstmals mit der Nahrungssu­che in den heimischen Wäldern versuchen, empfiehlt sich auf alle Fälle ein Besuch der Pilzberatu­ng auf dem Augsburger Stadtmarkt oder im Hotel Krone in Königsbrun­n. Die Termine finden ab Ende August wieder regelmäßig jeden Montag statt.

» Sein Wissen über Pilze kann jeder Interessie­rte auch im Internet auf der Seite des Pilzverein­s Augsburg-Königsbrun­n testen unter pilzeaugsb­urg.de/quiz/

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Foto: Andreas Filke Wenn so ein stattliche­r Steinpilz aus dem Boden ragt, dann ist das für Pilzsammle­r ein herrlicher Anblick. Auf den müssen sie vermutlich aber noch ein bisschen warten. Denn die Pilzsaison steht noch in den Startlöche­rn. Derzeit finden sich im Wald hauptsächl­ich Pfifferlin­ge. Doch die Experten sind sich sicher, dass eine gute Pilzsaison vor ihnen liegt. Denn der Wald dampft.

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