Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das doppelte Pech des Bäckermeis­ters

Warum die Bäckerei Jindra in Gersthofen derzeit geschlosse­n ist

- VON OLIVER REISER

Gersthofen Die Bäckerei Jindra, die sich in der Adalbert-Stifter-Siedlung mitten in einem Wohngebiet versteckt, ist der letzte Familienbe­trieb, der in Gersthofen frische Backwaren anbietet. Vor allem die Brezen, die Bäckermeis­ter Alois Jindra, 56, nach einem alten Familienre­zept produziert, gelten als Geheimtipp in der Stadt. Weit über Gersthofen hinaus zieht das Laugengebä­ck die Kunden an. Seit fünf Wochen steht man allerdings vor verschloss­enen Türen. Nach drei Wochen Betriebsur­laub ist die Bäckerei derzeit wegen Krankheit bereits in der fünften Woche geschlosse­n.

Zunächst musste sich Alois Jindra, der die Bäckerei vor rund 30 Jahren von seinem Vater Alois übernommen hatte, wegen eines Impingemen­t-Syndroms einer Schulterop­eration unterziehe­n. Auslöser könnte das Schleppen der schweren Backbleche gewesen sein, die teilweise über Kopf transporti­ert werden müssen. „Wir haben deshalb schon ein paar Wochen früher als sonst Urlaub gemacht“, erklärt seine Frau Angelika. Sie ist ansonsten im Laden in der Franzensba­der Straße für den Verkauf von Brot, Brötchen und Kuchen zuständig. Damit muss sie sich jetzt weiter gedulden. Nach fast abgeschlos­sener Reha stürzte ihr Mann kurz vor der geplanten Wiedereröf­fnung nämlich im Bad und brach sich den Oberschenk­el. Eine weitere Operation, bei der eine Metallschi­ene eingesetzt wurde, wurde notwendig.

„Jetzt dauert es noch ein paar Wochen, bis wir wieder öffnen können“, sagt Angelika Jindra. Spätestens im September, wenn der Familienbe­trieb in zweiter Generation sein 60. Jubiläum feiern kann, soll die Wiedereröf­fnung erfolgen.

Der Geruch von frischen Brezen strömt aber weiter durch die StifterSie­dlung. Im Moment bäckt der Geselle die Brezen für die Kantine im IVV-Industriep­ark, den die Bäckewirti­n, rei Jindra seit Jahren beliefert. Die beiden Kinder der Jindras können ihren Eltern nicht helfen.

Die Tochter, 20, ist Justizfach­der Sohn, 19, hat gerade Abitur gemacht und befindet sich in der Berufsfind­ungsphase. „Der ungewohnte Tagesablau­f mit dem frühen Aufstehen ist nicht jedermanns Sache“, hat die Mutter Verständni­s, dass sie die Bäckerei nicht übernehmen wollen.

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Foto: Marcus Merk Die Bäckerei Jindra in Gersthofen ist derzeit aus gesundheit­lichen Gründen geschlosse­n.

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