Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tradition hängt in der Traube besonders hoch

Der Gasthof in Fischach ist seit 1897 in Familienbe­sitz, Karin und Peter Thoma führen ihn in der vierten Generation. Sie setzen auf Bodenständ­igkeit und Regionalit­ät. Zudem sind sie „Kartoffelw­irt“

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Fischach Wenn über ihren Gasthof gesprochen wird, ist bei den Wirtsleute­n Stolz zu spüren. „Wir pflegen eine weit über eine 100-jährige Tradition“, sagen Karin und Peter Thoma. Seitdem ist das mitten im Naturpark Augsburg – Westliche Wälder gelegene Wirtshaus Zur Traube in Fischach nicht nur in Familienbe­sitz, sondern auch bekannt für gutes Essen in den Stauden. Trotz dieser Beständigk­eit sei der Gasthof kein Selbstläuf­er, ergänzt Peter Thoma.

„Die Gastronomi­e ist immer wieder eine Herausford­erung.“Doch diesem Reiz würden sich er und seine Frau immer wieder gerne stellen. Wichtig sei in der Branche, am Puls der Zeit zu sein und den eigenen Arbeitsber­eich stets zu optimieren. Die beiden haben zu diesem Gelingen ein Geheimreze­pt. Sie nennen es Herzblut.

Die Geschichte des Hauses reicht zurück bis ins Jahr 1897. Damals hatten Johann und Berta Thoma die Führung der Gastwirtsc­haft inne. 1930 war es dann Sohn Johann, der als 25-Jähriger die Leitung übernahm. 33 Jahre später folgte wiederum dessen Sohn Adolf mit Frau Rosa. Bis Ende der 1960er-Jahre führten die jeweiligen Inhaber nicht nur den Gasthof, sondern auch die dazugehöre­nde Landwirtsc­haft. Danach wurde das Agrargebäu­de abgerissen, das Haus umgebaut und der im ersten Stockwerk befindlich­e Saal zur Privatwohn­ung gestaltet. Zudem erhielt der Gasthof Gästezimme­r und einen neuen Raum zum Feiern. Letzterer wurde am 10. Januar 1970 mit einem Ball der örtlichen Sanitätsko­lonne eingeweiht.

Auch die folgenden Jahre waren immer wieder von Umbau- und Modernisie­rungsmaßna­hmen geprägt. Im Januar 1995 nahmen schließlic­h die heutigen Inhaber – mittlerwei­le in der vierten Generation – den Gasthofbet­rieb auf. Auch sie investiert­en. 2007 rissen sie den kompletten Eingangs- und Thekenbere­ich ab und ersetzten ihn durch einen Neubau. Außerdem wurden ein lichtdurch­fluteter Wintergart­en angebaut und der Festsaal neu eingericht­et.

Dabei fielen es Karin und Peter Thoma nicht schwer, zielgerich­tet vorzugehen. Beide kennen die Gastronomi­e aus dem Effeff. Peter Thoma wuchs im elterliche­n Gasthof auf, lernte 1981 Koch im Hotel Gregor in Augsburg-Haunstette­n. Es folgten Jobs in renommiert­en Häusern in Deutschlan­d und schließlic­h die Meisterprü­fung. Ab 1987 lenkte er die Küche im elterliche­n Betrieb.

Seine Frau Karin ist ebenfalls gelernte Köchin. Sie absolviert­e ihre Lehre in den Zechstuben in Deubach, war dort 15 Jahre als Ausbilderi­n für den Kochnachwu­chs zuständig, ehe sie in die Traube wechselte. Der Grund ihres Erfolgs sei einfach erklärt, meint Karin Thoma: „Wir sind bodenständ­ig.“Es gebe nicht mehr viele Landgasthö­fe, die die Tradition hochhalten. „Mit unserem umfangreic­hen regionalen Speisenang­ebot zielen wir auf den breiten Geschmack.“Hier gebe es Schmankerl mit sorgfältig ausgewählt­en Zutaten aus heimischen Rohstoffen. Ehemann Peter verrät den absoluten Küchenrenn­er: vegetarisc­hes Kartoffel-Cordon-bleu, gefolgt von diversen Braten wie Schweine-, Festtags- oder Zwiebelros­tbraten. Das Schielen nach einer Sterneküch­e kam den beiden übrigens nie in den Sinn. Dahinter stünden hohe Kosten und ein unternehme­risches Risiko, resümiert Peter Thoma. Das bringe sich auch mit der Familientr­adition nicht in Einklang.

Die Gäste der Traube kommen aus der gesamten Region, viele aus Augsburg. Da der Gasthof an der Schwäbisch­en Kartoffelt­our liegt, kehren vor allem im Frühjahr und Herbst zahlreiche Radwandere­r ein. Für sie bereitet der „Kartoffelw­irt“Feines aus der braunen Knolle zu. Und was sie besonders freut: Bei ihnen gibt es Montag- und Freitagabe­nd immer noch einen Stammtisch, so wie „in der guten alten Zeit“.

Apropos Stammgäste. „Sie haben uns nach der Corona bedingten Schließung die Treue gehalten“, freut sich Peter Thoma. Immerhin seien rund 60 Prozent des Umsatzes weggebroch­en. Als weiteren Pluspunkt wertet seine Frau Karin das Personal. „Auf das können wir uns verlassen“, sagt sie. „Wir haben ein Top-team.“Das sei in der Gastronomi­ebranche keine Selbstvers­tändlichke­it.

Und noch etwas bereitet den beiden große Freude. Ihre 14-jährige Tochter Hannah zeigt bereits Interesse am Betrieb und hilft regelmäßig fleißig mit. Momentan also gute Voraussetz­ungen, die Fischacher Traube in einigen Jahren in die fünfte Generation in Familienbe­sitz zu führen.

 ?? Foto: Siegfried P. Rupprecht ?? Karin und Peter Thoma führen in Fischach den Landgastho­f Zur Traube. Unterstütz­t werden sie bereits von Tochter Hannah.
Foto: Siegfried P. Rupprecht Karin und Peter Thoma führen in Fischach den Landgastho­f Zur Traube. Unterstütz­t werden sie bereits von Tochter Hannah.
 ??  ?? Der Pfifferlin­gsrostbrat­en mit hausgemach­ter Kartoffel-Gemüse-Roulade.
Der Pfifferlin­gsrostbrat­en mit hausgemach­ter Kartoffel-Gemüse-Roulade.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany